Titel: Polytechnische Rundschau.
Fundstelle: Band 323, Jahrgang 1908, S. 413
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Polytechnische Rundschau. Polytechnische Rundschau. Thermo-Amperemeter. Das neue von Duddel angegebene und von der Cambridge Scientific Instrument Co. Ltd. gebaute Instrument ist besonders zur genauen Messung kleiner Wechselströme beliebiger Frequenz und Wellenform gebaut; ferner ist besonderer Wert auf gute Transportfähigkeit gelegt. Es soll zu Messungen in der Telephonie, der drahtlosen Telegraphie und zur Messung von Strömen für medizinische Zwecke dienen. Elektromagnetische Instrumente, bei denen eine Spule unmittelbar oder unter Verwendung von Eisen auf eine andere wirkt, sind für die angegebenen Zwecke nicht brauchbar, da bei Frequenzen von 1000 die Selbstinduktion zu groß wird und überdies bei Verwendung von Eisen der Einfluß der Wellenform auf die Meßergebnisse zu groß ist. Elektrostatische Instrumente können anderseits nicht verwendet werden, da die verfügbaren Spannungen nur gering sind und die Instrumente überdies bei Frequenzen von der Größenordnung 100000 wegen ihrer Kapazität verhältnismäßig große Ladeströme aufnehmen. Die besten Ergebnisse werden erzielt durch Messung der Erwärmung eines* von dem Strom durchflossenen Leiters. Besonders vorteilhaft ist hierbei, daß das Meßergebnis nicht durch das Zusammenwirken der Wechselströme mit magnetischen Feldern erhalten wird und daß weder Selbstinduktion noch Kapazität störend wirken können. Die Erwärmung kann in verschiedener Weise gemessen werden: 1. kann durch den Hitzdraht die Ausdehnung eines bestimmten Luftvolumens gemessen werden, 2. kann die Längenänderung des Drahtes 3. die Widerstandsänderung des Hitzdrahtes und 4. können auftretende thermoelektrische Kräfte bestimmt werden. Bei der Messung der Längenausdehnung des Hitzdrahtes kommt als Nachteil in Betracht, daß etwa 1/10 Watt erforderlich ist, um den größten Zeigerausschlag zu erzielen und daß ferner bei Temperaturänderungen des Raumes, in dem sich das Instrument befindet, durch verschiedene Erwärmung des Hitzdrahtes und des Halters sich Verschiebungen der Nullage des Instrumentes ergeben. Schließlich muß der Draht unter Spannung gehalten werden, wodurch eine Ermüdung des Materiales und infolgedessen Ungenauigkeiten bedingt sind. Instrumente, die das dritte Verfahren benutzen, geben zwar im Laboratorium ausgezeichnete Resultate; die Messung ist jedoch umständlich und gestattet nicht die Verwendung eines Zeigerinstrumentes. Das neue Instrument benutzt das vierte Verfahren und beruht auf demselben Prinzip wie das bekannte Duddelsche Thermo-Galvanometer. In dem Luftraum zwischen dem aus weichem Eisen hergestellten Polschuhen eines permanenten Magneten und einem zylindrischen Eisenkörper ist eine Spule drehbar angeordnet, deren Enden an der Unterseite der Spule an zwei Metallstäben eines Thermoelements angeschlossen sind. Diese Stäbe bestehen aus besonderen Legierungen, die eine hohe thermoelektrische Kraft ergeben. Die unteren Enden der Stäbe sind an eine dünne kreisförmige „Aufnahmeplatte“ angelötet. Unmittelbar darunter ist die Heizvorrichtung angebracht. Bei Instrumenten, welche für 20 Milliampere und weniger den vollen Ausschlag geben sollen, besteht diese Heizvorrichtung aus einem mit einem Platinüberzug versehenen Glimmerplättchen, von dem das Platin derart stellenweise entfernt ist, daß ein Gitter entsteht. Auf diese Weise können leicht Widerstände von mehreren hundert Ohm in einem Raum von weniger als 0,2 cm Höhe untergebracht werden. Für Ströme über 20 Milliampere besteht die Heizvorrichtung aus Draht. Beim Gebrauch durchfließt der zu messende Strom die Heizvorrichtung. Diese wird warm und gibt ihre Wärme an die Aufnahmeplatte und damit an das Thermoelement ab, welches infolgedessen eine elektromotorische Kraft und damit einen Strom in der Spule erzeugt Unter dem Einfluß des magnetischen Feldes wird nunmehr die Spule aus ihrer Ruhelage entgegen der Kraft einer Feder um einen Betrag abgelenkt, den einen an der Spule sitzender Zeiger auf einer Teilung angibt. Bei der Ausführung des Instrumentes mit einem Widerstand von 150 Ohm wird ein Ausschlag über die ganze 160 mm lange Teilung durch einen Strom von 10 Milliampere erzeugt. Heizvorrichtungen mit höherem oder niederem Widerstand ergeben je nach Bedarf eine größere oder geringere Empfindlichkeit. Die größte Energie, die das Instrument bei einer Messung verbrauchen kann, beträgt etwa 0,016 Watt. Dies ist wesentlich weniger, als ein Hitzdrahtinstrument aufnimmt. Anderseits kann es unbeschadet seiner Haltbarkeit den dreifachen Betrag seines Höchststromes aufnehmen. Die Ausschläge sind vollständig aperiodisch; wie bei allen Thermoinstrumenten wird jedoch die endgültige Zeigerlage erst nach einer kurzen Zeit erhalten. Das Instrument ist besonders in Verbindung mit Wellenmessern zur Verwendung bei der drahtlosen Telegraphie geeignet, da es nur eine geringe Dämpfung besitzt und nur wenig Energie aufnimmt. [The Electrician 1908, S. 93–94.] Pr. Neue Lichtpausapparate der Neuen Photographischen Gesellschaft A.-G Unter den Lichtpausapparaten finden diejenigen mit künstlicher Belichtung immer größere Verbreitung, da sie von den wechselnden Verhältnissen des Tageslichtes unabhängig sind und daher die Vervielfältigungen der Originalzeichnungen in bestimmter, verhältnismäßig kurzer Zeit gewährleisten. Maßgebend hierfür sowie für die Wirtschaftlichkeit des Pausverfahrens ist die Art der Lichtquelle. Die Neue Photographische Gesellschaft verwendet Quecksilberdampflampen, die anderen künstlichen Lichtquellen gegenüber folgende Vorteile bieten: 1. höchst aktinisches Licht für lichtempfindliche Papiere; 2. geringste Wärmeentwicklung und vollkommen abgeschlossener Flammenbogen; 3. überaus geringer Stromverbrauch. Die Apparate werden in zwei Formen nach Sabroe und nach Siim ausgeführt. Bei beiden ist die Lampe in einem Glaszylinder so angeordnet, daß sie ihr Licht gleichmäßig auf die Innenfläche des Zylinders wirft. Die Lampe hat hierzu annähernd die gleiche Länge wie der Zylinder. Um letzteren wird die zu vervielfältigende Pause nebst lichtempfindlichem Papier gelegt und mit einem Spanntuch überdeckt. Der Apparat nach Sabroe ist besonders für mittlere Betriebe geeignet. Der Glaszylinder ist bei ihm feststehend angeordnet, er besitzt etwa 40 cm Durchm. und 120 cm Länge, so daß auf ihm Pausen bis zur Größe von 10 × 100 cm angefertigt werden können. Der Apparat nach Siim ist für ununterbrochenen Betrieb und beliebig lange Pausen eingerichtet. Sein Glaszylinder von 12 cm Durchm. und 120 cm Länge ist rotierend angeordnet, an ihn schließt sich das ebenfalls rotierende Spanntuch dicht an. Wird der Anfang der Pause und des aufgerollten lichtempfindlichen Papiers in den Apparat eingeführt, so nehmen der rotierende Glaszylinder und das Spanntuch beide Papiere derart mit, daß sie sich gemeinschaftlich eng an den Glaszylinder anpressen und den Apparat nach der Belichtung verlassen. Die Leistung des Apparates, die natürlich von der Lichtempfindlichkeit des Papiers abhängig ist, beträgt bis zu 25 l. m an Pausen i. d. Stunde. Die Belichtungszeiten lassen sich in einfacher Weise an dem Motor so regulieren, daß sowohl nach Papier- und Leinwandpausen als auch nach bereits vorhandenen Kopien Pausen, und zwar in Blau- oder Sepiadruck sich fertigen lassen. Soll von einer Zeichnung eine beliebig große Anzahl von Pausen gefertigt werden, so verbindet man einfach den Anfang und das Ende der Pause mittels gummierten Papiers und läßt nun diesen Bogen ohne Ende gemeinschaftlich mit dem beliebig langen lichtempfindlichen Papier durch den Apparat laufen. Der Apparat wird für jede beliebige Stromspannung geliefert, bei Gleichstrom mit 110 Volt Spannung arbeiten Motor und Lampe mit etwa 1 KW i. d. Stunde. Um selbst bei langandauerndem Betriebe übermäßige Erhitzung des Apparates zu verhindern, ist er mit einem Ventilator ausgestattet. Der Raumbedarf des Apparates ist äußerst gering, sein Preis beträgt für Pausen bis 120 cm Breite 1200 M. Die geringe Bedienung, die er erfordert, gestattet, daß ein Mann entweder mehrere Apparate gleichzeitig bedient oder bei Vorhandensein nur eines Apparates zugleich die Entwicklung der belichteten Pausen in der bekannten Weise bewirkt. Materialbedarf bei Betonbauten. Es wird angenommen, daß der Zement (Z) und der erforderliche Wasserzusatz die noch verbleibenden Hohlräume der zusammengestampften Füllstoffe Sand (S) und Kies (K) ausfüllen, also im Einstampfungsgrad γ derselben unberücksichtigt bleiben. Bezeichnet man das Mischungsverhältnis nach Raumteilen mit Z : S : K = 1 : s : k, so ergibt sich die Zahl x des Mischungsverhältnisses z : (S + K) = 1 : x, bezogen auf 1 cbm festgestampften Beton aus der Gleichung x = γ (S + K) und der Bedarf an Zement in 1000 l festgestampften Beton zu: Z=\frac{1000}{x}\mbox{ l} oder Z_{\mbox{kg}}=\frac{1000}{x}\,\cdot\,1,4\mbox{ kg}. Dann ist der Bedarf an Sand S = Z . s Liter, und an Kies K = Z . k Liter. Ist z.B. das Mischungsverhältnis Z : S : K = 1 : 4 : 8 und γ = 0,74 gegeben, so ist x = 0,74 (4 + 8) = 8,88. Daher ist der Bedarf an Zement \begin{array}{rcl}Z&=&\frac{1000}{8,88}=112,5\mbox{ l}\\ &=&112,5\,\cdot\,1,4=158\mbox{ kg},\end{array} an Sand S = 112,5 . 4 = 450 l, an Kies K = 112,5 . 8 = 900 l. Diese Berechnungsweise setzt voraus, daß der Einstampfungsgrad γ bekannt ist. Für verschiedene Mischungsverhältnisse sind die γ-Werte aus einem Diagramm zu entnehmen. Auf einer wagerechten Achse sind die Mörtelmischungen Z : S = 1 : s als Abszissen und senkrecht hierzu die zu bestimmten Mischungsverhältnissen der Füllstoffe S\,:\,K=1\,:\,\frac{K}{S} gehörigen γ-Werte als Ordinaten aufgetragen. Die zu gleichen Verhältnissen S : K gehörigen Endpunkte der γ-Werte sind verbunden, so daß die Kurven der Einstampfgrade entstehen. Bei fetten Mörteln sind die Einstampfgrade höher als bei mageren Mörteln. Verwendet man an Stelle von Kies Schotter, so nimmt der Einstampfgrad ab. Hierbei sind beim Kies 35 v. H., beim Schotter 50 v. H. Teile als Hohlraum angenommen. Die Berechnungsweise von Haimovici zeigt mit derjenigen von Brabandt befriedigende Uebereinstimmung. (Haimovici.) [Rundschau f. Technik u. Wirtschaft 1908, S. 115 ff.] Dr.-Ing. Weiske. Verwendung von Schlackenbeton. Nach Anhörung des Deutschen Ausschusses für Eisenbeton hat der preußische Minister der öffentlichen Arbeiten am 25. März 1908 an die Regierungspräsidenten einen Erlaß über die Verwendung von Schlackenbeton gerichtet. Hiernach ist die Verwendung von Kohlenschlacke zur Herstellung von Eisenbetonbauten allgemein, besonders aber auch in der Zugzone von Decken und Balken verboten. Die Verwendung von Schlackenbeton ist im übrigen nur gestattet, wenn die Gefahr ausgeschlossen ist, daß tragende Eisenteile mit ihm in Berührung kommen oder Menschen von herabfallenden Putzmörtel getroffen werden können. [Zement u. Beton 1908, S. 245.] Dr.-Ing. P. Weiske. Ein Bank-Elektromobil. Eine interessante Neuerung stellen die kürzlich in New York von der von Studebaker Bros. auf den Markt gebrachten Bank-Elektromobile dar. Diese Wagen sind einerseits zum Transport von Barmitteln, und andererseits zur Beförderung von Passagieren bestimmt, und daher unmittelbar hinter dem Vordersitz mit einem ziemlich umfangreichen Safe versehen, während das Wageninnere für sechs Passagiere Raum bietet. Das Safe ist mit Stahl ausgekleidet und mit Fächern versehen, so daß die für die einzelnen Kunden der Bank bestimmten Summen leicht voneinander getrennt werden können. Der Wagen besitzt eine Tragfähigkeit von mehr als 700 kg und wird von zwei Elektromotoren (von 80 Volt 14 Amp.) angetrieben, die ihm auf ebener Straße (bei einer Durchschnittsbelastung von ⅔ der Tragfähigkeit) eine Geschwindigkeit von 12 englischen Meilen i. d. Stunde erteilen, Unter den gleichen Verhältnissen beträgt der gesamte mit einer Batterieladung zurückzulegende Weg 40 Meilen. Die Batterie besteht aus 44 Zellen. Der Motor hängt an dem Chassis; die Batterie ist unterhalb des Chassis befestigt. Die Steuerung erfolgt mittels Seitenhebeln. Die Spurweite (d.h. die Entfernung zwischen den Radreifenzentren) beträgt 1,422 m, der Radabstand 2,326 m, der Raddurchmesser 0,914 m und die Reifenbreite 76 mm. Die äußerste Länge des Wagens beträgt 3,378 m und die äußerste Breite 1,778 m. Die Höhe des Wagenbodens über dem Erdboden beträgt 0,838 m, das Gewicht des ganzen Wagens 2066 kg und das der Batterie, einschließlich der Tröge 647 kg. Für jede volle Ladung der Batterie sind 14,3 KW-Stunden erforderlich. Die zur Ladung nötige Minimalspannung beträgt 115 Volt und die Minimalstromstärke 35 Amp. Es ist anzunehmen, daß derartige Automobile sich besonders in großen Städten mit weit auseinander liegenden Vierteln für die Zwecke der Großbanken bald einbürgern werden. Dr. Alfred Gradenwitz. Triostat-Naben. Die Befestigung leicht zerspringbarer, umlaufender Körper, z.B. von Schleifscheiben auf der Welle, erfolgt bekanntlich in der Weise, daß die Scheibe zwischen zwei seitliche Flanschen eingespannt und daß die Bohrung der Scheibe größer gewählt wird als der Durchmesser der Welle. Dieses Verfahren ist erforderlich, damit nicht die Scheibe etwa beim Aufkeilen auf die Welle oder beim Ausdehnen der warmlaufenden Welle auf die Wand der Bohrung wirkenden Pressungen ausgesetzt wird und infolgedessen im Betriebe zerspringt. Ein großer Mangel der geschilderten Befestigungsweise ist die schwierige und zeitraubende Zentrierung oder Einmittelung der Scheibe. Er macht sich besonders dann fühlbar, wenn häufig Auswechselungen oder Ergänzungen der Scheiben nötig werden. Zur Beseitigung dieses Mangels sollen die „Triostat-Naben“ von G. Voß & Co. in Deuben dienen (s. Fig. 1). Diese aus Weichmetall bestehenden Naben besitzen auf der Innenseite Rippen oder Vorsprünge, deren höchste Teile auf derselben Zylinderfläche liegen. Beim Einbringen der Nabe in die Bohrung der Schleifscheibe wird diese Zylinderfläche konzentrisch zum Scheibenumfang ausgerichtet. Ihr Durchmesser ist gleich dem Wellendurchmesser; die Scheibe ist daher beim Aufbringen auf die Welle ohne weiteres eingemittelt. Die Form der Vorsprünge kann beliebig gewählt und ihre Zahl dem Gewicht der Scheibe angepaßt werden. Da sie aus Weichmetall bestehen, geben sie unter etwa entstehendem Innendruck, von der Welle ausgehend, nach, sie weichen seitwärts aus, ohne übermäßig hohen Druck auf die Scheibe zu übertragen. Textabbildung Bd. 323, S. 414 Fig. 1. ε