Titel: Neuere Temperaturregler mit eigenartiger Arbeitsquelle für die Einstellung des Heizventiles.
Autor: Gwosdz
Fundstelle: Band 324, Jahrgang 1909, S. 571
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Neuere Temperaturregler mit eigenartiger Arbeitsquelle für die Einstellung des Heizventiles. Von Dipl.-Ing. Gwosdz. Neuere Temperaturregler mit eigenartiger Arbeitsquelle für die Einstellung des Heizventiles. Bei selbsttätigen Temperaturreglern für Heizungsanlagen hat man zur Einstellung des Heizventiles bisher vornehmlich den elektrischen Strom oder Druckluft benutzt. Die mit Druckluft betriebenen Anlagen haben namentlich in Amerika eine größere Verbreitung gefunden als die elektrischen. Der Grund hierfür liegt wohl weniger darin, daß die pneumatischen Regler zuverlässiger arbeiten oder, was auch behauptet worden ist, daß mit dem Einbau von Starkstromleitungen eine Erhöhung der Feuergefahr verbunden ist, als darin, daß man sich durch die Aufstellung eines beispielsweise mit Leitungswasser zu betreibenden Kompressors für jede Anlage eine eigene Arbeitsquelle schaffen kann. Allerdings erfordern die mit Druckluft betriebenen Regler ein ausgedehntes Rohrnetz, wodurch sich die Anlagekosten für die Heizung nicht unbeträchtlich erhöhen (nach Erfahrungen in Amerika um ungefähr 8 bis 10 v. H). Man ist daher vielfach bestrebt gewesen, von einer besonderen Arbeitsquelle abzusehen und zur Regulierung der Heizventile, die durch die Heizanlage selbst gegebenen Energieträger zu benutzen. Ein älterer Vorschlag ging dahin, vor dem Heizventil eine Leitung von dem Zuflußrohre abzuzweigen und diese nach einem Zylinder zu führen, in dem sich ein mit dem Heizventil verbundener Kolben hin und her bewegte. Der Zutritt des Dampfes nach der einen oder der anderen Kolbenseite sollte durch einen Schieber geregelt werden, der von zwei Schwachstromelektromagneten gesteuert wurde, die bei Stromschluß durch ein Maximum-Minimumthermometer abwechselnd erregt wurden. Abgesehen von der sorgfältigen Wartung, die ein solcher, eine kleine Kolbendampfmaschine darstellender Apparat erfordern würde, besitzt er den Nachteil, daß für den Abdampf eine besondere Auspuffleitung erforderlich ist. Von größerer praktischer Bedeutung dürfte eine neuerdings von Hunter in Germantown (Philadelphia) vorgeschlagene Einrichtung sein, bei der für die Ventilbewegung der in der Rücklaufleitung der Zentralheizungsanlage herrschende Unterdruck benutzt wird. Die Rücklaufleitung ist mit dem Membrangehäuse durch ein enges Rohr verbunden, in das ein durch einen Thermostaten elektrisch gesteuertes Nebenventil eingeschaltet ist. Ist in dem zu beheizenden Raume die gewünschte Temperatur erreicht, so wird dieses Nebenventil geöffnet und in der Membrankammer Unterdruck erzeugt, worauf sich das Heizventil schließt. Die Membrankammer steht außerdem durch eine kleine Oeffnung mit der Atmosphäre in Verbindung, so daß sich nach Abschluß der Membrankammer gegen die Rücklaufleitung in ersterer bald wieder Atmosphärendruck einstellt und die Membran entlastet wird. Textabbildung Bd. 324, S. 571 Fig. 1. Auch der Amerikaner Swan will mit seinem in Fig. 1 abgebildeten Apparate die Druckluft als Ventilbeweger vermeiden. Er verwendet die Ausdehnung einer in einem Behälter eingeschlossenen Flüssigkeit, die in dem Augenblick, wo das Heizventil geschlossen werden soll, von einer elektrischen Heizvorrichtung erwärmt wird. – Die Heizspirale ist in dem in den Flüssigkeitsbehälter a hineinragenden Gehäuse b untergebracht. Der Behälter a steht durch den Zwischenbehälter d und die im oberen Teile durch eine Membran m abgedeckte Kammer f, das Ventilgehäuse e und die Kanäle h mit der Kammer g in Verbindung, die mit der Membrankammer a kommuniziert. Die Kanäle h werden für gewöhnlich durch das Ventil i verschlossen, das durch die Feder k gegen seinen Sitz gedrückt wird. Die Spindel l des Ventiles i stößt gegen eine sich gegen die Membran m anlegende Platte n, die auf ihrer unteren Seite unter der Wirkung der Feder o steht. – Die Membran m bildet den Boden eines dem Behälter a ähnlichen kleineren Flüssigkeitsbehälters p mit Heizspirale q; die durchbrochene Platte r verhindert das Durchbiegen der Membran nach oben. Der Behälter p steht mit einer Bourdonfeder s in Verbindung, die an ihrem äußersten Ende einen Kontakt t trägt, der sich für gewöhnlich gegen den festen Kontakt u legt. Die Bourdonfedern, die mit der Kammer g in Verbindung stehen, dienen gleichfalls zum Schließen bezw. Unterbrechen von elektrischen Stromkreisen mittels der Kontakte v, w und y, z. Die thermostatische Feder D spielt zwischen den Kontakten E und F. Textabbildung Bd. 324, S. 572 Fig. 2. Textabbildung Bd. 324, S. 572 Fig. 3. Textabbildung Bd. 324, S. 572 Fig. 4. Der Apparat wirkt in folgender Weise: Angenommen, die Temperatur des Raumes hätte die gewünschte Höhe erreicht, dann legt sich der Thermostat an den Kontakt E an, wodurch ein Stromkreis G, H, J, K, L, M geschlossen und die Heizspirale b zum Glühen gebracht wird. Der in dem Behälter a auftretende Druck pflanzt sich nach dem Behälter d fort und treibt die in diesem befindliche Flüssigkeit nach der Membrankammer, worauf die Membran A das Heizventil C schließt. Hat der Druck der Flüssigkeit eine bestimmte Höhe erreicht, so treten die Bourdonfedern x und s in Tätigkeit, wobei erstere die Kontakte v und w voneinander entfernt, während letztere die Kontakte y und z einander nähert. Infolge der Unterbrechung des oben bezeichneten Stromkreises hört die Heizwirkung der Spirale b auf, das Heizventil bleibt jedoch noch solange geschlossen, als der Druck in der nunmehr durch das Ventil i geschlossenen Membrankammer aufrechterhalten wird. Ist nun die Temperatur im Raume um einen bestimmten Betrag gesunken, so schließt der Thermostat den Stromkreis G, H, F, N, O, P, Q, M, es tritt die Heizspirale q in Tätigkeit, worauf sich der Druck in dem Behälter p vergrößert, die Membran m das Ventil i von seinem Sitze abhebt, so daß infolge der Wirkung der Federn B die Membran A zurückgeht und die über ihr befindliche Flüssigkeit nach dem Behälter d zurückdrängt. Der durch die Spirale q fließende Strom wird nun, sobald der Druck im Behälter p eine bestimmte Höhe erreicht hat, durch die Bourdonfeder s unterbrochen, noch bevor der Thermostat sich wieder von dem Kontakt F entfernt hat. Der Apparat ist, wie ersichtlich, auf das Vorhandensein von elektrischem Starkstrom angewiesen. Seine Konstruktion ist im Vergleich zu den elektrischen Reglern, bei denen das Ventil von einem Elektromagnetengesteuert wird (z.B. nach System Käferle, vgl. Dinglers Polyt. Journ., Jahrg. 1906, S. 699) als kompliziert zu bezeichnen. Ein Vorzug ist jedoch darin zu sehen, daß das Schließen und Oeffnen des Ventiles nicht stoßweise, sondern langsam vor sich geht. Die Firma Segesváry & Co. in Bremen bringt eine Vorrichtung zur selbsttätigen Regelung des Heizmittelzuflusses für Heizungen in den HandelDer Apparat ist durch D.R.P. 207016 geschützt., deren Eigenart darin besteht, daß als Ventilbeweger der Dampf einer Flüssigkeit verwendet wird, die bei jeweiligem Bedarf in einen von dem Heizmittel umspülten Behälter gedrückt wird. In den Fig. 24 ist der Wärmeregler in der Ausführung für eine Warmwasserheizung dargestellt. In Fig. 2 ist a der mit einer Ausdehnungsflüssigkeit gefüllte Thermostat, der durch Rohr b mit einem zum Teil mit Quecksilber gefüllten Gefäße c verbunden ist. In dieses Gefäß c mündet unterhalb des Quecksilberspiegels das Rohr d, welches die Verdampfungsflüssigkeit enthält und von dem Reglergehäuse e ausgeht. – Bei Temperaturänderungen wird durch Volumenänderung der Ausdehnungsflüssigkeit die Höhe des Quecksilbers im Rohre d verändert und infolgedessen die dem Quecksilber vorgelagerte Verdampfungsflüssigkeit dem Reglerventile genähert oder entfernt und bei einer bestimmten Temperatur in dieses gedrückt oder ihm wieder entzogen. Fig. 3 u. 4 zeigen das Reglerventil im Schnitt. g ist eine Membranplatte, welche mit der festen Platte h den Verdampfungsraum i einschließt und durch den Stift k, den Hebel Z, die Kette m und den Hebelarm n mit dem Absperrwirbel o in Verbindung steht, so daß bei ihrer Ausbiegung der Absperrwirbel den Wasserdurchgang drosselt. Die Feder p ist so an dem Wirbel und dem Ventilgehäuse r befestigt, daß sie den Ventildurchgang zu öffnen bestrebt ist. Dem Verdampfungsraum ist der flache Raum s vorgelagert. Das in diesem befindliche Heizwasser beheizt den Verdampfungsraum. Wird bei Steigerung der Raumtemperatur durch das Rohr d eine Verdampfflüssigkeit von geringerer Siedetemperatur als die Heizmitteltemperatur (z.B. Aether) in den Raum i gedrückt, so verdampft sie und die Membranplatte wird durch den erzeugten Dampf entsprechend ausgebogen und deren Bewegung auf den Absperrwirbel übertragen. – Fällt die Raumtemperatur, so tritt die Verdampfungsflüssigkeit im Rohre d vor dem Reglerventile zurück und der Aetherdampf füllt somit das entleerte Rohr aus. Da dieses Rohr unbeheizt ist, kondensiert der Dampf in ihm. Die Feder p kann infolgedessen die Membranplatte zurückdrücken und das Heizventil öffnen. Bei der beschriebenen Vorrichtung ist somit jede besondere Arbeitsquelle für die Ventileinstellung entbehrlich, da die Energie von dem Heizmittel selbst abgegeben wird.