Titel: Hammerwerke mit Kraftantrieb.
Autor: Pregél
Fundstelle: Band 322, Jahrgang 1907, S. 343
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Hammerwerke mit Kraftantrieb. Von Professor Pregél, Chemnitz. (Fortsetzung von S. 326 d. Bd.) Hammerwerke mit Kraftantrieb. Berners Luftdruckhammer. Von der Werkzeugmaschinenfabrik Berner & Co. in Nürnberg wird der in Fig. 5154 vorgeführte Luftdruckhammer gebaut, welcher entweder durch Riemen oder wie abgebildet, mittels Elektromotor betätigt wird. Hierzu dient das als Schwungrad ausgeführte Zahnrad b (Fig. 53), welches auf der Kurbelwelle a sitzt, an deren anderem freien Ende die Bremsscheibe c vorgesehen ist. Mit der Kurbelstange d (Fig. 51) wird der Hebel f geschwungen, der in der Zapfenhülse g in der Art gestützt wird, daß sein Zapfenstiel sich in g verschiehen kann. Das zweiteilige Gabelende des Schwinghebels f faßt mit seinen Augen die Zapfen h (s. a. Fig. 52) der hohlen Kolbenstange, die zum Kolben i gehört. Letzterer wirkt als beweglicher Zylinderboden und Luftpumpe. Ueber ihm bewegt sich der eigentliche Hammerkolben k, der den in Gestellbahnen geführten Hammerbär l trägt. Am Zylinder m ist ferner das Schiebergehäuse n angeschraubt, in welchem der Schieber p zur Regelung des Hammerbetriebes mittels Stellhebel- und Fußtrittgestänge (s. Fig. 51) verstellt wird, wobei reine Außenluft durch den Rohrstutzen o zugeführt wird. Vier im Zylinder eingegossene, in entsprechenden Höhenabständen angeordnete Kanäle, werden durch den Schieber p in Beziehung zu Ventilen gebracht, durch welche die Menge der durch die beiden Arbeitskolben im Zylinder m abgefangenen Luft verändert werden kann. Bei der in Fig. 52 und 54 gezeigten tiefsten Schieberstellung steht der obere Winkelkanal 11 mit dem Druckventil q (Fig. 54) derart in Beziehung, daß der hochfliegende Hammerkolben k die Luft aus dem oberen Zylinderraum durch das Ventil q ins Freie treibt. Beim Niedergehen des Kolbens k kann frische Luft nicht wieder zutreten, weil das Ventil q die Verbindung mit dem oberen Zylinderraum nun abschließt. Es entsteht daher beim Niedergang von k Luftverdünnung, durch die der Hammerkolben in gegebener Höhe in der Schwebe erhalten wird. Der untere Kolben i bewegt sich trotzdem regelmäßig auf und ab, sofern die Luft im mittleren Zylinderraum, zwischen beiden Kolben i und k ungehindert aus- und eintreten kann. Textabbildung Bd. 322, S. 344 Fig. 51. Textabbildung Bd. 322, S. 344 Fig. 52. Textabbildung Bd. 322, S. 344 Fig. 53. Textabbildung Bd. 322, S. 344 Fig. 54. In der unteren Stellung des Schiebers p sind aber beide aus o führenden Zugangswege 2 und 3 durch p geschlossen, so daß ein Luftwechsel auch nach dem mittleren Zylinderraum verhindert bleibt. In diesen Raum münden drei Kanäle, und zwar mittelrichtig der obere Kanal 4, welcher mit dem ∪-förmigen Ausschnitt 5 (Fig. 52 und 53) des Schiebers p übereinstimmt, ferner der mittelhoch, und seitlich nach vorne angebrachte Winkelkanal 6, welcher mit dem Druckventil r (Fig. 53) in Verbindung steht und endlich der untere seitlich nach hinten abgebogene Kanal 7, der durch den Hahn s abgedrosselt bezw. ganz abgeschlossen werden kann. Außerdem ist im Schieber p ein oberer ∪-förmiger Ausschnitt 8 vorgesehen, welcher mit dem Winkelkanal 11 in Beziehung gebracht wird. Beide ∪-förmige Kanäle, 5 und 8 besitzen dreieckförmige, spitz zulaufende Kanalzweige, welche mit den geraden Kanälen 2 und 3 eine gut regelbare Luftzuführung ermöglichen. Ein kleines unter dem Anschlagdeckel des Schiebers p vorhandenes Saugventil t besorgt eine leichte Luftzuführung in den Schieber, um bei schwebendem Hammerkolben k eine Luftverdünnung im Schieberkanal 8 zu verhindern. Wird nun der Schieber p in die Mittellage eingestellt, so daß 2 mit 1 durch 8 und 3 mit 4 durch 5 in Verbindung gebracht ist, so fällt der Hammerkolben k, weil Luftverdünnung im oberen Zylinderraum nicht mehr vorhanden ist, und weil ferner die Luft unter dem fallenden Kolben k durch 4, 5, 3 ins Freie gelangen kann. Unter allen Umständen bleibt in der tiefsten Lage des Hammerbärs noch ein entsprechend hoher lufterfüllter Raum zwischen den beiden Kolben i und k zurück. Beginnt nun der untere Kolben i seinen Aufstieg, so wird diese Zwischenluft nach entsprechender Verdichtung den Hammerkolben k hochführen und ihn dann noch durch Expansion hochschnellen. Der Kolben k steigt hierbei vermöge der ihm innewohnenden lebendigen Kraft so hoch, bis die Mündung des Kanals 1 überschritten und nun Verdichtung der Fig. 52. Luft zwischen dem Kolben und dem oberen Zylinderdeckel eintritt. Die Luft wirkt dann als Puffer und beschleunigt den Niedergang des Hammerkolbens k. In seiner höchsten Hubstellung erreicht der Triebkolben i den Kanal 4 und überdeckt dabei die Kanäle 6 und 7, welche im Niedergange von i wieder frei werden und dann ihren Zwecken dienen. Wird der Schieber p in höhere Lagen gebracht, so treten die dreieckförmigen Winkelausschnitte der Kanäle, 5 und 8 in Geltung. Sie verengen die Durchgangsquerschnitte der Luftkanäle, so daß dadurch die Schlagstärke des Hammers abgemindert wird. Beide Kolben sind aus Stahl gefertigt, sämtliche Gleitstücke mit Rotguß ausgekleidet. Der dargestellte Hammer besitzt 250 mm Zylinderdurchm., 150 mm Kurbelhub und 270 mm Kolbenhub durch den Schwinghebel. Der untere Kolben i erhält eine angedrehte Hohlstange von 120 zu 95 mm Durchm. und Hebelzapfen von 60 mm Stärke. Bei abgestelltem Handhebel kann der Schieber p mit dem Fußtrittgestänge gesteuert werden. P. Pilkingtons Preßlufthammer. Auf der Schiffswerft von W. Beardmore & Co. in Dalmuir ist eine größere Anzahl Schmiedehämmer verschiedener Größe aufgestellt, die mit Preßluft von 2 at und 6 at je nach der erforderlichen Schlagkraft betätigt werden. Diese von P. Pilkington bei Preston, England, gebauten Preßlufthämmer stellen einen ganz neuen Typ vor. Das in Fig. 55 nach Engineering 1907, I, S. 176 dargestellte Hammerwerk besitzt zwei Zylinder, von denen der große a über dem kleineren b angeordnet ist. Der untere Zylinder b ist in der Längsachse geteilt, und beide Teile sind mittels Längsflanschen durch Schrauben verbunden. Diese Teilung ist zu dem Zwecke durchgeführt, um die Hammerstange c mit den beiden Kolben d und f aus einem Stück herstellen, beziehungsweise dieses Stück in den unteren Zylinder b einführen zu können. Ist dies geschehen, so kann der große Zylinder a über den Kolben f geführt werden. Direkte Preßluft von niederer Spannung wirkt nur unter dem großen Kolben f, Preßluft von hoher Spannung nur über den kleinen Kolben d. Textabbildung Bd. 322, S. 345 Fig. 55. Zur Steuerung sind zwei auf gemeinschaftlicher Stange angeordnete Kolbenschieber g und h vorgesehen, welche durch den Handhebel i betätigt werden. Der für den Zylinder b bestimmte Kolbenschieber g erhält die starke Preßluft durch die Zuleitung k und sendet die abgehende Luft zum Teil in den Zylinder a unter den Kolben f, den Restteil durch die Rohrleitung l nach dem Niederdruckbehälter zurück. Soll nur leicht, also mit Freifall, geschmiedet werden, so wird die Hochdruckleitung k abgestellt und nur durch Preßluft von der Niederdruckleitung l aus, mit dem großen Kolben f gearbeitet, wobei die abgehende Luft ins Freie tritt. Bei schwerer Schmiedearbeit wird mit hochgespannter Preßluft aus k durch g auf den Kolben d gearbeitet, so daß nebst dem Freifallgewicht des Kolbengestänges auch noch beschleunigende Oberwirkung, wie beim doppeltwirkenden Dampfhammer möglich wird. Die Vorzüge und wirtschaftlichen Vorteile dieses doppeltwirkenden Preßlufthammers gegenüber einem gleich starken Dampfhammer sind so überzeugend einleuchtend, daß ein weiterer Hinweis überflüssig erscheint. Schuberths Kolbenschieber für Druckluft-Schmiedehämmer. Von der Firma Schmidt & Wagner, Berlin werden nach Schuberths D. R. P. 147207 Kolbenschieber bezw. auch Flachschieber für Dampf- und Drucklufthämmer hergestellt, welche als Ersatz vorhandener Steuerungsorgane auch in bestehende Schmiedehämmer eingebaut werden. Mit diesem neuen Schieber soll der Verbrauch an Preßluft für gleiche Hammerleistung wesentlich herabgesetzt werden, was durch Verhinderung der sonst starken Kompression der unter dem Hammerkolben abgefangenen Druckluft erreicht werden soll. Ferner wird angegeben, daß mit diesem Schieber ein übermäßig rasches Hochschnellen des Hammerkolbens vermieden, überhaupt das Hammerwerk leichter und deshalb zweckentsprechender gesteuert werden kann. Der Schuberthsche Schieber besitzt hierzu an der Einströmkante für den unteren Zylinderraum zungenförmige Ansätze a (Fig. 56b u. 56d), die bei innerer Abströmung durch den Kanal b (Fig. 56a) außen, bei innerer Einströmung durch den Kanal c (Fig. 56c) naturgemäß an der Innenkante des Schiebers (Fig. 56d) angeordnet sind. Textabbildung Bd. 322, S. 345 Fig. 56a. Textabbildung Bd. 322, S. 345 Fig. 56b. Textabbildung Bd. 322, S. 345 Fig. 56c. Textabbildung Bd. 322, S. 345 Fig. 56d. In Fig. 56a ist ein alter Kolbenschieber für Außenkantabschluß, in Fig. 56c ein solcher für Innenkantabschluß vorgeführt, für welche die in Fig. 56b u. 56d gezeigten Kolbenschieber als Ersatz dienen sollen. Wie aus der Skizze zu ersehen ist, wird diese Einrichtung nur für die Einströmung des Kraftmittels unter dem Kolben vorgesehen, während die Verteilung oberhalb des Kolbens die ursprüngliche bleibt. Da aber Ausströmung und Kompression nur von der inneren Schieberkante (Fig. 56b) bezw. äußeren Kante (Fig. 56d) beeinflußt werden, diese Schieberkanten aber unverändert bleiben, so ist die angegebene günstigere Hammerwirkung in der Hauptsache nur der geringeren Menge der zum Heben des Hammerkolbens zugeführten Preßluft zuzuschreiben. Bêchés Fallhammeraufzug. Die Firma Bêché & Grohs in Hückeswagen bauen den in Fig. 57a und 57b dargestellten Fallhammer, dessen Aufzugsvorrichtung wesentliche Vorzüge gegenüber älteren Ausführungen besitzt. Dieser Aufzug besteht aus dem Zylinder a (Fig. 57a) mit Kolben b, an dessen untere Kolbenstange der Pufferkolben c sitzt, welcher im Deckelrohr d sich bewegt. Die obere Stange trägt die Seilrolle f. Sie ist durch eine Führung gesichert und wirkt im Aufwärtsgang nach Art eines umgekehrten Rollenzuges, indem das gespannte Seil g die Trommelscheibe h, ihre Welle und damit den Hebel i dreht, an den das Bärseil k angeschlossen ist, das über die lose Rolle k1 führt. Das feste Ende des Seiles g ist behufs Regelung der Seillänge an die Scheibe l angelenkt, die einen Lochkreis besitzt und dadurch eine Dreh Verstellung mittels Einsteckstiftes ermöglicht. Um ferner Anschlagen des aufsteigenden Kolbens b an den oberen Zylinderdeckel zu vermeiden, tritt Pufferwirkung ein, sobald der Kolben die Oeffnung m überschreitet. Textabbildung Bd. 322, S. 346 Fig. 57a. Die Steuerung besteht aus dem Kolbenschieber n, der in seiner Tieflage die Einströmung des Druckmittels (Preßluft oder Dampf) unter dem Kolben b vermittelt und so den Aufhub des Fallbärs besorgt. Wird der Kolbenschieber n durch den Steuerhebel o ganz hochgestellt, so strömt das Druckmittel ab, der Bär fällt und nimmt durch das Treibseil g die Seilrolle f mit, so daß der Kolben b durch sein Eigengewicht und durch einen Teil der erwähnten Triebkraft niedergestoßen wird. Um sein Anschlagen an den unteren Deckel zu vermeiden, dient der bereits erwähnte Pufferkolben c, unter welchem beständig das durch das Rohr p zugeleitete Druckmittel wirkt. Um Druckmittel zu sparen, ist Expansion durch die folgende sinnreiche Einrichtung ermöglicht. In der am Zylinder angegossenen Tasche q ist eine mit Ventilschrauben r verschließbare Lochreihe vorgesehen. Je nach dem gewünschten Füllungsgrade 50–80 v. H. wird eines dieser Löcher frei gemacht und damit eine Verbindung des unteren Zylinderraumes durch die Tasche q und eines kleinen Rohres s mit dem oberen Kolbenschieber t erreicht, welcher mit seiner oberen Randleiste in einem durch den Deckel u begrenzten Hube spielt. Textabbildung Bd. 322, S. 346 Fig. 57b. Ueberschreitet der Hauptkolben b die freigelegte Oeffnung, so tritt das Druckmittel durch q und s unter den Schieber t, hebt ihn und damit auch den durch die Schieberstange angeschlossenen Steuerkolben n. Dieser Hub reicht hin, damit der Steuerkolben in seiner Mittellage den Abschluß herbeiführt. In Fig. 57b ist eine ganze Anlage angedeutet, bei der in jedem Gerüstfelde ein Hammerwerk angeordnet ist. Bei diesem Aufzuge geht das Bärseil nicht über eine lose Rolle wie in Fig. 57a, sondern es wird unmittelbar an die Seilscheibe u angebracht. Auch ist bei diesem Aufzugwerk die Führung der Triebwelle f als entbehrlich, weggelassen. (Fortsetzung folgt.)