Titel: Polytechnische Rundschau.
Fundstelle: Band 325, Jahrgang 1910, S. 364
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Polytechnische Rundschau. Polytechnische Rundschau. Doppelter Projektionsoszillograph.s. D. p. J. 1906, Bd. 321, S. 670; 1907, Bd. 322, S. 669; 1910, Bd. 325, S. 30. Um die vektorielle Zusammensetzung zweier rechtwinklig zu einander stehender Wechselstromgrößen zu zeigen, hat Professor Piola bereits einen doppelten Oszillographen angegeben. Sartori vereinfacht dessen Konstruktion dadurch, daß er zwei von einander unabhängige Oszillographen gleichzeitig verwendet. Diese werden so einander gegenüber angeordnet, daß sich die schwingenden Systeme in parallelen Ebenen zu einander befinden, ihre Achsen jedoch auf einander senkrecht stehen. Ferner ist nicht jedes System mit einem Spiegel versehen, sondern es ist an dem einen das Ende eines schmalen dünnen Spiegels befestigt, dessen freies Ende mit Hilfe eines Seidenfadens mit dem Mittelpunkte des zweiten schwingenden Systems verbunden ist. Zur Regelung der Spannung des Seidenfadens kann das eine Oszillographensystem mit Hilfe einer Mikrometerschraube bewegt werden. Läßt man zwecks Projektion auf den Spiegel in der gewöhnlichen Weise einen Lichtstrahl fallen, so beschreibt der reflektierte Strahl auf einem Schirm Kurven, die der rechtwinkligen Zusammensetzung der Schwingungen der beiden Oszillographensysteme entsprechen. Der Apparat eignet sich besonders dazu, einer größeren Hörerzahl Hysteresiskurven vorzuführen, die man bisher nur mit Hilfe der Braunschen Röhre zeigen konnte. Hierbei wird die schwingende Schleife des einen Oszillographen mit Gleichstrom gespeist und dem zugehörigen Magneten, der das zu untersuchende Eisen enthält, Wechselstrom zugeführt. Die Verschiebungen der beweglichen Schleife sind dann den Momentanwerten des Feldes direkt proportional. Um die Aenderung der zweiten Koordinate zu erhalten, wird in das schwingende System des zweiten Oszillographen ein Strom geschickt, der proportional demjenigen Strome ist, der das magnetische Feld des anderen Oszillographen erregt. Hierzu werden die Klemmen der Schleife zweckmäßig an die Enden eines in den ersten Stromkreis eingeschalteten Widerstandes angeschlossen. [Eclairage Electrique 1910, Bd. I, S. 195–198.] Pr. Dynamometer für Zählerprüfungen. Entsprechend dem bekannten Torsionsdynamometer, welches für Strom- und Spannungsmessungen im Gebrauch ist, wird bei einem von der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft gebauten Instrument das Drehmoment eines Zählers mit Hilfe einer Feder gemessen, durch deren Anspannung der Zeiger in die Nullage zurückgeführt wird. Der Zeiger ist hierbei an einer zwischen Steinen in Spitzen gelagerten Achse befestigt. Zur Messung wird auf die Bremsscheibe oder den Anker des Elektrizitätszählers ein Stift aufgesetzt, der mit dem Umfange der Scheibe abschneidet. Alsdann wird das Dynamometer dem Zähler gegenüber so aufgestellt, daß der Zeiger gegen den Stift des Mitnehmers anliegt und Zeiger, Mitnehmerstift und Torsionskopf eine gerade Linie bilden. Durch Belastung des Zählers mit dem Höchststrom wird dann das Drehmoment und damit eine Verschiebung des Stiftes, sowie des Zeigers hervorgebracht und nach Zurückdrehung des Zeigers mit Hilfe des Torsionskopfes an dem Torsionszeiger der Betrag der Winkeldrehung abgelesen. Letzterer gibt durch Multiplikation mit der Konstanten des Instrumentes die Zugkraft in Gramm und diese wiederum durch Multiplikation mit dem Halbmesser der Bremsscheibe das Drehmoment. Die größte Zugkraft, die mit dem Apparat gemessen werden kann, ist 3,5 g. [Elektrotechnische Zeitschrift 1910, S. 43.] Pr. Das Hochdrucksandstrahlgebläse von Kelly. Für verschiedene Zwecke wäre es sehr wünschenswert, wenn man Sandstrahlgebläse, die mit höheren Drucken als den heute angewandten 3,5 at arbeiten, zur Verfügung hätte. Da aber bei den heutigen Bauarten | meistens Sand und Preßluft in gemeinsamer Leitung geführt werden, ist eine Erhöhung des Druckes nicht möglich, denn die Sandteilchen würden mit großer Gewalt gegen Wandung und Mundstück reiben und sie bald zerstören. Textabbildung Bd. 325, S. 365 Fig. 1. Diesen Uebelstand vermeidet Kelly, indem er Sand und Druckluft in getrennten Leitungen zuführt, welche er erst kurz vor dem Austritt in einem besonders durchgebildeten Mundstücke vereinigt. Das Sandstrahlgebläse besteht aus einem zylindrischen Standkessel, dessen oberer Teil mit trichterförmigem Einsatz etwa 150 kg Sand faßt, während der untere Teil als Druckluftbehälter für die von einem Kompressor erzeugte Preßluft von 7 at dient. An die untere Mündung des trichterförmigen Sandbehälters schließt sich die Sandleitung von ¾'' l. W. an, während die Preßluft durch eine Leitung von 1'' l. W. aus dem Luftbehälter entnommen wird. Fig. 1 zeigt das Mundstück, in dem sich beide Rohrleitungen vereinigen. In den unteren rechten Anschluß tritt die Druckluft ein, strömt durch die kleine zentrale Düse von 3/16'' 1. W. mit großer Geschwindigkeit in die Mischkammer ein und reißt den Sand mit sich fort, welcher mit etwas Luft vermischt durch das rechts oben befindliche Mundstück einströmt. Der Sandstrahl tritt durch die links angedeutete Gemischdüse von ¼'' l. W. aus, worin ihm wegen der Querschnittsminderung eine noch stärkere Beschleunigung erteilt wird, und strömt mit großer Kraft gegen das Arbeitsstück. Sand- und Gemischdüse, welche der Abnutzung ausgesetzt sind, sind leicht und mit geringen Kosten auszuwechseln. Während beim gewöhnlichen Sandstrahlgebläse feuchte Luft die Wirkung stark beeinträchtigt, soll dies beim Kelly-Gebläse nicht zutreffen. Der Luftdruck kann nach Bedarf geregelt werden; zum Reinigen von Eisen und Stahlstücken wird meistens ein Druck von 7 at angewandt, wobei dann nur 2,1 cbm frische Luft verbraucht werden. Dies sollen nur 60 v. H. des von anderen Gebläsen benötigten Luftbedarfes sein, und auch der Sandverbrauch beträgt nur ⅓–⅙ des Bedarfes, anderer Gebläse. Unter den Anwendungen des Hochdrucksandstrahlgebläses sind hervorzuheben: Das Reinigen von Gußstücken, das Entfernen von Rost und alter Farbe von Eisenbrücken usw., sowie der Inkrustationen an Schiffsböden und des Kesselsteins von Dampfkesseln. Versuche mit diesem Apparate hatten folgendes Ergebnis: Beim Entfernen der Farbe von Eisenbahnpersonenwagen wurden in einer Stunde 13,5 qm gereinigt; in einer großen Oelraffinerie reinigte ein Kelly-Apparat täglich durchschnittlich 45 qm der Oberfläche von Säurekesseln und ersetzte hierbei 32 Mann. Zum Reinigen des Boden eines Seedampfers waren früher 13 Mann mit Handmeißeln tätig, welche täglich ungefähr 33 qm Fläche reinigten; jetzt erledigt ein Kelly-Apparat mit einem Mann zur Bedienung täglich dieselbe Arbeit, doch ist seine Leistung noch insofern vorzuziehen, als auch die Nietnähte und Nietköpfe gut und schnell gereinigt wurden, was bei Handarbeit nicht zu erreichen war. Besonders würde sich der Apparat eignen zum Entfernen der Kruste von Gußstücken und des Kesselsteins in Dampfkesseln; bei einem Versuche an einem mit sehr hartem Kesselstein bedeckten Marinekessel wurden in einer Minute 9 qdcm gut gereinigt. [Iron Age 1910, Seite 328–29.] Renold. Städtische Motorenanlagen. Die Charlottenburger Gaswerke beleuchten seit kurzem den Kurfürstendamm mit Pharoslicht. Dieses stellen drei Auer-Kompressoren in Verbindung mit drei Cudell-Gasmotoren her. Bei der Bestellung wurden zunächst, an Stelle der Gasmotoren, Elektromotoren empfohlen; da aber deren Gebrauch für ein Gaswerk offenbar etwas widernatürlich wäre, so bestand dieses auf Gasmotoren und jetzt äußert es sich in der Tat über deren Arbeitsweise befriedigt. Die Maschinen stehen am Sybel-Platz in einer eigens für sie erbauten kleinen Halle. Sie laufen sehr ruhig; man kann in der Tat an der Kompressorstation vorbeigehen, ohne irgend welches Geräusch wahrzunehmen. Der Maschinenraum selbst ähnelt an Sauberkeit den Besichtigungsräumen von Elektrizitätswerken. Die Motoren und Kompressoren stehen auf Sockeln und sind direkt gekuppelt. Die Verbrauchskosten von Cudell-Gasmotoren sind verhältnismäßig gering, nach einem Verbrauchsattest, das die Englische Gasgesellschaft in Berlin, die ebenfalls einen Cudell-Motor besitzt, über diesen ausgestellt hat, stellt sich der Gasverbrauch eines solchen 8pferdigen Motors auf 675 l f. d. PS/Std.; die Gaskosten werden daher auf 8,3 Pf. gerechnet, während bei gleicher Leistung die Elektrizitätskosten 14,7 Pf. betrügen, ein Unterschied von 77 v. H. Da sich nun auch die Kompressoren als gassparend und lichtstärkend beweisen, so ist die Zweckmäßigkeit der ganzen Anlage klar. Die Motoren werden von einem Arbeiter bedient, den man in etwa 14 Tagen eingeschult hat. Sie haben Magnetzündung, präzise Regulierung und selbsttätige Oelung. Gekühlt werden sie durch Zirkulationswasser, das durch drei über den Motoren stehende Behälter kreist. Der Auspuff aller drei Motoren wird in ein gemeinsames Rohr und von dort aus durch das Dach geleitet. Das Gas wird den Motoren nicht durch Gummibeutel, sondern durch Druckregler zugeführt. Auch die Stadt Berlin stellt gerade einen Motor aus derselben Berliner Fabrik auf. Dieser soll allerdings ganz anderen Zwecken dienen. Er ist nämlich als Studienobjekt für die Technische Mittelschule am Zeppelinplatz bestimmt. Aus diesem Grunde wird dem Motor mancherlei technisches Zubehör mitgegeben, z.B. ein Tourenzähler, ein Kompressionsmesser und vor allem ein Bremszaun. ε. Umschnürter Beton. Im Anschluß an seinen Erlaß vom 18. September 1909 über die Berechnung von umschnürten Beton hat das Preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten im Erlaß vom 21. Dezember 1909 erklärt, daß die vorgeschriebene Berechnungsweise sich nicht nur auf die Ausführungsweise mit Spiralarmierung nach Considère, sondern auch auf jede andere Bauweise mit umschnürten Beton bezieht. Ein neues System des umschnürten Betons ist von Abramoff und Magid eingeführt. Hierbei dient als Querarmierung nicht eine alle Längsstäbe umhüllende Spirale, sondern es sind je zwei aufeinander folgende Längsstäbe für sich so spiralartig verschnürt, daß die einzelnen benachbarten Verschnürungen an den Längsstäben knotenartig ineinander greifen. Die Anordnung entspricht also einem die Längseisen verbindenden Eisengeflecht, in dessen Maschen diese Längseisen eingeschnürt sind. Als Vorzüge dieser Konstruktion werden angegeben: 1. Die parallel zu den Umfangsseiten laufenden Verschnürungen passen sich jeder Querschnittsform an. 2. Eine Verschiebung der Verschnürungen beim Stampfen ist ausgeschlossen. Durch die Verschnürung erhält man ein starres System der Eiseneinlagen. 3. Das Einstampfen des Betons auch senkrecht zur Längsrichtung ist möglich, da es nicht erforderlich ist, gleich sämtliche Umschnürungsflächen herzustellen. 4. In den Knotenpunkten, in denen sich Längseisen in verschiedener Richtung kreuzen, ist eine vollständige, in sich zusammenhängende Umschnürung möglich. Der Durchmesser der Umschnürungseisen kann meistens kleiner als 10 mm sein. Da durch die Umschnürung die Druckwiderstandsfähigkeit der Betonsäulen bedeutend erhöht wird, wird empfohlen in der Preußischen Formel: Fi= Fb+ 15 Fe + 30 Fs', auch den Wert Fb mit einem Vergrößerungsfaktor α zu multiplizieren, wie es bereits in Württemberg (α = 1,2) und in Hamburg = 1,5) geschieht. (Magid.) [Zementbeilage der Deutschen Bauzeitung 1910, S. 7.] Dr.-Ing. Weiske. Schmelztiegel aus Zirkonerde. Schamotte und andere „feuerfeste“ Massen schmelzen bei etwa 1700° C und erweichen schon unter 1500° C. Kohle ist zwar hitzebeständig, verbrennt aber bei Luftzutritt und gibt dann Kohlenoxyd ab. Man hat deshalb, seitdem man mit Hilfe elektrischer Oefen Temperaturen von 2000° C und mehr erzielen kann, nach geeigneten Stoffen gesucht, die dieser Hitze widerstehen. Ein solcher Stoff ist die Magnesia; indessen sind Geräte aus reiner Magnesia, wie sie die Berliner Porzellanmanufaktur in den Handel bringt, mechanisch nicht sehr widerstandsfähig und springen leicht beim Erhitzen auf 2000° C, weil dann die Magnesia kristallinisch wird. Seitdem man in Brasilien große Lager von Zirkonerde aufgefunden hat, kommen auch Zirkontiegel in den Handel, die bei 2300° C noch nicht erweichen. Die von der A. E. G. gefertigten Tiegel enthalten als Verunreinigung nach Angabe von L Weiss (Zeitschr. f. anorgan. Chemie 65, 178–227) 0,4 v. H. Magnesia und 4 v. H. Alkali, scheinen also mit Alkali als Bindemittel hergestellt zu sein. R. Bayer (Zeitschr. f. angewandte Chemie Bd. 23 (1910), S. 485–488) nimmt, da Geräte aus reiner Zirkonerde vor dem Brennen zu zerbrechlich sind, Stärkekleister als Bindemittel, das schon bei Rotglut fortbrennt. Die Zirkonerde des Handels, ein gelbbraunes Pulver, das neben durchschnittlich 89 v. H. Zirkonerde etwa 7 v. H. Kieselsäure, 4 v. H. Eisenoxyd und etwas Titansäure enthält, wird durch Behandeln mit Salzsäure von einem Teil der Verunreinigungen befreit. Um ganz reines Zirkonoxyd zu erhalten, mischt Bayer mit Bariumkarbonat und erhitzt im Windofen über eine Stunde lang, um die Zirkonerde aufzuschließen. Die gesinterte Masse wird in Salzsäure gelöst, zur Trockne abgedampft und wieder mit Salzsäure und Wasser aufgenommen, wobei die Kieselsäure ungelöst zurückbleibt. Aus der Lösung kristallisiert zuerst das Bariumchlorid aus und dann Zirkonoxychlorid, das in Wasser gelöst und mit Ammoniak als Zirkonhydroxyd gefällt wird. Die Ausbeute an Zirkon betrug 80 v. H. der Zirkonmenge im Mineral. Die gereinigte Substanz enthielt nur 0,2 v. H. Kieselsäure und weniger als 0,1 v. H. Eisenoxyd, keine Tonerde, kein Titan. Dieses reine Zirkonoxydhydrat wurde mit Stärkekleister innig gemischt und dann mehrere Stunden an der Luft getrocknet; die entstandene Gallerte enthielt etwa 10 v. H. Zirkonoxyd. Zu dieser Gallerte wurde soviel brasilianische Zirkonerde, die mit Salzsäure roh gereinigt war, zugemischt, daß die Masse gut knetbar wurde. Als Form zum Pressen der Tiegel bewährte sich am besten eine Gipsform, die mit Wasser angefeuchtet (damit der Tiegel nicht zu rasch trocknete) und mit Graphitpulver ausgerieben war. Der Stempel war mit Stanniol bekleidet; das nach dem Pressen im Tiegel zurückbleibende Stanniol ließ sich mit einer Pinzette leicht entfernen. Nach ein bis zwei Stunden wurde der Tiegel aus der Gipsform genommen, einen Tag an feuchter Luft, einen zweiten Tag an trockner Luft getrocknet, dann auf 50°, auf 100° und höher erhitzt. Um die Tiegel hart zu brennen, sind 2000° nötig, die in einem von Hempel ersonnenen elektrischen Ofen mit Kohlenstäben als Heizwiderstand erreicht werden. Die fertigen Tiegel widerstehen chemischen Einflüssen in hohem Grade; besonders unempfindlich sind sie gegen Temperaturschwankungen. Sie können kalt mit scharfer Gebläseflamme erhitzt und hellglühend in Wasser geworfen werden, ohne zu springen. Auch bei 2000° ist die Zirkonerde noch ein guter elektrischer Isolator. A. Quarzgut. Das Quarzgut hat in den wenigen Jahren, die seit seiner Einführung in die Technik vergangen sind, bereits weitgehende Anwendung gefunden. Zu seiner Darstellung ging man ursprünglich von reinem, klarem Bergkristall aus, der meist aus Brasilien stammte. Er wurde in einem Tiegel aus Iridium eingeschmolzen; da hierzu sehr hohe Temperaturen, etwa 1800 – 2000° notwendig sind, bediente man sich zur Heizung der Tiegel des Knallgasgebläses. Die ersten Gegenstände aus geschmolzenem Quarz waren wohl die Röhren für die bekannten Quecksilberdampflampen nach Dr. Küch, die von der Firma W. C. Heraeus in Hanau angefertigt worden waren. Die wertvollen Eigenschaften des geschmolzenen Quarzes, die zwar schon lange vorher bekannt waren, aber hier in besonders hohem Maße in Erscheinung traten, erweckten den Wunsch, dieses Material technischen Zwecken nutzbar zu machen. Die Verwirklichung dieses Wunsches war jedoch erst möglich, nachdem man den teuren Bergkristall durch ein billigeres Rohmaterial, den Glasmachersand, ersetzt hatte. Auch die Herstellungsweise ist im Laufe der Zeit einfacher und billiger geworden. Statt der teuren Iridiumtiegel verwendet Heraeus nach dem D. R. P. Nr. 179570 Schmelzgefäße aus Zirkon- oder Thorerde, andere wieder benutzen an Stelle des Knallgasgebläses die Hitze des elektrischen Ofens zur Erzeugung der hohen Schmelztemperatur. Nach diesem Verfahren arbeitet z.B. eine englische Fabrik, The Thermal Syndicate Ltd., die ein Produkt mit 99,8 v. H. Si O2 auf den Markt bringt. Sie stellt undurchsichtige Quarzgefäße her, die billiger sind und in vielen Fällen, besonders in der Industrie, ebenso gute Dienste leisten wie die durchsichtigen Gefäße. In Deutschland werden Quarzgeräte von der Firma W. C. Heraeus, G. m. b. H. in Hanau und der Deutschen Quarz-Gesellschaft m. b. H. in Beuel a. Rh. hergestellt. Eine dritte Fabrik, die die Patente von Mehner verwerten soll, wird in Biebrich a. Rh. errichtet. Kristallisierter Quarz springt beim Erhitzen, da er sich außen stärker ausdehnt als im Innern, in viele Stücke. Schmilzt man nun diese bei 2000° ein, so gehen sie in die amorphe Modifikation über und man erhält einen Schmelzblock, der weißglühend in Wasser getaucht werden kann, ohne daß er springt. Der amorphe Quarz hat nämlich einen sehr niedrigen Ausdehnungskoeffizienten; er beträgt nur etwa 1/17 von dem des Glases, so daß hier bei der plötzlichen Abkühlung nicht wie bei dem Glase Spannungen auftreten können. Neben dieser Widerstandsfähigkeit gegen schroffen Temperaturwechsel hat besonders auch die Beständigkeit des Quarzglases gegen Säuren und Salzlösungen zu weitgehender Anwendung in der Technik geführt. Bei gewöhnlicher Temperatur wirkt einzig und allein Flußssäure auf Quarz ein, in der Hitze auch noch Phosphorsäure. Diese Eigenschaft macht den Quarz geeignet, in der Schwefelsäure-Industrie die teuren Eindampfschalen aus Platin zu ersetzen. Es sind bereits Quarzschalen mit einem Durchmesser bis zu 1 m im Handel, die sich sowohl bei der Schwefelsäure- wie bei der Salpetersäure-Konzentration gut bewährt haben. Ebenso leisten Quarzröhren gute Dienste bei dem Fortleiten von heißen Säuren oder sauren Gasen in chemischen Fabriken. Ein weiterer Vorzug des Quarzglases ist, daß es erst bei Temperaturen von mehr als 1500° weich wird. Hierauf beruht seine Verwendung bei den Quecksilberdampf-Bogenlampen, deren Lichtbogen bekanntlich eine sehr hohe Temperatur erzeugt. Während man früher aus diesem Grunde Glasröhren von beträchtlicher Länge anwenden mußte, hat diese Lampe jetzt eine sehr handliche Gestalt angenommen, die sich äußerlich von den gewöhnlichen Bogenlampen kaum unterscheidet. Weiter ermöglicht der hohe Schmelzpunkt des Quarzglases seine Verwendung zur Herstellung von Muffeln, Schmelzpfannen und -tiegeln, die besonders im chemischen Laboratorium in vielen Fällen die teuren Platingeräte ersetzen können. Auch für Pyrometerröhren und Widerstandsthermometer (mit eingeschmolzenem Platindraht) für Fernmessung und Fernsignalisierung findet Quarzglas Anwendung. Neuerdings bringt die Firma Dr. Siebert & Kühn in Kassel auch Fabrikthermometer in den Handel, deren Röhre aus Quarzglas hergestellt ist. Außer durch die schon besprochenen guten Eigenschaften zeichnen sie sich besonders dadurch aus, daß sie frei von thermischer Nachwirkung sind und daher kein Ansteigen des Eispunktes zeigen, wie dies bei den gewöhnlichen Thermometern nach längerem Gebrauch fast immer der Fall ist. Ihr Meßbereich geht bis + 750° C; auch sind sie gegen Ueberhitzung unempfindlich, weil sie erst bei Temperaturen über 1300° erweichen. Da Quarzglas die Elektrizität schlecht leitet, ist es auch als hitzebeständiges Isoliermaterial für die Elektrotechnik von Bedeutung. Erwähnen wir schließlich noch, daß auch feuerfeste Kochtöpfe für den Haushalt sowie Wandplatten und andere kunstgewerbliche Gegenstände, die wegen ihres perlmutterartigen Glanzes von sehr schöner Wirkung sind, bereits aus Quarzglas hergestellt wurden, so wird man dieser neuen Industrie wohl mit Recht eine große Zukunft prophezeien dürfen. Dr.-Ing. A. Sander. Das Elektrizitätswerk Mürzzuschlag. Ein vereinigtes Dampf- und Wasserkraft-Elektrizitätswerk hat der Markt Mürzzuschlag vor etwa einem Jahre erbaut. Die ausnutzbare längs der Eisenbahn Mürzzuschlag-Neuberg führende Strecke der Mürz hat auf einer Länge von 1200 m ein Rohgefälle von 6,34 m. Durch Anlage eines Schleusenwehres von 35 m lichter Gesamtbreite und einen 800 m langen Kanal werden von diesem Gefälle 5,5 m nutzbar gemacht. Etwa 22 m oberhalb des Wehres befindet sich ein zum Flußbette paralleler Einlauf mit 3 Oeffnungen von je 6,87 m Weite, die durch Rechen aus 65 mm dicken Stahlrohren geschützt sind. An den Einlauf schließt sich der 500 m lange mit 0,3 v. T. Gefälle angelegte und für eine Wassermenge von 9 cbm i. d. Sek. berechnete Oberwasserkanal, dessen Krone so bemessen ist, daß auch um 0,6 m hoher Wasserstände noch ausgenutzt werden können. Dieser Kanal mündet in einen mit einer 4 m breiten Leerlauf- und Eisschleuse versehenen Turbinenvorhof, aus dem das Wasser durch einen geneigten Rechen zur Turbinenanlage gelangt. Das mittlere Nutzgefälle von 5,5 m steigt bei niedrigem Wasserstand auf 6 m, bei sehr hohem Hochwasser vermindert es sich auf 4,6 m. Die verfügbare Wassermenge, welche nur an 3 Tagen während eines Jahres auf 2660 l i. d. Sek. fällt, wird in 2 Francis-Doppelturbinen für je 4,5 cbm i. d. Sek. ausgenutzt, welche bei mittlerem Wasserstand je 250 PS liefern und selbst bei Hochwasser noch je 175 PS leisten können. Diese Turbinen machen 187 Umdreh. i. d. Min. und sind daher bei einem Raddurchmesser von 810 mm als gute Schnelläufer anzusehen. Die offen in das Wasser eingebauten Turbinen sind an Saugkrümmer aus Beton angeschlossen, welche das verbrauchte Wasser in den 300 m langen Unterwasserkanal abführen. Bei den Abnahmeversuchen haben die Turbinen mit voller, dreiviertel und halber Belastung Wirkungsgrade von 77, 80,8 und 76 v. H. ergeben, und bei einem Gefälle von nur 4,6 m noch 185,25 PS geleistet. Bei voller Entlastung beträgt die Aenderung der Umdrehungszahl noch nicht 10 v. H. Die Turbinen sind mit 32 poligen Drehstromerzeugern von je 180 K V A bei 5100 Volt verketteter Spannung und 50 Perioden i. d. Sek. gekuppelt, deren Strom in den Verteilstellen auf 115 Volt herabgesetzt wird. Als Reserveanlage ist ferner eine Heißdampf-Verbundmaschine von 300 und 525 mm Zylinderdurchmesser bei 600 mm Hub aufgestellt worden, die mit 150 Umdrehungen i. d. Min. läuft und mit einem dritten Drehstromerzeuger von gleichen Abmessungen wie die beiden anderen gekuppelt ist. (Thien.) [Elektrotechn. u. Maschinenbau, Wien 1910, S. 10–17.] H. Ueber den Wert des Wassers zur Krafterzeugung und zur Bewässerung. Die wirtschaftliche Bedeutung des Wassers für diese beiden Nutzungsarten kann man auf folgende Art berechnen: 1. Die Kosten der Pferdekraftstunde bei Wasserkraft sind je nach den Anlageverhältnissen sehr verschieden. Zieht man ein größeres und ein mittleres Kraftwerk zur Betrachtung heran, so gelten folgende Zahlen: Kraftwerk I Kraftwerk II Gefälle 3,4 m 2,0 m Kraftleistung 540 PSe 240 PSe Anlagekosten 280000 M 156000 M       desgl.       auf 1 PSe 520 M 650 M Jährliche Gesamtbetriebskosten bei      10 stündigem Betrieb täglich 30900 M 18180 M Kraftwerk I Kraftwerk II desgl. für 1 PSe-Stunde 1,9 Pf. 2,5 Pf. Jährliche Gesamtbetriebskosten bei      20 stündigem Betrieb täglich. 35900 M 21780 M desgl. für 1 PSe-Stunde 1,1 Pf. 1,5 Pf. Kosten des Dampfbetriebes für      1 PSe-Stunde bei 10 stündigem      Betrieb täglich 2,9 Pf. 3,5 Pf. bei 20 stündigem Betrieb täglich 2,3 Pf. 2,6 Pf. Die Ersparnis gegenüber der Dampfkraft beträgt somit beim Kraftwerk I 1,0–1,2 Pf., beim Kraftwerk II 1,0–1,1 Pf. für 1 PSe-Stunde je nachdem ob der Betrieb 10 oder 20 Stunden täglich dauert. Den Wasserverbrauch zur Erzeugung von 1 PSe-Stunde oder von 60 . 60 . 75 = 270000 kgm kann man, selbst wenn man das sehr hohe Gefälle von 100 m annimmt, auf 2,7 cbm bestimmen. Die auf 1 cbm ausgenutztes Wasser entfallende Ersparnis bei Wasserkraftwerken beträgt somit annähernd \frac{1,1}{2,7}=0,45\mbox{ Pf}. Demgegenüber kann man mit 1 cbm Wasser, welches fertig auf den Acker verspritzt 7 Pf. kostet, einen Reingewinn erzielen, der nach Abzug aller Kosten für Düngung usw. bei Kartoffeln 4–22 Pf., bei Hafer 12 Pf. beträgt, also den durch die Kraftgewinnung erzielten Gewinn um das 10 -55 fache übertrifft. (Krüger.) [Zentralblatt d. Bauverwaltung, 1910, S. 49–50.] H.