Titel: Der Temperley-Verlader.
Autor: Stephan
Fundstelle: Band 322, Jahrgang 1907, S. 579
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Der Temperley-Verlader. Von Regierungsbaumeister Stephan. (Schluß von S. 565 d. Bd.) Der Temperley-Verlader. Für das Elektrizitätswerk Deptford der London Electric Supply Corporation hat man den feststehenden Transporter zur Beschickung des Kesselhauses und des daranliegenden Kohlenlagers dienstbar gemacht (Fig. 13). Damit der vordere Teil der Laufschiene beim Verholen des Schiffes nicht hochzuheben ist, werden die Kohlen von einem fahrbaren Dampfdrehkran vermittels eines Selbstgreifers in einen kleinen Füllrumpf verladen, woraus sie in die darunter gefahrenen Transportkübel gleiten. Die Untersatzwagen werden durch eine Weiche auf das Nebengleis geschoben, wo die Wägung stattfindet, und dann hebt der Verlader den Kübel ab. Die ganze 122 m lange Laufbahn wird von zwei großen A-Gestellen und nur drei Pendelstützen über den Kesseln getragen. In dem hinteren Gerüst steht unten die Dampfwinde zur Bewegung der Laufkatze, die von einem Mann in dem 9 m darüber gelegenen Führerhaus gesteuert wird. Der Flaschenzug zur Rückführung der Katze ist am vorderen Ständer angebracht. Das Kohlenlager, das i. M. 7 m hoch angeschüttet wird, hat eine Länge von 42 m. Textabbildung Bd. 322, S. 580 Fig. 13.Verlader zum Kohletransport in Deptford. Textabbildung Bd. 322, S. 580 Fig. 14.Schwingender Verlader an einem Speicher. Textabbildung Bd. 322, S. 580 Fig. 15.Schwingender Verlader auf Schiffen. Man hat den Verlader auch frei beweglich in der Art eines schwingenden Kranes ausgeführt. Besonders vorteilhaft erweisen sich solche Anlagen, wenn die Schiffe des zu flachen Ufers wegen nicht bis an den Speicher herankommen können. Fig. 14 zeigt ein Beispiel einer derartigen Anlage. Obwohl die Länge des Auslegers 30 m beträgt, muß das Gut dennoch erst vermittels der üblichen Masten-Schwenkkrane in einen Leichter übergeladen werden, von wo es der Transporter aufnimmt, der abwechselnd mehrere Arbeitsstellen bedienen kann. Die dem Winddruck ausgesetzte Fläche ist eine sehr geringe, ebenso ist das Eigengewicht der Konstruktion im Verhältnis zu einem Schwenkkran von etwa gleicher Ausladung sehr klein, so daß das Schwenken um den ziemlich kleinen Winkel wenig Kraft erfordert. Mit der gezeichneten Anlage können stündlich 50 Lasten von je 1 t Nettogewicht übernommen werden. Um Schiffe in entlegenen Hafenplätzen oder an Stellen, wo sich geeignete Hebezeuge nicht vorfinden, schnell be- und entladen zu können, werden die Temperley-Verlader neuerdings auf dem Schiffe mitgeführt. Sie bestehen außer der Laufkatze nur noch aus dem I-Träger, an dem unten alle 1,5 m Anschläge zum Festhalten der Laufkatze angebracht sind. Der Baum, der in Längen von 9 bis 20 m geliefert wird, wird nun in der Neigung 1 : 3 bis 1 : 4 an den Masten des Schiffes durch Halteseile und Flaschenzüge befestigt, oder nötigenfalls auch an Seilen, die zwischen den Masten ausgespannt sind (Fig. 15). Der Antrieb des Förderseiles erfolgt durch die gewöhnliche Schiffswinde. Als Hauptvorteil dieser Einrichtung ist anzusehen, daß die Last geradlinig ohne Schwenken auf dem kürzesten Wege befördert wird, und daß, wenn mehrere solcher Transporteure nebeneinander arbeiten, die Entladung erheblich schneller von sich geht, als bei Benutzung der Schwenkmaste. Textabbildung Bd. 322, S. 580 Fig. 16.Längsschnitt und Aufsicht des schwimmenden Kohlenlagers. A = Kreuzer; B = Schlachtschiff. Wie verschiedene der vorbeschriebenen Ausführungsformen unter Umständen in größerer Zahl vereinigt werden können, zeigt ein für die englische Marine geliefertes schwimmendes Kohlendepot von 12000 t Inhalt (Fig. 16 und 17). Es ist imstande, stündlich 600–700 t Kohle zu liefern. Sechs wasserdichte Querschotte teilen das Schiff in sieben Abteilungen; die fünf mittleren enthalten je zwei Kohlenkammern mit geneigtem Boden, im hinteren Teil befindet sich die Maschinenanlage von 600 PS für die Erzeugung des elektrischen Stromes zum Antrieb der Winden, Ventilationsvorrichtungen usw., sowie zur Beleuchtung; die vordere Abteilung enthält die Räume für die Mannschaften und dergl. Die Kohlen werden durch Oeffnungen im Boden über abnehmbare Füllschnauzen in Säcke gefüllt und dann aus dem Mittelgang des Schiffes, der in der ganzen Länge durchläuft, hochgehoben. Vor Anlegung des Kriegsschiffes können in den Arbeitsräumen unter dem Kohlenlager bereits 1000 t in Säcken bereit gehalten werden, ohne daß sie bei der weiteren Arbeit stören. Textabbildung Bd. 322, S. 581 Fig. 17.Querschnitt des schwimmen den Kohlenlagers. Textabbildung Bd. 322, S. 581 Fig. 18.Deck des schwimmenden Kohlenlagers. Auf dem Deck befinden sich nun vier auf Schienen fahrbare Türme, deren jeder drei Verlader trägt. Der eine wagerecht gelagerte geht nach beiden Seiten über das Kohlenschiff hinaus und dient hauptsächlich zum Ueberladen aus einem Kohlenschlepper in das auf der gegenüberliegenden Bordseite anlegende Kriegsschiff. Die beiden anderen sind an Schwenkarmen frei beweglich aufgehängt und werden nur zur Verladung von Kohlen aus den Depoträumen in das Kriegsschiff bezw. umgekehrt zur Auffüllung des Depots von einem Transportschiff aus benutzt. Natürlich kann außerdem auch der wagerechte Baum hierfür verwendet werden. Fig. 18 gibt eine sehr instruktive Ansicht des Ganzen wieder. Allerdings ist die Umladung auf hoher See nur bei ruhigem Wetter möglich; im allgemeinen wird die Bekohlung einer Kriegsflotte durch derartige Einrichtungen nur in einem Hafen erfolgen können.