Titel: Neuere Pumpen und Kompressoren.
Autor: Fr. Freytag
Fundstelle: Band 323, Jahrgang 1908, S. 327
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Neuere Pumpen und Kompressoren. Von Prof. Fr. Freytag, Chemnitz. (Fortsetzung von S. 285 d. Bd.) Neuere Pumpen und Kompressoren. Neben den vorgenannten metallenen Ringventilen werden von der Gebr. Körting A.-G. seit einiger Zeit auch Gummiringventile, der Fig. 91 ersichtlichen Bauart verwendet, deren bewegliche Teile aus in Rinnen liegenden Gummiringen bestehen. Durch sorgfältig erprobte Wahl des Materials und der Formgebung der Ringe sowohl, wie auch des Ventilkörpers ist es gelungen, diesen Ventilen eine außerordentliche Dauerhaftigkeit zu geben, so daß ihre sonstigen vorteilhaften Eigenschaften, wie das vollkommen geräuschlose Arbeiten und der selbst bei unreinem oder nicht ganz sandfreiem Wasser dauernd dichte Abschluß voll zur Geltung kommen. Diese Ventile haben sich derart vorzüglich bewährt, daß z.B. die Stadt Posen nach Versuchen mit einem solchen für ihre älteren Wasserwerkspumpen sieben Gummiringventile nachbestellte. Fig. 92 zeigt eine einfachwirkende, mit Gummiringventilen arbeitende schnellaufende Kolbenpumpe der Gebr. Textabbildung Bd. 323, S. 326 Fig. 91.Gummiringventil von Gebr. Körting A.-G. Körting A.-G. Die Ventile sind hier konzentrisch hintereinander liegend angeordnet, derart, daß Saug- und Druckventil miteinander vereinigt und nach Lösen eines hinteren Deckels leicht aus dem Pumpenkörper zu entfernen sind. Textabbildung Bd. 323, S. 327 Fig. 92.Schnellaufende Kolbenpumpe mit Gummiringventilen von Gebr. Körting A.-G. Beim Saughube des mit doppelter Ledermanschettendichtung ausgebildeten Plungerkolbens werden die Ringe des Saugventils von ihren Sitzen abgehoben, diejenigen des Druckventils auf dieselben gepreßt; das Umgekehrte findet beim Druckhube des Kolbens statt. Der Kurbelmechanismus ist in einem vollständig eingekapselten Gehäuse untergebracht, das gleichzeitig zur Aufnahme des für die Tauchschmierung der Kurbel und des Kolbens dienenden Oeles ausgebildet ist. Mit dem Pumpengehäuse ist eine gemeinschaftliche Saug- und Druckhaube verbunden. Bei höheren Umlaufzahlen und größeren Saughöhen empfiehlt sich jedoch, in möglichster Nähe der Pumpe einen besonderen Saugwindkessel anzuordnen. Körtings schnellaufende Pumpen mit Gummiringventilen werden für Leistungen bis zu 6 cbm/Std. und 40 m Förderhöhe ausgeführt; die größte Umlaufzahl beträgt ∾ 300 i. d. Minute. Zum Zwecke der Förderung kleinerer Wassermengen auf niedrige Höhen liefert die genannte Firma mit Verbrennungskraftmaschinen vereinigte Wasserpumpen stehender Anordnung. Wie Fig. 93 ersichtlich, wird die als Differentialpumpe ausgebildete Hebemaschine mittels Zahnradvorgelege von der Kurbelwelle der Gasmaschine aus angetrieben. Letztere arbeitet nach dem Viertaktsystem mit Ventilsteuerung und Glüh- oder elektrischer Zündung. Als Betriebsmittel sind Leuchtgas, Benzin, Benzol, Spiritus, Petroleum und andere flüssige Brennstoffe verwendbar. Wenn der Wasserspiegel im Brunnen oder dergl. so weit sinkt, daß eine Saugwirkung der Pumpe nicht mehr möglich ist, kann dieselbe abgekuppelt und tiefer als die Antriebsmaschine gestellt werden; sie wird dann durch ein Gestänge vom Zahnradvorgelege aus angetrieben. Die Pumpen werden für Leistungen von 3–24 cbm/Std. und für Förderhöhen bis zu 30 m gebaut. Textabbildung Bd. 323, S. 327 Fig. 93.Mit Gasmaschine gekuppelte Differentialpumpe von Gebr. Körting A.-G. Die für größere Wasserversorgungsanlagen von Gemeinden, Städten und dergl. von der Gasmotorenfabrik Deutz in Köln-Deutz gebaute liegende doppelwirkende Plungerpumpe ist in Fig. 94 ersichtlich. Der Antrieb geschieht zumeist von einem Gasmotor aus durch Riemen- oder Seil-, in seltenen Fällen auch durch Zahnradübertragung. Textabbildung Bd. 323, S. 328 Fig. 94.Doppeltwirkende Plungerpumpe der Gasmotorenfabrik Deutz. Der in Bajonettform ausgeführte Rahmen bildet mit dem Hauptkurbellager mit vierteiligen, durch Druckschrauben nachstellbaren Schalen und der am Pumpenanschluß behufs bequemer Zugänglichkeit der Stopfbüchse sehr geräumig gehaltenen runden Kreuzkopfführung ein einziges Gußstück. Die Pumpenkörper sind auf einem gemeinsamen Saugwindkessel befestigt, bei kleineren Typen mit demselben auch aus einem Stück gegossen. Die Saug- und Druckventile, deren Sitze durch von außen stellbare Druckstifte gehalten werden, sind übereinander angeordnet und unmittelbar über den letzteren kugelförmige Drucklufthauben angebracht. Die vom Plungerdruck herrührenden achsialen Kräfte zwischen den beiden Pumpenkörpern werden durch ein Zwischenstück aufgenommen, welches gleichzeitig zur Zentrierung der beiden Körper und als Wassertrog für die Stopfbüchse dient. Textabbildung Bd. 323, S. 328 Fig. 95.Pumpenventil mit Rohrgummifedern der Gasmotorenfabrik Deutz. Die Bauart der mit Rohrgummifedern belasteten Ventile zeigt Fig. 95. Bei Drücken über 200 m Wassersäule werden statt der Ventile mit metallenen Dichtungsflächen solche mit Lederstulpdichtung (Fig. 96) verwendet. Der Ventilteller ist auch hier mit einer Rohrgummifeder belastet. Die Saughöhe kann bei diesen Pumpen bis zu 8 m betragen, ohne daß die Ventile Geräusch verursachen bezw. der Lieferungsgrad der Pumpe hierdurch merklich beeinflußt wird. Als Druckhöhe ist für die normale Ausführung 100 m angenommen; für höhere Drücke kann die Pumpe leicht verstärkt werden. Sie wird für Leistungen von 13 bis 316 bezw. als doppeltwirkende Zwillingspumpe für solche von 50–632 cbm/std. bei 80–55 Uml./Min. gebaut. Textabbildung Bd. 323, S. 328 Fig. 96.Pumpenventil mit Lederstulpdichtung der Gasmotorenfabrik Deutz. Fig. 97 zeigt eine liegende, doppeltwirkende Kolbenpumpe der Gasmotorenfabrik Deutz, wie sie für kleinere Leistungen – 5,5–80 cbm/Std. bei 120–70 Uml./Min. – eine Gesamtförderhöhe von 50 m und für Saughöhen bis 7 m vielfach ausgeführt ist. Der Riemenantrieb der Pumpe kann unmittelbar vom Motor oder von einer Wellenleitung aus erfolgen. Textabbildung Bd. 323, S. 329 Fig. 97.Doppeltwirkende Kolbenpumpe der Gasmotorenfabrik Deutz. Der mit der runden Kreuzkopfführung zusammengegossene Gabelrahmen besitzt unter 45° geteilte Lager. Die Pumpe arbeitet mit Gruppenventilen der Fig. 98 ersichtlichen Konstruktion. Je ein Saug- und Druckventil sitzen auf einer gemeinsamen Spindel und werden durch eine Druckschraube im Pumpenkörper gehalten, nach deren Lösen sie sofort entfernt werden können. Gegen das Gehäuse sind sie durch Rundgummischnüre abgedichtet, die Ventilteller durch Gummifedern belastet. Innerhalb des runden Pumpenkörpers ist zu beiden Seiten jedes Saugventils und in deren unmittelbaren Nähe ein Saugwindkessel und über den Druckventilen eine reichlich groß bemessene Windhaube vorgesehen. Für Saugleitungen bis 50 m und für Druckleitungen bis 150 m Länge können infolgedessen besondere Windkessel entbehrt werden. Textabbildung Bd. 323, S. 329 Fig. 98.Gruppenventil für Kolbenpumpen der Gasmotorenfabrik Deutz. Der Kolben wird bis 40 m Druckhöhe mit Lederstulpen ausgerüstet, darüber hinaus jedoch mit metallenen Dichtungsringen versehen. Eine von der Gasmotorenfabrik Deutz im Jahre 1906 ausgeführte Wasserwerksanlage der Stadt Brieg zeigt Fig. 99. Sie besteht aus zwei voneinander unabhängingen Maschinensätzen, von denen jeder 4,5 cbm/Min. Rohwasser auf etwa 15 m und 4,18 cbm/Min. Reinwasser auf etwa 37,5 m Gesamthöhe fördert. Je ein liegender 70 pferdiger Sauggasmotor treibt mittels Riemen eine doppeltwirkende Zwillingsplungerpumpe der Fig. 97 ersichtlichen Bauart, deren eine Hälfte das Rohwasser und deren andere Hälfte das Reinwasser hebt. Textabbildung Bd. 323, S. 329 Fig. 99.Wasserwerksanlage der Stadt Brieg. (Fortsetzung folgt.)