Titel: Die Gewinnung: des Sisalhanfes.
Autor: P. Stephan
Fundstelle: Band 325, Jahrgang 1910, S. 212
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Die Gewinnung: des Sisalhanfes. Von P. Stephan, Dortmund. Die Gewinnung des Sisalhanfes. Textabbildung Bd. 325, S. 212 Fig. 1. Raspador von Fr. Haake. Die bis zu 1,5 m langen und in der Mitte etwa 10 bis 12 cm breiten Blätter der Sisalagave (Agave rigida sisalana) liefern in den der Länge nach parallel durch das Blatt verlaufenden, sein Gerippe bildenden Fasern einen sehr festen und dauerhaften Hanf, der neuerdings immer mehr Verwendung findet. Aus dem Grunde werden jetzt in fast allen tropischen Ländern große Agavenpflanzungen angelegt, u.a. auch in Deutsch-Ostafrika, das schon eine recht bedeutende Menge von Sisalhanf exportiert. Die Pflanze ist nach etwa dreijährigem Wachstum schnittreif, d.h. dann können die untersten 10–15 Blätter entfernt werden und darauf etwa alle halbe Jahre wieder 8–10 Blätter, was je nach den Boden- und Witterungsverhältnissen 5–8 Jahre so fortgeht, bis die Pflanze schließlich blüht und dann abstirbt. Da der Hanf kaum 2 v. H. des ganzen Blattgewichtes ausmacht, so muß an Ort und Stelle – am besten in der Mitte jeder Pflanzung – eine maschinelle Hanfgewinnungsanlage errichtet werden. Sie besteht aus den Entfaserungsmaschinen, den Wasserbeschaffungseinrichtungen, der Spülanlage, den Bürstmaschinen und der Presse, die den fertigen Hanf in große Ballen preßt. Die einfachsten Hanfgewinnungsmaschinen sind sogenannte Raspadoren, Schlagmaschinen, in denen die Blattmassen zwischen Schaufeln und einer Tischkante von dem Hanf abgestreift wird. Fig. 1 zeigt eine solche Maschine nach einer Ausführung der Maschinenfabrik Fr. Haake in Berlin, und zwar sind, da jede Pflanzung doch mehrere, wenn nicht eine ganze Reihe solcher Maschinen braucht, des einfacheren Antriebes wegen gleich zwei Raspadoren auf dieselbe Welle gesetzt worden. Der Gesamtaufbau ist sichtlich von den an Kolonialmaschinen gestellten Anforderungen beeinflußt, daß die Montage auch von ungeübten Leuten gut und richtig ausgeführt werden kann und daß auf die gemeinhin recht erheblichen Transportschwierigkeiten die weitestgehende Rücksicht genommen wird. Der Rahmen besteht deshalb aus parallelen ⋃-Eisen, deren gegenseitige Lage durch die senkrecht dazu verlaufenden, direkt auf dem Fundament liegenden Paßschienen gesichert wird. Man erhält so geringe Einzelgewichte und Stücke, die auch die bei dem mehrmaligen Umladen vorkommende rohe Behandlung ohne Schaden vertragen. Aus demselben Grunde haben die Riemenscheiben von 60 cm ⌀ und 15 cm Breite schmiedeisernen Kranz und Arme. Die auf dem ⋃-Eisenrahmen stehenden Wellenlager besitzen Ringschmierung, so daß die Oelung keine Betriebsschwierigkeiten bereiten kann. Textabbildung Bd. 325, S. 213 Fig. 2 und 3. Hanfgewinnungsmaschine „Neu Corona“, Bauart Boeken, von Fr. Krupp A.-G. Auf der Flußeisenwelle sitzen die beiden gußeisernen Schlagräder von 1,03 m ⌀ und 0,3 m Breite, an deren Querrippen die 16 geraden Schlagmesser aus einer säurefesten Bronze angeschraubt werden. Sie legen sich mit der Unterkante auf je zwei Stellschrauben, die von der Innenseite des Rades aus eingestellt werden können, so daß selbst bei ungleicher Abnutzung der Messer oder bei Ersatz einiger Stück durch neue jedes denselben Abstand von dem vornebenfalls mit einem Phosphor- oder Duranabronzevorstoß versehenen Schlagtisch erhält, was die wesentlichste Bedingung für das saubere Arbeiten der Maschine ist. Naturgemäß nutzt sich der Vorstoß in der Mitte am stärksten ab und muß deshalb von Zeit zu Zeit wieder gerade gefeilt werden unter genauer Kontrolle durch ein Lineal, wozu die Rückseite eines Schlagmessers benutzt werden kann. Die Nachstellung des Schlagtisches erfolgt durch zwei Schraubenspindeln, die mit Hilfe einer Schneckenradübersetzung gleichzeitig und gleichmäßig vorwärts bewegt werden. Während des Betriebes ist diese Spindel und der vordere Teil des Tisches durch ein starkes Blech abgedeckt, das die Hand des Arbeiters vor Beschädigungen schützt. Der Mann faßt das Blatt etwa bei einem Drittel der Länge und steckt das längere Ende in den von einem kräftigen Gußeisenstück umrahmten Einführungsschlitz der Schutzhaube, die ihn gegen das Abspritzen der mitgerissenen Abgangsteile schützt. Die mit einer Geschwindigkeit von 17–22 m/Sek. umlaufenden Schlagmesser streifen dann die grüne, stark säurehaltige Blattmasse von der vorderen Hälfte völlig ab, die von dem Mann mehrmals hin und herbewegt wird. Darauf wird das Blatt umgedreht, und die Hanffäden sind frei, wenn Schlagmesser und Tisch richtig zueinander eingestellt waren, d.h. nur einen Spielraum von Faserstärke lassen, der etwa der Dicke eines starken Briefbogens entspricht. Sind nämlich Tisch und Schlagmesser abgenutzt, so daß sie in der Mitte eine viel weitere Oeffnung bilden, so bleiben Teile der Blattmasse am Hanf sitzen und müssen nachträglich durch Klopfen davon entfernt werden, eine Arbeit, die viel Zeit wegnimmt und auch erhebliche Kosten verursacht. Richtiger ist es, die Maschine sogleich aus dem Betrieb zu nehmen, sowie sie die Faser nicht mehr ganz sauber liefert, und die verschlissenen Teile nachzuarbeiten. Als Material der dem Verschleiß unterworfenen Stücke empfiehlt sich trotz des etwas höheren Preises statt der noch zu weichen Phosphorbronze eine harte Qualität des Duranametalls. Die beschriebene Doppelmaschine hat ein Gesamtgewicht von 1700 kg und braucht zum Antrieb etwa 5 bis 6 PS. Ihr prinzipieller Mangel ist, daß die Breite der Maschine durch das viel schmalere Blatt nur zum Teil ausgenutzt wird und daß sie leer läuft, solange der Arbeiter sich umwendet, um den Hanf abzulegen und ein neues Blatt aufzunehmen. Man hat deshalb versucht, die Blätter der Schlagtrommel gleichmäßig und stetig zuzuführen, was selbstverständlich nur möglich ist, wenn sie in Richtung der Radachse kommend zwischen Tisch und Schlagmesser durchgeschoben werden. Die beiden Raspadorenräder stehen dann hintereinander versetzt derart, daß das erste die eine Blatthälfte und das zweite die andere bearbeitet. Bei den ersten amerikanischen Maschinen dieser Bauart werden die Blätter auf einer schmalen, mit Längsnuten versehenen Phosphorbronze-Unterlage von einer ebenfalls aus Phosphorbronze bestehenden Gelenkkette mit unten entsprechend der Unterlage genuteten Druckflächen durch Reibung mitgenommen. Damit die Reibung groß genug ausfällt, werden die Kettenglieder von oben durch eine Batterie von federnd gelagerten Druckrollen gegen die Gleitbahn der Blätter gepresst. Die Hanffasern erfahren so mindestens auf der schon von der Blattmasse befreiten Hälfte eine nicht unbedeutende Reibung in der Querrichtung; außerdem sind die Nuten, in die sich die Blätter eindrücken sollen, zu flach und klein, um letztere mit Sicherheit festzuhalten, und wieder zu grob, um alle Hanffasern vor dem zweiten Schlagrad gegen die große davon ausgeübte Kraft zurückzuhalten. Abgesehen davon wird die Maschine durch die Herstellung der ganzen Transportvorrichtung einschließlich der Gleitbahn aus Phosphorbronze ziemlich teuer. Einen wesentlichen Fortschritt bildet der von Hubert Boeken angegebene Ersatz des Schleiftransportes durch eine rotierende Bewegung der fest gefaßten Blätter. Seine jetzt von Fried. Krupp A.-G. Grusonwerk in Magdeburg-Buckau gebaute und unter dem Namen „Neu-Corona“ in den Handel gebrachte Maschine ist durch Fig. 2 und 3 in einer Seiten- und einer Vorderansicht dargestellt. Textabbildung Bd. 325, S. 214 Fig. 4. Hanfgewinnungsmaschine „Hansa“ von Fr. Haake. Um einen gut zusammenpassenden Aufbau der eine große Anzahl von Wellen und Lagern enthaltenden Maschine zu erzielen, steht sie nicht auf einzelnen Fundamentleisten, sondern auf einer durchgehenden gußeisernen Grundplatte, die jedoch zur möglichsten Erleichterung des Transportes aus zwei größeren und zwei kleineren aneinander geschraubten und in den Fugen genau zusammenpassenden Teilen besteht. Auf ihr erheben sich vier gußeiserne, unten weit auseinander gespreizte Ständer, die zu je zweien durch Schraubstücke verbunden sind und zwischen welchen sich die auf angegossenen Konsolen in Ringschmierlagern laufenden Schlagräder bewegen. Der Antrieb eines jeden Schlagrades, dessen winkelförmige, mit drei Schrauben befestigte Schlagleisten aus einer säurefesten Bronze eine Umfangsgeschwindigkeit von 20 m/Sek. und darüber haben, erfolgt durch eine fliegend gelagerte Riemenscheibe von einem Deckenvorgelege aus. Damit die Blätter glatt von der Seite her in die Raspadoren einlaufen, sind die Schlagmesser nach den ankommenden Blättern hin etwas abgeschrägt. Ferner werden letztere nicht blos über eine Kante gelegt, wie bei den Handraspadoren mit radialer Einführung, sondern über eine etwa einen fünftel Kreisbogen umfassende Bronzeplatte unter den Schlagmessern hinweggezogen. Zugeführt werden die Blätter der Maschine von einem langen Aufgebetisch, der aus einem verhältnismäßig leichten Winkeleisengestell besteht, über das zwei Gummigurte laufen, deren Antrieb von den der Hauptmaschine vorgelagerten Rollen aus stattfindet und zwar vermittels eines Schneckengetriebes und einer Riemenübertragung, deren erste kleine Scheibe seitlich neben der Riemenscheibe des vordersten Schlagrades sitzt. Die Blätterbündel werden auf einen davor stehenden Holztisch geworfen und von zwei Arbeitern auf die Gummigurte geschoben, vor welchen zu beiden Seiten noch einige Leute stehen, die dafür sorgen, daß nicht mehrere Blätter aufeinander zu liegen kommen und alle senkrecht zur Längsachse in die Maschine einlaufen. Sie werden am Ende des Bandtransporteurs von einem Seil aufgenommen, das um die erste, zwischen den Gurten befindliche Seilscheibe herumgeht, und dann sofort von der darüber hängend angeordneten dreirilligen Scheibe erfaßt, in deren mittlere Rille sich das untere Seil einlegt, während in den Aussenrillen die beiden Seile liegen, die von der in der Mitte der Maschine oben sichtbaren Antriebsseilscheibe aus über die unten direkt vor dem vordersten Schlagrad stehende Scheibe gehen. Das erstgenannte, die Blätter von den Gummigurten abhebende Seil läuft um die unterhalb der Antriebsscheibe fest gelagerte kleinere Endseilscheibe herum. Sämtliche Transportscheiben sind so angeordnet, daß die Blätter von der einen auf die andere abgegeben werden, ohne daß das geringste Gleiten stattfindet. Damit der zweite Raspador die Hanffasern völlig frei schlägt, müssen die Blätter jetzt ein Stück neben der ersten Angriffstelle, die noch grün ist, gefaßt werden. Das geschieht dadurch, daß sie mittlerweile noch auf ein zweites, etwas seitlich neben dem ersten Unterseil liegendes Tragseil gekommen sind, dessen Endscheibe von dem großen Tragrad vor dem vorderen Schlagrad fast ganz verdeckt ist. Dagegen ist seine andere Umführungsscheibe, vor der der fertige Hanf durch einen dort stehenden Arbeiter vom Seil abgenommen wird, am Ende der Maschine deutlich sichtbar. Man erkennt ferner, daß der zweite Teil der Maschine das genaue Spiegelbild des ersten ist. Die Antriebsscheiben beider Transportvorrichtungen sitzen auf derselben Welle, die Vermittels einer eingekapselten Schneckenradübersetzung ebenfalls von dem Deckenvorgelege aus bewegt wird. Je nach der Menge und Stärke der gefaßten Blätter müssen die Seile mehr oder weniger nachgeben. Bei den ersten Ausführungen waren nun die Endseilscheiben fest gelagert, und die Seile wurden aus Gummi hergestellt. Leider wird ja auch der beste Gummi bei Lagerung in heißer und trockener Luft sehr schnell brüchig und verliert dann einen großen Teil seiner Elastizität, so daß manche etwas abgelagerte Seile schon nach wenigen Arbeitsstunden wieder verschlissen waren. Deshalb werden jetzt alle Endseilscheiben verschiebbar gelagert und durch kräftige Federn gehalten, so daß die erforderliche, selbsttätige Aenderung der Seillänge durch die Verschiebung der Endscheiben erreicht wird. Dadurch kann man jetzt auch Stahldrahtseile benutzen, die eine ziemlich hohe Lebensdauer haben, wenn sie mit richtiger Anfangsspannung aufgelegt werden. Die Drahtseile werden gleich in der passenden Länge endlos zusammengespleist mit- bezw. nachgeliefert, was allerdings den Nachteil hat, daß zum Auflegen die Endscheiben gänzlich abmontiert werden müssen. Vorteilhafter wäre es, wenn die Seile offen mit einem kurzen, aber sicheren Seilschloß geliefert würden, wodurch das Einziehen eines neuen in kürzester Frist ohne jede Schwierigkeit erfolgen könnte. Statt der Stahldrahtseile würde sich noch wegen des Laufens in der säurehaltigen Blattmasse die Verwendung von Seilen aus mittelharten Duranabronzedrähten oder dergl. empfehlen. Besonderes Interesse bieten die Schutzvorrichtungen der Maschine. Selbstverständlich sind die Schlagräder eingekapselt, und die oberen Schutzhauben können zu Reinigungszwecken durch Lösung einiger Schrauben schnell abgehoben werden. Um auch während einer kurzen Betriebspause eine oberflächliche Säuberung vornehmen zu können, befindet sich noch eine schnell zu öffnende Klappe darin. Sämtliche Seilscheiben, die mit Hanfteilchen in Berührung kommen könnten, sind so durch Blechhauben abgedeckt, daß nur die Staufferbuchsen zur Schmierung ihrer Achsen frei sind, so daß Hanffäden gar nicht in das Getriebe geraten können. Auch die Endseilscheibe, vor der der Hanf vom Förderseil abgestreift wird, ist eingekapselt, und unter dem Seil befindet sich ein derart ausgebildetes sattelförmiges Blech, daß der Mann, der den Hanf, gewöhnlich von oben mit gespreizten Fingern über das Seil fassend, abhebt, gar nicht mit der Hand zwischen Seil und Scheibe kommen kann, eine durchaus notwendige Vorsichtsmaßregel, die bei den ersten Boekenschen Ausführungen außer acht gelassen war. Textabbildung Bd. 325, S. 215 Fig. 5. Waschanlage von Fr. Krupp A.-G. Die Schlagmesser müssen natürlich von Zeit zu Zeit mit der Feile nachgearbeitet werden. Dagegen ist es nicht so einfach, die bogenförmigen Auflagerplatten unter dem Schlagrad, die durch den an den Blättern haftenden Sand und die Blattmasse selbst allmählich ausgearbeitet werden, ohne Hilfsmittel wiederherzustellen. Krupp hat deshalb eine Abdrehvorrichtung konstruiert, die aus einem Drehstahl besteht, der auf einer Schraubspindel langsam weiterbewegt werden kann, und das Ganze wird an Stelle eines Schlagmessers an den Radkranz geschraubt, nachdem der Tisch durch Blechunterlagen soweit vorgeschoben ist, wie er abgedreht werden muß. Dann wird die Maschine, natürlich mit abgenommenen Schutzhauben langsam in Umdrehungen gesetzt; die Bewegung der Schraubspindel erfolgt in üblicher Weise selbsttätig vermittels eines darauf sitzenden Anschlagkreuzes. Die Maschine wird neuerdings in zwei Größen geliefert für Blätter bis zu 1,5 m Länge und solche bis zu 1,9 m Länge. Der gesamte von ihr eingenommene Raum einschließlich des von dem Bandförderer beanspruchten Platzes beträgt 6,8 × 3,2 bezw. 8,0 × 3,4 cm, ihr Nettogewicht 5600 bezw. 7300 kg. Der Gesamtenergieverbrauch beläuft sich auf 30 bezw. 40 PS. Sie ist imstande, in einer Arbeitsschicht von 8–10 Stunden rund 140000 Blätter zu verarbeiten, die etwa 2 t getrockneten Hanf ergeben, so daß eine solche Maschine für eine mittelgroße Pflanzung völlig ausreicht. Eine auf demselben Prinzip beruhende Anordnung, die von Fr. Haake in Berlin konstruierte „Hansa“, zeigt die Skizze Fig. 4. Der Auflegetisch wird hier von drei Gelenkketten a mit Tempergußgliedern gebildet, die durch Querstäbe verbunden sind. Von ihm gleiten die Blätter unter dem Einfluß ihres Gewichtes auf eine Bronze-Gelenkkette b eigener Konstruktion, die durch Riemen- und Schneckengetriebe längs der Mittelachse der Maschine bewegt wird. Von unten legt sich diese Kette mit Druck gegen ein großes, die Drehbewegung der Blätter hervorrufendes Rad c; ihr äußeres Lager ist in senkrechter Richtung beweglich, um je nach der Menge und Dicke der Blätter Raum zu geben, und wird von federnden Pendelstützen d getragen. Eine zweite, im übrigen symmetrisch zur ersten angeordnete Gelenkkette liegt etwas seitwärts und führt die Blätter am nächsten Schlagrad vorbei. Der Antrieb der beiden, der leichteren Bewegung halber in Kugellagern laufenden Schlagräder geschieht durch Riemen von einem Deckenvorgelege aus. Der Hanf fällt von der zweiten Kette beim Uebergang über die Umführungsscheibe ab oder wird durch eine Abstreichvorrichtung davon abgehoben. Die Maschine unterscheidet sich von der „Neu-Corona“ noch dadurch, daß das Gestell aus Profileisen zusammengeschraubt ist, also nicht eine so sorgfältige Verpackung erfordert wie die Gußeisenständer der letzteren. Textabbildung Bd. 325, S. 215 Fig. 6. Ballenpresse mit zwei fahrbaren Preßkasten von Fr. Krupp A.-G. Das Chlorophyll der Blattmasse färbt die eigentlich weißen Hanffasern grün; außerdem hängen noch immer kleine Blattteilchen daran. Der Hanf wird deshalb in zementierten Gruben, denen gleichmäßig frisches Ersatzwasser durch eine Pumpanlage zugeführt wird, sorgfältig gewaschen. Die Pumpe liefert ferner noch das Spülwasser, das gebraucht wird, um die abgeschlagene Blattmasse unter den Schlagrädern wegzuschlämmen. Fig. 5 gibt eine Ansicht einer Waschanlage nach einer von Fr. Krupp A.-G. überlassenen Photographie. Die Neger pflegen sich zum Schutz gegen Spritzwasser – dagegen sind sie sehr empfindlich – gern ein dickes Kissen aus Hanf um den Leib zu schnüren, wie das auf der Abbildung erkennbar ist. Textabbildung Bd. 325, S. 216 Fig. 7. Ballenpresse von Fr. Haake. Die gewaschenen Fasern werden über Holzgestelle oder ausgespannte Schnüre gehängt und so 1 – 1½ Tage in der Sonne getrocknet und gebleicht. Dann werden sie von den etwa trotz des Waschens hängen gebliebenen Blattteilchen und sonstigem Schmutz durch Bürsten gereinigt. Die Bürstmaschinen sind dieselben Raspadoren, die oben beschrieben worden sind, nur sitzen statt der Schlagmesser scharfe Kratzbürsten auf dem Radumfang, wie sie auch bei der Behandlung der wollenen Webstoffe Verwendung finden. Durch das Bürsten werden zu kurze oder nicht genügend glatte Fasern aus dem Bündel entfernt und die übrigen gut geglättet, so daß sie einen seidenähnlichen Glanz erhalten. Eine flott arbeitende Entfaserungsmaschine erfordert mindestens drei Bürstmaschinen mit je zwei Arbeitstrommeln. Die hydraulische Preßanlage, in der die Ballen hergestellt werden, wird in größeren Pflanzungen oder solchen, die eine spätere Vergrößerung des Betriebes erwarten lassen, von vornherein nach Fig. 6 eingerichtet, die eine Kruppsche Ausführung darstellt. Während der eine fahrbare Packkasten sich noch in der Presse befindet, wird der andere schon zum Teil gefüllt, so daß die Arbeiter dauernd beschäftigt sind. Die Preßkasten von gewöhnlich 1,1 × 0,8 qm Grundfläche bestehen aus starken Winkeleisenrahmen mit innerer Holzverschalung und sind bequem und leicht aufklappbar. Der Raum, in dem die Presse steht, bekommt zweckmäßiger Weise mindestens eine Länge von 8 m; es empfiehlt sich ferner, die Hochdruckpumpe in demselben Raum unterzubringen, da sie dort am wenigsten unter Staub und Schmutz zu leiden hat; jedenfalls sollte sie nicht im Bürstraum stehen, wo sich immer recht viel Staub entwickelt, obwohl man schon gewöhnlich eine, oft auch zwei Seitenwände nicht abschließt. Die Presse selbst arbeitet mit einer Druckkraft von 100 t und hat einen Hub von 1,5 m, so daß sie die Herstellung von ½ m hohen Ballen gestattet, die in üblicher Weise mit Bandeisen umwickelt werden, wozu die Deck- und Bodenbretter entsprechende Aussparungen besitzen. Eine einfachere Presse für kleinere Pflanzungen gibt Fig. 7 nach einer Ausführung von Fr. Haake wieder. Der Rahmen der Maschine besteht der Einfachheit halber aus starken U- und Winkeleisen. Der Preßkolben hat einen Durchmesser von 20 cm, so daß der größte Druck bei 270 at Wasserpressung rund 85 t beträgt. Beim Einlegen der Fasern in den mit der Presse fest verbundenen Kasten steht die Stirnwand schräg und wird erst vor dem eigentlichen Pressen des Ballens durch Kniehebel in die senkrechte Lage gedrückt. Die jedesmal etwa 50 kg betragende Füllung wird dann in den Oberkasten befördert, wo sie durch selbsttätige Klinken festgehalten wird, wenn der Kolben wieder heruntergeht, um die nächste Füllung aufzunehmen. Die verschiedenen Abbildungen zeigen, daß Haake im Gegensatz zu Krupp, der die in Deutschland üblichen Modelle auch für die Kolonien verwendet, möglichst alles aus Profileisen aufbaut. Es entspricht das den englischen Anschauungen über Kolonialmaschinen, denen zufolge man dort sogar das Gestell der für Uebersee bestimmten Dampfmaschinen aus U-Eisen zusammensetzt. Die dadurch erzielten Vorteile bestehen in bequemerem Transport, der Sicherheit gegen grobe, nicht wieder auszubessernde Beschädigungen auf dem Transport, der Möglichkeit einer Reparatur auch mit den allereinfachsten Hilfsmitteln, und schließlich im geringen Preis. Der Nachteil dieser Bauweise liegt darin, daß der Aufbau nie ein so genauer und in allen Teilen tadellos zusammenpassender sein kann wie der einer Maschine mit gußeisernem Gestell, ist aber bei einfacheren Maschinen nicht von ausschlaggebender Bedeutung.