Titel: Bericht über die Untersuchung von Lampen auf der Internationalen Ausstellung von Apparaten für Beleuchtung u. Erwärmung in St. Petersburg.
Autor: v. Doepp
Fundstelle: Band 325, Jahrgang 1910, S. 729
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Bericht über die Untersuchung von Lampen auf der Internationalen Ausstellung von Apparaten für Beleuchtung u. Erwärmung in St. Petersburg. Von Professor v. Doepp, Petersburg. (Fortsetzung von S. 717 d. Bd.) Bericht über die Untersuchung von Lampen usw. b) Laternen und Lampen ohne Druck. In diesen Laternen und Lampen fließt der Spiritus direkt dem Brenner zu. 1. Die Laterne „Säkular“ der Firma A. Meenen in Berlin. Diese Laterne (Fig. 38) ist für Außen- wie Innenbeleuchtung eingerichtet. Am oberen Ende des Zugrohres N befindet sich das ringförmige Spiritusreservoir A, am unteren die Glaskuppel M. Vom Reservoir A führt das Rohr B zu einem Behälter mit den Hähnen C und C1 Durch den Hahn C fließt der Spiritus dem Verdampfer D zu; der Hahn C1 läßt Spiritus durch Rohr D1 zum Entzünder X gelangen. Der Verdampfer D besteht aus einem wagerechten Rohr, das an einem Ende geschlossen ist; am anderen Ende befindet sich der Nippel F, durch dessen Oeffnung der Spiritus in die Vermischungsröhre H und den Bunsenbrenner K gelangt. Unter dem Brenner befindet sich das Sammelgefäß h für das etwaiges Kondensat. Im Verdampfer D befindet sich dicht anliegend ein Kupferzylinder, der mit grobem Quarzsande angefüllt ist. Die Glaskuppel M ist oben von Einern Reflektor umgeben. Der Nippel und das offene Ende der Mischungsröhre befinden sich in einem besonderen Behälter, der mit Oeffnungen versehen ist, durch Welche Luft angesaugt wird. Das Reservoir A wird durch zwei konzentrische Zylinder vom Zugrohr getrennt. Beim Anzünden läßt man durch den Hahn C1 etwas Spiritus in die Anwärmschale X fließen und entzündet ihn von außen durch eine Oeffnung, Nach Ablauf von einer Minute wird der Hebel des Hahnes C1 nach oben geführt, wodurch der Spiritus in den Vergaser gelangt. Der entstandene Dampf entweicht unter bedeutendem Duck aus dem Nippel und führt die Luft mit sich fort in das Mischrohr H. Diese Mischung entzündet sich beim Entwelchen durch das Netz des Bunsen-Brenners an dem brennenden Spiritus in der Vorwärmschale. Die Laterne wird durch eine entsprechende Drehung des Hahnes C ausgelöscht, wodurch die Spirituszufuhr zum Vergaser aufhört. Die Brenndauer betrug über 200 Stunden. 2. Laterne „Alba“ der Firma Schwintzer & Gräff in Berlin. Die Laterne „Alba“ ist für Außen- und Innenbeleuchtung bestimmt und hat folgende Konstruktion: Den oberen Teil des Zugrohres U T (Fig. 39) umgibt das ringförmige Spiritusreservoir A, der untere schließt mit der Glaskuppel R ab. Vom Spiritusreservoir A aus führen zwei Röhren, von denen die mit dem Hahn E1 versehene Röhre E den Spiritus dem Vergaser F zuführt, während die Röhre C mit Meßhahn B Spiritus in die Rinne D gelangen läßt, die zur Erwärmung des Vergasers dient. Der Vergaser F besteht aus einer wagerechten Röhre, die eine Asbestfüllung enthält und an einem Ende den mit Gewinde versehenen Deckel F1 am anderen den Hahn H besitzt; der letztere läßt den Spiritusdampf durch die Oeffnung h in die Röhre K eintreten und durch das Sicherheitsrohr K1 und das Schlangenrohr L mit dem Fortsatz M in die Düse N strömen und bis zum Bunsen-Brenner O und P gelangen, über welchem sich der Ansatz befindet, der den Glühstrumpf trägt; unter dem Bunsen-Brenner liegt das Sammelgefäß Q für kondensierte Spiritusdämpfe. Die Glaskuppel ist oben von einem Reflektor umgeben, über welchem sich um das Zugrohr T herum konzentrische Mäntel befinden, die die Laterne vor dem Winde schützen und mit Oeffnungen S zur Zufuhr von Luft verbunden sind. Der Meßhahn B ist ein Dreiwegehahn. Der obere Kanal ist mit einem kleinen zylindrischen Gefäß verbunden, das durch eine Röhre, die durch das Spiritusreservoir hindurchgeht, mit der Außenluft in Verbindung steht; der Seitenkanal mündet gleichfalls in ein kleines Gefäß, das durch ein Rohr mit dem Spiritusreservoir A in Verbindung steht; der untere Kanal führt den Spiritus durch das Rohr C der Rinne D zu. Durch Niederziehen des Griffes des Hahnes B füllt sich das über diesem Hahn befindliche Gefäß aus dem Reservoir A mit Spiritus, was 20 Sekunden in Anspruch nimmt, dann wird der Hebel des Hahnes nach oben geführt, worauf sich der im Gefäß über dem Hahn B befindliche Spiritus durch diesen Hahn und die Röhre C in die Rinne D ergießt, wo er durch eine besondere Oeffnung entzündet wird. Nach Verlauf einer Minute wird der Hahn H geöffnet, wobei die Spiritusdämpfe nach einiger Zeit aus dem Bunsen-Brenner P und O entwelchen und sich an der Spiritusflamme in der Rinne D entzünden. Während der Brenndauer tritt der Spiritus aus dem Reservoir A durch die Röhre E in den Vergaser F, von wo er in den Brenner gelangt. Die Dampfbildung im Vergaser F erfolgt durch die entwelchenden Brennprodukte. Die Laterne wird durch Schließung des Hahnes H ausgelöscht. Der Hahn E1 auf der Röhre E schließt die Spirituszufuhr zum Vergaser F, wenn dieser gereinigt und die Füllung gewechselt wird. Um den Spiritus in das Reservoir einzugießen, ist über demselben eine Schale, die den Trichter ersetzt und mit einem Deckel versehen ist, angebracht. Im Reservoir befindet sich ein zylinderförmiges Sieb zur Filtrierung des Spiritus. Textabbildung Bd. 325, S. 730 Fig. 38. Textabbildung Bd. 325, S. 730 Fig. 39a.Laterne Alba. Die Flammentemperatur betrug bei der Untersuchung 900° mit und 720° ohne Glühstrumpf, die Brenndauer über 200 Stunden, Fig. 39a bringt das fortlaufende Lichtstärkendiagramm für 16 Stunden bei 85 Kerzen mittlerer wagerechter Lichtstärke. 3. Lampe „Elektrusion“ der Timkower Brennerei von Krinsky. Textabbildung Bd. 325, S. 730 Fig. 39. Textabbildung Bd. 325, S. 730 Fig. 40. Die für Außen- und Innenbeleuchtung bestimmte Lampe „Elektrusion“ hat folgende Konstruktion (Fig. 40): Von einem über der Lampe angebrachten Spiritusreservoir führt ein ziemlich langes Rohr zu dem halbkreisförmig gebogenen Rohr B mit eingeschaltetem Hahn, durch das der Spiritus zum Vergaser D gelangt, der über dem rinnenförmigen Entzünder X liegt. Das Spiritusgas geht durch das Rohr E und den mit Hilfe des Griffes G geöffneten Hahns F bis zu den Oeffnungen P, wo es sich mit der Luft vermischt und in die Mischröhre K eintritt. Die Röhre K hat eine Porzellanspitze, auf welcher der Glühstrumpf an einem Magnesiaring hängt. Der Vergaser D ist eine wagerechte Röhre, deren Ende an die Röhre B angelötet ist, während sich am anderen Ende eine Oeffnung befindet, die durch die Schraube Y geschlossen und durch die der Filter in den Vergaser eingesetzt wird. Den Filter bildet ein Bündel Asbestfäden, die auf ein Drahtgestell aufgewickelt sind. Etwas unter dem Hahn F befindet sich ein zweiter mit dem Griffe H; er hat die Form eines Ringes, der das obere Ende der Mischröhre K fest umschließt, die gerade an dieser Stelle Oeffnungen P hat, welche denjenigen auf dem Ringe entsprechen. Durch eine Drehung des Griffes H werden die Oeffnungen der Mischröhre geschlossen oder geöffnet, wodurch die Zufuhr der Luft reguliert wird. Der Glühstrumpf ist von der unten offenen Glaskuppel M umschlossen, die sich ihrerseits in einer runden Glaskugel N befindet, die im oberen Teile drei Oeffnungen aufweist. Diese Konstruktion der Glaskuppeln schützt die Lampe vor dem Einfluß des Windes. Das Anzünden der Lampe geschieht folgendermaßen: Durch Drehung der Griffe H und G öffnet man die Oeffnung P und schließt durch den Hahn F den Spirituszufluß in das Mischrohr K. Der Hahn C muß dabei offen sein. Darauf wird eine bestimmte Menge Spiritus in den Entzünder X gegossen und angezündet. Durch Oeffnen des Hahnes F gelangen die sich entwickelnden Spiritusdämpfe in das Mischrohr und zum Glühstrumpf, wo sie durch die in der Glaskuppel N angebrachten Oeffnungen angezündet werden. Die weitere Verdampfung geschieht auf Kosten der Wärme der entwelchenden, auf den Verdampfer wirkenden Brennprodukte. Die Lampe wird durch eine Drehung des Griffes G ausgelöscht, wodurch den Spiritusdämpfen der Weg zum Glühstrumpf abgeschnitten wird. Die Versuche dauerten mehr als 200 Stunden. c) Lampen mit Druck. Diese Klasse von Lampen war durch eine einzige Lampe „Mitta“ vertreten, die der Kommission zur Abhaltung von populären Vorträgen diente. Sie ist ausschließlich für Projektionslaternen bestimmt und hat folgende Einrichtung. Das Spiritusreservoir A (Fig. 41) hat ein Druckventil a zum Einpumpen der Luft mittels einer gewöhnlichen Radfahrerpumpe, ein Manometer und die zur Füllung des Spiritusreservoirs dienende Oeffnung a1, die durch einen aufgeschraubten Deckel geschlossen wird. Letzterer enthält einen Kanal mit einem kleinen Ventil, durch welches die Luft aus dem Spiritusreservoir A entwelchen kann. Textabbildung Bd. 325, S. 731 Fig. 41. Das wagerechte Rohr B leitet den Spiritus durch ein T-Stück zum senkrechten Rohr C, welches als Verdampfer dient. Im Rohr C ist eine Asbestfüllung auf Kupferdrähten untergebracht, welche durch die untere, durch eine Schraube verschlossene Oeffnung eingeführt wird. Am oberen Ende geht das Rohr C in das dünne Röhrchen E über, das sich mit dem Rohr F vereinigt, das den Nippel H trägt; die Ventilschraube G schließt den Nippel gegen die Spiritusdämpfe ab. Ueber dem Nippel befindet sich das S-förmige Vermischungsrohr K. Durch einen aufgeschraubten Ansatz, der als Regulator dient, kann der Abstand zwischen Nippel und Vermischungsrohr vergrößert oder verringert werden, wodurch die Menge der vom Spiritusdampf aufgesogenen Luft reguliert wird. Das Vermischungsrohr K läuft am anderen Ende in die Brennerkrone L aus. Innerhalb der letzteren befinden sich zwei Schutznetze und der Netzhalter mit der in einem Abstande von 1,5 cm von der Krone angebrachten durchlöcherten Nickelscheibe. Das Anzünden der Lampe geschieht folgendermaßen: Man schließt durch eine Umdrehung der Ventilschraube G das Rohr F, gießt eine bestimmte Spiritusmenge in die Anheizschale M und pumpt Luft in das Spiritusreservoir A bis zu 1¼ kg/qcm Druck. Der Spiritus steigt durch das Rohr B in den Vergaser C, wo er sich in Dampf verwandelt. Nach dem Oeffnen des Ventils G strömen die Spiritusdämpfe durch den Nippel H in das Vermischungsrohr, wobei sie die Luft mit einsaugen, und treten aus dem Brenner L unter den Glühstrumpf, wo sie sich an dem in der Anheizschale befindlichen, noch nicht verbrannten Spiritus entzünden. Dank der Nickelscheibe D kommt der Glühstrumpf nur im unteren Teile zwischen der Brennerkrone L und der Nickelscheibe zürn Glühen. Diese Vorrichtung ist für Projektionszwecke von großer Wichtigkeit; bei dieser Einrichtung fällt die sonst bei den Spiritus-Glühlampen auf dem Schirme auftretende Darstellung des Musters des Glühstrumpfes fort; außerdem wird die Fläche der Lichtquelle verkleinert. Die weitere Verdampfung geschieht auf Kosten der Wärme der abgehenden Brennprodukte, welche den Verdampfer C und den Kupferring D erhitzen. Um die Lampe auszulöschen, öffnet man die Oeffnung im Deckel a1 wobei die Luft aus dem Spiritusreservoir entweicht. Bei der Untersuchung ergab sich ein leuchtender Gürtel von 12 mm Breite bei 23 mm ⌀. Die Lichtstärke betrug 100 Hefner-Kerzen bei einem Drucke von 1,5 kg/qcm im Reservoir. Der Spiritusverbrauch zum Entzünden der Lampe beträgt 2 – 3 g. Das Fallen der Lichtstärke entspricht dem Sinken des Druckes im Reservoir. Fällt der Druck von 1,5 bis 1 kg/qcm, so vermindert sich die Lichtstärke um fünf Kerzen; bei weiterer Verringerung des Druckes fällt die Lichtstärke sehr schnell, bei 0,7 kg/qcm ist sie = 80 Kerzen, bei 0,5 kg/qcm = 35 Kerzen. Durch allmähliches Lufteinpumpen in das Spiritusreservoir kann man die Lichtstärke bis auf 100 Kerzen bringen. Man kann eine annähernd beständige Lichtstärke zwischen 90 – 100 Kerzen erzielen, indem man nach je 5 – 10 Minuten Luft hinzupumpt, damit der Druck im Reservoir 1 – 1,5 kg/qcm beträgt. Ein Einpumpen von Luft über 1,5 kg/qcm und eine rasche Druckerhöhung während der Brenndauer vermindern die Lichtstärke der Lampe. Bei Regulierung des Luftzuflusses zum Vermischungsrohr wurden die besten Ergebnisse erzielt, als die Entfernung des Mundstückes des Vermischungsrohres vom Nippel gegen 0,5 mm betrug. Der Spiritusverbrauch während der Brenndauer bei völlig geöffnetem Hahn und bei einem Druck von 1 bis 1,5 kg/qcm betrug 135 – 140 g i. d. Stunde, was 1,4 g f. d. Stundenkerze ausmacht, die Kosten für die Glühstrümpfe abgerechnet. (Fortsetzung folgt.)