Titel: Schwimmende Getreide-Elevatoren.
Autor: E. Lufft
Fundstelle: Band 325, Jahrgang 1910, S. 17
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Schwimmende Getreide-Elevatoren. Von Regierungsbaumeister E. Lufft. (Fortsetzung von S. 4 d. Bd.) Schwimmende Getreide-Elevatoren. Im nachstehenden seien Vertreter beider Systeme von Schwimmelevatoren beschrieben und durch die Wiedergabe von Bildern und Zeichnungen näher erläutert. Die Anordnung der Einrichtungsteile, welche zu einem schwimmenden Elevator des Becherwerkssystems gehören, veranschaulichen am besten die Fig. 3a u. b S. 2 u. 3, welche einen der Elevatoren darstellen, den die Firma Amme, Giesecke & Konegen, Akt.-Ges. in Braunschweig nach der Wolga geliefert hat. Der Schiffskörper ist in diesem Fall außerordentlich groß, um den Elevator in Wasser von der geringen Tiefe von ½ m noch arbeiten lassen zu können. Hierzu zwingen die Uferverhältnisse der Wolga, welche bekanntlich auf ihrem gesamten Laufe einen noch gänzlich unkorrigierten Fluß darstellt, welcher der Entladung der Getreideschiffe große Schwierigkeit bereitet. Diese Getreideschiffe sind fast durchwegs große geschleppte Holzkähne von Längen bis zu 160 m und Breiten bis zu 13 m. Ohne die hier beschriebenen Schiffselevatoren war es nötig, die Getreideschiffe so nahe, als es die Wasserverhältnisse zuließen, ans Ufer zu bringen und dann vom Schiff über die seichte Uferstelle hinweg eine mehr oder weniger lange Holzbrücke zu bauen, auf der die Arbeiter mit den Säcken hin und hergingen. Der Schiffselevator ist nun imstande, diese Menschenarbeit auszuschalten, indem er das Getreide unmittelbar lose, wie es im Schiffsraum liegt, aufnimmt und nach Fuhrwerk abgibt, das am Lande hält. Der Ponton ist durchaus aus Holz gebaut mit den erforderlichen Verstärkungen, um das Aufbaugehäuse zu tragen. Dieser Aufbau nimmt außer den Antriebsteilen zu dem Becherwerk noch einen Innenelevator, eine Vorreinigungsmaschine und eine selbsttätige Wage auf. Diese Vorreinigungsmaschine hat nur den Zweck, die gröbsten Bestandteile nebst dem allerschlimmsten Staub aus dem Getreide herauszunehmen und erleichtert damit den Maschinen, welche in der Mühle für die Getreidereinigung aufgestellt sind, die Arbeit. Das vom Becherwerk aus dem Schiffsraum etwa 12 m hoch gehobene Getreide gelangt zunächst auf einen in einem eisernen Ausleger eingebauten Bandtransporteur, welcher das Getreide über einer selbsttätigen Wage ausschüttet. Die Leistung dieser Wage ist wie diejenige des ganzen übrigen Mechanismus auf stündlich 50000 kg festgelegt worden. Von der Wage wird das Getreide durch den Innenelevator über die Vorreinigung gehoben, von der es in einen geräumigen für den Fuhrwerksbetrieb als Puffer dienenden Behälter kommt. Von diesem Behälter führt ein rund 15 m langer Ausleger das Getreide über die seichte Uferpartie hinweg, in welcher der Schwimmelevator nicht mehr genügend Wassertiefe finden würde. Am Ende des Auslegers wird das Getreide nach einem Behälter abgeworfen, von dem aus dann erst die Fuhrwerke die Frucht empfangen. Für den Antrieb der angeführten Maschinen dient eine etwa 15 PS starke Wolfsche Heißdampflokomobile. Man erkennt, daß diese Konstruktion für die besonderen Verhältnisse der Wolga mit ihren flachen großen Getreidebooten und ihren flachen Uferververhältnissen gebaut ist, während ein solcher Elevator in einem Hafen, in welchem Seeschiffe verkehren, nicht zu gebrauchen wäre. Textabbildung Bd. 325, S. 17 Fig. 4. Schwimmender Elevator an der unteren Donau von Luther. Eine Konstruktion, welche aber diesem letzteren Fall gerecht wird, stellt der in Fig. 4 dargestellte Elevator dar, welcher in mehrfacher Ausführung an dem Unterlauf der Donau vorhanden ist. Diese von G. Luther Akt.-Ges., Braunschweig, stammende Bauart zeigt wesentlich andere Formen, als sie der eben beschriebene Elevator hat, trotzdem sie ihm darin gleicht, daß sie auch nur für die Entlöschung von Flußfahrzeugen bemessen ist. Die geförderte Frucht wird aber hier nicht nach dem Ufer übergeführt, sondern muß so hoch gehoben werden, daß vermittels eines Schüttrohres das Getreide selbst bei den höchsten Schiffslagen noch die Luke eines Dampfers erreichen kann. Auf dem Deck des Pontons ist eine offene Eisenkonstruktion aufgebaut, welche das Turmgerüst des den Schwebeelevator enthaltenden Auslegers bildet, und außerdem die selbsttätige Wage und den Ueberhebeelevator enthält. Zum Schütze der verschiedenen Mechanismen gegen die Unbilden der Witterung ist ein Wellblechdach vorhanden. Alle Konstruktionsteile sind in Eisen ausgeführt. Am Kopfe des Schwebeelevators ist ein Podest angebracht, um eine bequeme Zugänglichkeit der Kopflager zu gestatten, Die Verbindung des Elevatorkopfes mit dem in den Ausleger eingebauten Bandtransporteur bildet ein kurzer Rohrstutzen, welcher eine sichere Ueberführung des Getreides in der Arbeitsstellung des Elevators ermöglicht, während im aufgezogenen Zustande dieser Rohrstutzen aus dem Auflaufschuh des Transportbandes sich herauszieht. Die Aufhängung des Auslegers ist eine doppelte, damit im Falle des Bruches des einen Seilzuges der andere Seilzug das Herabstürzen des Auslegers verhindere. Textabbildung Bd. 325, S. 18 Fig. 5. Schwimmelevator Venedig in Arbeitsstellung von Amme, Giesecke & Konegen. Elevatoren von der Art der beiden vorbeschriebenen Typen werden sich im allgemeinen an den Orten befinden, wo das Getreide die Flußläufe herabkommt und infolgedessen aus Flußfahrzeugen herausgenommen werden muß. In Ländern jedoch, welche auf Importgetreide angewiesen sind, werden die Elevatoren so eingerichtet sein müssen, daß sie vornehmlich Dampfer zu entlöschen vermögen. Ein Schiffselevator dieser Art (s. die Fig. 5 und 6) ist von Amme, Giesecke & Konegen Akt.-Ges. in Braunschweig für den Hafen von Venedig erbaut worden. Dieser Elevator hat fast stets vom Dampfer nach einem Speicher zu löschen. Doch ist in diesem besonderen Fall ein Elevatorgerüst, das fest am Ufer errichtet wird, deshalb nicht in Frage gekommen, weil die Stadtverwaltung Venedig nicht zulassen konnte, daß die Silhouette der Stadt aus Schönheitsgründen durch einen derartigen Nutzbau beeinträchtigt würde. Nur einem Bau, der jederzeit wegnehmbar ist, glaubte sie ihre Zustimmung geben zu können, und dieser Erfordernis wird ein schwimmender Elevator natürlich ohne weiteres gerecht. Von den Fig. 5 und 6 stellt die erstere den Elevator in seiner Arbeitsstellung dar, während die zweite den Elevator in hochgezogener Stellung zur Anschauung bringt. Im Unterschied zu den bisherigen Konstruktionen fällt hier zunächst die andere Gestaltung des Auslegers auf. Derselbe ist zweiarmig und nicht mehr an der Vorderfront des Elevatorgehäuses verlagert, sondern auf einem Kipplager, welches durch ein eisernes Bockgerüst gestützt wird. Der Ausleger trägt auf seinem rückwärtigen kürzeren Arm einen Gegengewichtskasten, dessen Inhalt zu einem Teil das Gewicht der Schwebeelevatoren ausgleicht. Dadurch wird die Winde, welche das Heben und Senken vermittels Transmissionsantriebes besorgt, entlastet. Die Verwendung eines solchen doppelarmigen Auslegers erlaubt die Elevatoren auf hinlänglich große Strecken auf und ab zu bewegen, wie dies für die Löschung von Dampfern erforderlich ist. Textabbildung Bd. 325, S. 18 Fig. 6. Schwimmelevator Venedig in Ruhelage. Der Elevator der Fig. 5 ist in dem dargestellten Augenblick nicht damit beschäftigt, einen Dampfer zu löschen, sondern ein Flußfahrzeug. Dadurch läßt das Bild erkennen, daß statt eines zwei Schwebeelevatoren vorhanden sind, welche, in das vordere Ende des Auslegers eingehängt, es möglich machen, daß die Elevatorfüße an zwei getrennten Punkten des Schiffsinnenraumes arbeiten. Deutlicher geht das aus der Fig. 7 hervor, auf welcher ebensolche Zwillingselevatoren in ihrer Arbeitsstellung im Innenraum eines Schiffes dargestellt sind. Durch diese Anordnung kann eine wesentlich größere Menge an Getreide selbsttätig den Elevatorfüßen zulaufen, als wenn nur ein Schwebeelevator vorhanden ist. Die Trimmarbeit ist dadurch ermäßigt und die Arbeitsweise dieser Elevatoren kommt derjenigen der pneumatischen Heber näher. In den beiden hinteren Lukenräumen aller Dampfer zieht sich am Schiffsboden der Tunnel der Schiffswelle hin, wodurch diese Räume in zwei Teile geteilt werden. In solchem Falle ist der Vorteil dieser Zwillingselevatoren besonders in die Augen springend. Textabbildung Bd. 325, S. 19 Fig. 7. Zwillingselevatoren im Schiffsraum arbeitend. Ponton und Aufbau dieses Elevators sind in Holz ausgeführt. Von diesem Aufbau ist der untere Teil ohne Wandbekleidung, so daß von Spitze zu Spitze des Pontons ein freier Verkehr möglich ist, was im Interesse der mannigfachen Manipulationen, welche der Schiffsdienst mit sich bringt, erwünscht ist. Der Antrieb der Maschinen geschieht durch einen Elektromotor, welchem der Strom durch ein vom Speicher zum Elevator führendes Kabel zugeführt wird. Von den Köpfen der Schwebeelevatoren führen kurze Teleskoprohre bis zu der Einlaufsstelle des Auslegers, von wo Schneckentransporteure, die in dem Ausleger eingebaut sind, das Getreide bis in die Nähe der Drehstelle des Auslegers bringen. Von dort aus wird es durch Laufrohre in Behälter verteilt, die über selbsttätigen Wagen angeordnet sind. Diese selbsttätigen Wagen der bekannten Type Chronos sind in einer besonderen Weise aufgehängt, um das Ergebnis der Wägungen von etwaigen Schwankungen des Pontons unabhängig zu machen. Unterhalb der Wagen kann das Getreide abgesackt werden oder es läuft, was die Regel zu sein pflegt, einem hohen Innenelevator zu, der auf dem Bilde deutlich zu erkennen ist. Ein besonders leicht gehaltenes Gerüst stützt diesen Elevator. Vom Kopf dieses Elevators führt ein Fallrohr bis zum Speicher hin, in welchem dann in bekannter Weise mit Elevatoren und Bändern die Weiterverteilung erfolgt. Die Außenform des Aufbaues schließt sich der Form, welche die Lagerböcke für die Auslegerlagerung erhalten müssen, organisch an. Auf diese Weise erhält die gesamte Konstruktion ein ruhiges und gefälliges Aussehen. Auch ergibt sich dadurch eine Verteilung der verschiedenen Lasten derart, daß die Stabilität des Schwimmkörpers unschwierig zu erreichen ist. Ein vergleichsweise nur geringer Aufwand an Ballast ist nötig, um einen Ausgleich in den verschiedenen in der Konstruktion auftretenden Belastungen zu erzielen. Textabbildung Bd. 325, S. 19 Fig. 8. Doppelarmiger Ausleger für Schiffselevatoren. Die Bedingungen, welchen ein Schiffselevator beim Entladen von Dampfern zu entsprechen hat, sind nicht ganz einfach. Wenn die Entlöschung beginnt, so wird das Schiff im allgemeinen tief im Wasser sitzen. Der Elevator beginnt damit, die oberste Partie der Ladung weg zu baggern. In dem Maße, wie das Getreide wegsinkt, muß der Elevator mit nach unten gehen und so gebaut sein, daß er ohne mit irgend einem Teile des Schiffes zu kollidieren, bis auf den Grund baggern kann. Bei leerer werdendem Schiff hebt sich der Schiffskörper aus dem Wasser, wobei der Elevator zu folgen hat. Nachdem die Arbeit der Entlöschung beendigt ist, muß der Elevator aus der Luke herausgehoben werden können, um sich von dem Dampfer wieder frei zu machen. Die Höhenunterschiede, die hierbei in Betracht kommen, sind recht erhebliche. Diese Verhältnisse veranschaulicht die Fig. 8, in welcher ein Dampfer von 15 m Breite und 8 m Tiefgang im Querschnitt dargestellt ist. Die Verbindung vom Elevatorkopf nach der Inneneinrichtung geschieht durch ein mehrschüssiges Teleskoprohr. Bei der tiefsten Arbeitsstellung des Elevators ist nun darauf zu achten, daß die Neigung dieses Rohres immer eine solche bleibt, daß auch Getreidearten, welche nicht leicht in Schüttrohren laufen, noch genügend Gefälle vorfinden. Textabbildung Bd. 325, S. 20 Fig. 9. Schwimmender Doppelelevator im Hafen von New York. Als solche Getreidearten kommen in erster Linie Hafer, dann aber auch die anderen Getreidesorten, wenn sie feucht sind, in Betracht. Als Grenzneigung für dieses Gefälle pflegt man im allgemeinen 35 Grad anzunehmen. Eine weitere Rücksicht, welche beachtet werden muß, ist die, daß dieses Teleskoprohr nicht mit der Reling des Dampfers zusammentrifft. Diese Gefahr besteht, wenn der Elevator am Schiffsboden bei der höchsten Schiffslage arbeitet. Der in der Fig. 8 mit a kenntlich gemachte Punkt muß in solchem Falle beachtet werden. Wird der Elevator aus der Luke herausgehoben, so ist es bei Punkt b, wo die Möglichkeit besteht, daß er sich nicht frei machen kann. Die Höhe der Reling über dem Wasserspiegel bei leerem Dampfer kann bis 10m und bei besonders großen Schiffen gar noch darüber betragen. Zur Erfüllung der im Vorstehenden enthaltenen Bedingungen ist eine sehr sorgfältige Ausmittelung der Auslegerlänge und der Plazierung des Auslegerdrehpunktes erforderlich. Auch die Konstruktion des Teleskoprohres, welches von seiner kürzesten bis zu seiner längsten Ausdehnung auf etwa das Doppelte zunimmt, verlangt besondere Vorsicht. Eine Konstruktion, welche in ihrer Außenform ein wesentlich anderes Bild gibt, ist die in Fig. 9 dargestellte, welche in großer Anzahl in den Häfen von New York, Boston und Philadelphia vorhanden ist. Im Hafen von New York fällt diesen Elevatoren die Aufgabe zu, das Getreide aus schmalen Booten nach Ueberseedampfern umzuladen. In Buffalo am Eriesee wird das auf dem Wege der Oberen Seen herangebrachte Getreide nach Booten umgeladen, welche durch den Eriekanal und den Hudson nach New York gelangen. Diese Boote begeben sich unmittelbar längsseits der großen Ozeandampfer, welche regelmäßig kleinere Partien an Getreide zur Vervollständigung ihrer Ladung mit nach Europa zu nehmen pflegen. Die Arbeitsweise ist meist die, wie sie in der Figur dargestellt ist, nämlich, daß der schwimmende Elevator sich zwischen zwei der Kanalboote begibt und gleichzeitig aus jedem Boot das Getreide mittels eines Schwebeelevators auslädt. Die mechanische Ausführung dieser Elevatoren ist wesentlich primitiver, als wie man sie bei den europäischen Ausführungen gewohnt ist, doch ersetzen diese Elevatoren diesen Nachteil durch praktische Anordnung und große Leistungsfähigkeit vollkommen. Die Schwebeelevatoren pflegen meist außer Kopf und Fuß in Holz hergestellt zu sein und sind an kurzen Auslegern, deren Drehpunkt sich über der Schiffsmitte befindet, gelagert. Von den Elevatoren a kommt das Getreide durch kurze Teleskoprohre nach den beiden Dezimalwaagen b. In den Vereinigten Staaten haben sich abweichend von unseren Verhältnissen selbsttätige Wagen bislang soviel wie gar nicht einbürgern können, wenn auch neuerdings sich hierin ein Umschwung vorzubereiten scheint. Die Dezimalwagen b werden von Hand in einen geräumigen Holzbehälter entleert und dessen Inhalt durch die Elevatoren c hochgehoben und über ein Reinigungssieb d geleitet. Unterhalb dieses Siebes sind Absackstutzen zur Sammlung der Uebergänge dieser Vorreinigung. Das also von den gröbsten Beimengungen gereinigte Getreide wird durch den Elevator e auf eine Höhe gehoben, welche es ermöglicht, selbst eine hoch gelegene Dampferluke noch zu erreichen. Zu dem letzteren Zwecke ist noch ein Verladerohr f vorhanden. Wenn man beabsichtigt, das Getreide nicht über das Vorsieb d zu leiten, um den dabei eintretender. Gewichtsverlust zu vermeiden, so kann auch durch eine Umstellklappe der Elevator c unmittelbar auf den Elevator e arbeiten. Die Kraft zum Antrieb der Maschinen wird von einer Dampfmaschine geliefert, welche mit Seiltrieben nach oben arbeitet. Den Dampf liefert ein Schiffskessel, welcher außerdem den Dampf für eine kleine Schiffsmaschine abgibt, welche den Propeller des Fahrzeuges antreibt. Im Schiffsraum ist noch Vorkehrung getroffen, um kleinere Getreidemengen lagern zu können. Die Entnahme dieses Getreides geschieht durch die Transportschnecken g, welche das Getreide dem Fuße der Elevatoren h zuführen. Solches Getreide, welches häufig dem aus den Flußbooten kommenden beigemengt wird, muß separat verwogen werden, wozu 2 kleinere Dezimalwagen i neben den genannten Wagen b eingebaut sind. Diese Wagen werden nach demselben Behälter entleert, in dem dann die Mischung erfolgt. (Schluß folgt.)