Titel: Eisenbahnwagen-Drehkran.
Autor: W. Schrader
Fundstelle: Band 325, Jahrgang 1910, S. 434
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Eisenbahnwagen-Drehkran. Von W. Schrader. Eisenbahnwagen-Drehkran. Schon lange ist es Bedürfnis, im Eisenbahnbetrieb Eisenbahnwagen-Drehkrane zu besitzen, bei denen der Ausleger so eingeschoben werden kann, daß der Kran ohne Schutzwagen in Zügen zu befördern ist. Um diese Aufgabe zu lösen, sind eine ganze Reihe Konstruktionen durchgebildet, bei denen der Ausleger entweder zurück oder nach unten geklappt wird oder bei denen die Druckstrebe des Auslegers eingezogen wird. Diese Konstruktionen haben aber den Mangel, daß nur geübtes Personal das Aus- und Einklappen des Auslegers ausführen kann. Es muß, wenn der Kran auf der Strecke oder auf anderen Bahnhöfen benutzt werden soll, die eingeübte Bedienungsmannschaft mit befördert werden. Um diesem Uebelstand abzuhelfen, wurde von der Firma Carl Flohr ein Eisenbahnwagen-Drehkran durchgebildet, der von ungelernten Arbeitern bedient werden kann. Textabbildung Bd. 325, S. 433 Fig. 1. Der in Fig. 1 und 2 dargestellte Eisenbahnwagen-Drehkran von 6 t Tragkraft bei 4,5 m Ausladung ist auf einem normalen Unterwagen, welcher mit Stützschrauben, Schienenzangen, Bremse, Puffer und Zughaken ausgerüstet ist, aufgebaut. Er trägt in der Mitte ein Gußstück, in dem die Säule, um der sich der eigentliche Kran dreht, befestigt ist. Der Kran selbst besteht aus einem Unterteil und aus einem Oberteil als Ausleger. Das Unterteil des Kranes ist um die Säule gelagert und besitzt zum leichten Drehen Kugel- und Rollenlager und mechanischen Drehwerksantrieb. In dem Unterteil des Kranes ist das Gegengewicht verschiebbar eingebaut und wird durch dasselbe Windwerk, mit dem das Drehen bewirkt wird, durch Auskupplung ein- und ausgeschoben. Die obere Begrenzung dieses Kranunterteiles ist eine aus ⋃-Eisen hergestellte Kurvenbahn, welche als Führung des Auslegers, der als Wagen mit vier Rädern ausgebildet ist, dient. Die vorderen Räder laufen auf, die hinteren im ⋃-Eisen. Zur besseren Versteifung sind die Flansche noch mit einer Laufschiene belegt. Die Neigung der Kurvenbahn ist so gewählt, daß der Ausleger selbsttätig zurückläuft und in dieser Stellung innerhalb des Eisenbahnprofils bleibt. Beim Rangieren und Bremsen bleibt er in dieser Stellung liegen und braucht nicht verriegelt zu werden. Das Hubwindwerk ist auf der vorderen Strebe des Kranunterteiles montiert und zwar mit obenliegender Trommel. Die Zugorgane, Ketten oder Seile, die zweisträngig genommen sind, um einseitige Momente zu vermeiden, gehen über zwei Rollen, die auf der hinteren Achse des Auslegers wandernd gelagert sind, zu den Umleitrollen in der Spitze des Auslegers und zum Gehänge. Durch diese Anordnung der Seilleitung entsteht ein Zug, der den Ausleger in die vordere Stellung schiebt, sobald das Windwerk in Tätigkeit gesetzt wird (Fig. 3). Hier wird er durch zwei Haken auf beiden Seiten selbsttätig verriegelt und ist in diesem Zustande betriebsfertig. Soll der Ausleger wieder eingeschoben werden, so ist es nur nötig, die Haken zu öffnen, die Bremse des Windwerkes zu lüften und der Ausleger läuft selbsttätig in seine Ruhelage zurück (Fig. 4). Der Neigungswinkel und die von den Zugorganen auf den Ausleger zum Herausschieben auftretenden Kräfte sind so zueinander abgestimmt, daß der belastete Ausleger in der ausgeschobenen Stellung bleibt auch wenn die Haken geöffnet werden. Textabbildung Bd. 325, S. 434 Fig. 2. Der Ausleger kann nur bei kleiner Last oder unbelastet zurücklaufen. Ein Unglücksfall kann nicht eintreten, wenn bei belastetem Kran die Haken geöffnet werden. Zum Ausschieben des Auslegers sind etwa ¾, zum Einziehen etwa ½ Minute erforderlich. Textabbildung Bd. 325, S. 435 Fig. 3. Textabbildung Bd. 325, S. 435 Fig. 4. Aus den photographischen Aufnahmen mit ein- und ausgezogenem Ausleger sind alle weiteren Einzelheiten ohne Erklärung ersichtlich.