Titel: Zuschriften an die Redaktion.
Fundstelle: Band 326, Jahrgang 1911, S. 187
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Zuschriften an die Redaktion.Die verspätete Drucklegung ist durch die Herren Hoffmann & Brenner selbst veranlaßt. Die Redaktion. (Ohne Verantwortlichkeit der Redaktion.) Zuschriften an die Redaktion. Ein neues Ventil für schnellgehende Pumpen. Die unter dieser Ueberschrift im Heft 21 v. J. dieser Zeitschrift veröffentlichte Besprechung von Herrn A. Brandt enthält mehrere, aus Unkenntnis der Tatsachen entstandene unrichtige Angaben, die geeignet sind falsche Vorstellungen zu verbreiten. Herr Brandt hat offenbar noch niemals ein H.-B.-Ventil in Betrieb gesehen und hat versucht, sich ein Urteil über die Konstruktion zu bilden, ohne im Besitz tatsächlicher Unterlagen zu sein. Augenscheinlich war er in dem Glauben befangen, es handle sich um eine neue noch nicht erprobte Sache, über welche Daten noch nicht vorliegen. Er schreibt auf Seite 336 unter 1: „Die Ventilteller bleiben in den Schlußfugen nicht dauernd dicht und können schwerlich nachgeschliffen werden.“ Der Satz erweckt in dieser Fassung – ob von Herrn Brandt beabsichtigt oder unbeabsichtigt, müssen wir dahingestellt sein lassen – den Anschein, als ob er eine durch Tatsachen belegte Erfahrung mitteilte. Dies trifft nicht zu; die Ausführungen des Herrn Brandt stehen vielmehr mit den Tatsachen im direkten Widerspruch. Die bisher am meisten durch unterbrechungslosen Dauerbetrieb bei hoher Umlaufzahl der Pumpe angestrengten H.-B.-Ventile (Kühlwasserpumpe des Elektrizitätswerkes der Stadt Duisburg. Liegend, elektrisch angetrieben. 1 Plunger 3,6 cbm/Min., n = 170 bis 176; 4 × 19 = 76 Ventile von je 108 mm ⅓) haben bisher laut Betriebsausweis im Verlauf von annähernd 1½ Jahren etwa 115 Millionen Ventilhübe ausgeführt ohne daß auch nur ein einziger Gummi oder Blechring zu ersetzen oder nachzuarbeiten war. Die Teile befinden sich heute noch in tadellosem Zustand. Die Dichtflächen der aus gewöhnlichem Messing gefertigten Ringe, die ursprünglich in der weiter unten erläuterten Weise ziemlich roh geschliffen waren, zeigen heute Hochglanzpolitur und die Ventile sind absolut dicht. Dies als Beispiel, dem sich eine große Reihe ähnlicher anschließen ließe. Herr Brandt hat, als er den Glauben faßte die Ringe könnten nicht dicht bleiben, nicht beachtet, daß gerade die elastische Nachgiebigkeit der Ringe, die durch die Gummifeder ringsum gleichmäßig angedrückt werden, das Dichthalten außerordentlich erleichtert, so daß diese Ringe leichter dicht zu bringen und zu erhalten sind als starre Ventile. Selbst wenn Unreinigkeiten die Ventile passieren, schmiegen sich die nachgiebigen Ringe dicht wieder an. Ferner ist das Nachschleifen nicht wie Herr Brandt meint, unmöglich, sondern im Gegenteil einfacher als bei irgend einem anderen Metallventil. Wir schliffen nämlich anfänglich, als es an besseren Werkstatteinrichtungen noch mangelte, die Bleche für neue Ventile einfach in folgender Weise: Auf eine kleine Richtplatte wurde ein Stück gewöhnlichen Schmirgelleinens gelegt und nun der Blechring von Hand darauf hin- und hergetrieben, wobei er mit einem glatten Holzstück gleichmäßig angedrückt wurde. Die oben erwähnten Ventile in Duisburg sind z.B. noch so geschliffen. Einfacher kann man doch wohl kein Ventil schleifen! Im übrigen erachten wir es für einen großen Vorzug unserer Konstruktion, daß man die Ringe, wenn sie schließlich verschlissen sein sollten, nicht nachzuschleifen oder nachzudrehen hat, sondern einfach für einige Groschen neue Ringe auflegt, wonach das Ventil wieder vollkommen neu ist, ohne daß jemals ein Gußstück oder dergl. neu zu beschaffen wäre. Unter Ziffer 2 verbreitet sich Herr Brandt sodann über die Verhältnisse des Ventils im Hinblick auf die Wasserverdrängungsfläche. Was dort über die Wasserbewegung gesagt wurde, ist grundsätzlich richtig, aber die unter Ziffer 3 gezogenen Schlußfolgerungen bedürfen eines Kommentars bezw. einer tatsächlichen Richtigstellung. Würde nämlich die von Herrn Brandt befürchtete Erschwerung der Ventileröffnung usw. tatsächlich in störender Weise in Erscheinung treten, so wäre konstruktive Abhilfe durch Anbringung einiger Nuten und Durchbohrungen auf der Oberfläche des Ventilkörpers außerordentlich leicht zu beschaffen. Textabbildung Bd. 326, S. 188 Fig. 1. Diese, auch von uns anfänglich erwartete Notwendigkeit hat sicher aber bisher nicht ergeben und wir fügen als Beleg die Wiedergabe eines Diagrammes bei, welches der Hauptdruckpumpe des Städtischen Wasserwerks in Duisburg entnommen wurde, und hinsichtlich der Ventilöffnungs- und Schlußbewegungen die vorzüglichsten Eigenschaften der Ventile dartut (Fig. 1). Diese Maschine ist eine liegende, doppeltwirkende Zwillingspumpe, die durch Verbunddampfmaschine angetrieben wird. (Freund & Co., Charlottenburg 1902). Sie hat 2 × 300 mm Plungerdurchmesser, 1000 mm Hub und machte früher 54 Umdrehungen i. d. Min. Die Ventile sind in Gruppen von je 37 Stück angeordnet. Die alten Ventile bestanden aus etwa 4 mm starken Bronzeringen von 95 mm äußerem Durchmesser, die mit Spiralfedern aus Hartkupfer (1,8 mm × 11 mm stark, 5 Gänge) ausgedrückt wurden. Es wurden zweistufige H. B.-Ventile von 110 mm in gleicher Zahl und Verteilung auf die alten Sitzplatten gebaut und die Pumpe läuft seitdem mit 70 Umdrehungen (statt 54) i. d. Min. völlig stoßfrei und geräuschlos. Obiges Diagramm ist bei dieser Umdrehungszahl aufgenommen. Vorher meinte Herr Brandt noch, das neue Ventil sei nicht als eine Verbesserung gegenüber den älteren Lippenventilen anzusprechen, sondern es habe nur Nachteile. Ueber die beiden von Herrn Brandt besprochenen Punkte ist im Vorstehenden das Nötige gesagt. Dagegen vergaß Herr Brandt einen in die Augen springenden Vorzug hervorzuheben, der auch gleichzeitig den ganz wesentlichen Unterschied der neuen Konstruktion gegenüber den älteren Ventilen vor Augen führt. Die von Herrn Brandt angeführten älteren Lippenventile sind nur für den allergeringsten Druck geeignet und nicht einmal längerem Betriebe in einer Kondensationspumpe gewachsen; die biegsamen und freifragenden Lippen werden eingedrückt. Diese Konstruktionen sind nämlich unweigerlich an die Verwendung von Weichgummi für Herstellung der Abschlußorgane gebunden, da eben diese Abschlußorgane selber sich biegen bezw. dehnen müssen, um während der betreffenden Hubperiode unter dem Einfluß eines entsprechend geringen Ueberdruckes unterhalb des Ventils sich öffnen zu können. Die unabwendbare Folge davon aber ist, daß die Abschlußorgane – die ja während des folgenden Hubes den äußeren Druck aufnehmen müssen – auch nur einen äußeren Druck zu ertragen vermögen, der von ähnlicher Größenordnung wie der Durchfluß- bezw. Eröffnungswiderstand des Ventiles ist. Zudem deformieren sie sich naturgemäß bereits unter der Einwirkung selbst solch geringen Druckes und müssen schließlich zerstört werden. Größere Widerstandsfähigkeit gegen äußeren Druck kann also bei diesen alten Lippenventilen unweigerlich nur durch entsprechend vergrößerten Ventilwiderstand erkauft werden. Somit ist ihnen in dieser Hinsicht eine äußerst enge Grenze gesteckt und sie haben auch demgemäß nur geringste Verbreitung gefunden. Erst die durch uns erfolgte Ausbildung eines Ventilkörpers mit bestentsprechenden Unterstützungsflächen für den abschließenden sowohl wie für den verschieden ausgebildeten federnden Teil erlaubte es, unter Beibehaltung der Lippenwirkung ein starres Material (Bronze, Stahl usw.) für die eigentlichen Abschlußorgane zu verwenden, also für diejenigen beweglichen Teile, die den Austrittsspalt überdecken und verschließen. An diesen den Spalt überdeckenden Teilen findet also auch beim Oeffnen und Schließen des Ventiles im Gegensatz zu den erwähnten älteren Lippenventilen keine Formänderung statt, sondern dieselben heben sich von den Spalträndern und Unterstützungsflächen frei ab. Die Schließkraft für diese abschließenden Teile wird dann von einem elastischen Teil geliefert, der aber nicht mehr über den Spalt, sondern über dem festen Ventilkörper liegt und an diesem (sofern er es bedarf) Stütze und Führung findet, so daß er der Einwirkung des Ueberdruckes unter allen Umständen entzogen ist, selbst wenn er – wie bei der normalen Ausführung unserer Ventile für Wasserpumpen – nicht aus Metall, sondern aus relativ schwachen Gummiringen besteht. Durch diese Maßnahmen erst ist ein Lippenventil geschaffen, das auch für höheren Druck, so wie er bei Wasserwerks-, Speisepumpen und dergl. auftritt, vollauf geeignet ist, und trotzdem neben der Lippenwirkung geringe Durchflußwiderstände und praktisch maßelose Abschlußorgane besitzt. Das neue Ventil kann für jeden Druck Verwendung finden und arbeitet zurzeit nicht nur in Kondensations-Wasserwerks- und Speisepumpen, sondern auch in Bergwerkswasserhaltungen mit vollem Erfolg. Den Ausführungen des Herrn A. Brandt angeschlossen ist eine Mitteilung von Herrn Geheimrat M. F. Gutermuth, Darmstadt, zu der wir im Nachstehenden einige Erläuterungen geben, um einer falschen Auslegung derselben vorzubeugen. Diese Mitteilung bezieht sich auf folgenden Sachverhalt: 1. Die fragliche Speisepumpe in der Kraftzentrale der Technischen Hochschule zu Darmstadt erreichte in ihrem ursprünglichen Zustand mit den alten Ventilen 60 bis äußerstens 70 Umdrehungen i. d. Min., wobei sie jedoch bereits derart schlug, daß ein Betrieb bei dieser Umdrehungszahl unmöglich war, sondern hierfür höchstens etwa 45–50 Umläufe i. d. Min. in Frage kamen. Die Pumpe reichte hiermit nicht aus, den Speisewasserbedarf dauernd zu decken und sie stand somit in Reserve, während eine größere Pumpe Dienst tat. Nach Einbau der H.-B.-Ventile ohne den erwähnten Einbau eines Windkessels (der erst nach etwa vier Monaten erfolgte) konnte die Pumpe bereits mit 100 Umdrehungen i. d. Min. und mehr laufen, je nachdem die Temperatur des Speisewassers höher oder niedriger war, da bei höherer Temperatur naturgemäß früher Dampfbildung und somit Wasserschläge im Pumpenraum auftreten, zumal jeglicher Saugwindkessel fehlte. Die Pumpe wurde denn auch tatsächlich seit Einbau der neuen Ventile in regelmäßigen Betrieb genommen, da sie (mit einer Umdrehungszahl von 60–70 dauernd betrieben) zur Deckung des Wasserbedarfs nunmehr ausreichte (vergl. das oben über die Sachlage bei den alten Ventilen Gesagte). Häufig wurde sie vorübergehend (zu raschem Aufspeisen und dergl.) mit 80–90 Touren regulär betrieben und es ist scharf hervorzuheben, daß auch hierbei der Gang durchaus geräuschlos war und einem Dauerbetrieb mit dieser Umlaufszahl nichts im Wege gestanden hätte. Jedoch lag hierfür kein entsprechender Wasserbedarf vor. Die oben erwähnte größere Pumpe stand nunmehr in Reserve, und zwar, soweit unsere bestimmte Kenntnis reicht, bis sechs Monate nach dem Umbau. Wie der Betrieb späterhin im Einzelnen gehandhabt wurde, wissen wir nicht ( nur ist uns bekannt, daß während der folgenden Wintermonate wieder vorwiegend die große Pumpe Dienst tat, im Sommer dagegen wieder die kleine umgebaute Pumpe. Der erwähnte Windkessel war, wie oben gesagt, erst nach etwa vier Monaten eingebaut worden. Der Erfolg war der, daß die Pumpe nun auf 120–130 Umdrehungen i. d. Min. forciert werden konnte, ohne daß Schläge auftraten, längere Zeit hindurch konnte sie mit dieser Tourenzahl selbstverständlich in Rücksicht auf das alte, schwerfällige Triebwerk nicht laufen und die Angabe in dem fraglichen Zeugnis, daß „ohne weiteres 100 bis 110 Touren zu erreichen“ waren, ist denn auch dahin zu deuten, daß dieses die ungefähre Grenze für die Betriebsfähigkeit war. Diese Grenze war aber, was wir nochmals ausdrücklich hervorheben, nicht durch Rücksicht auf das Arbeiten der Ventile gegeben, sondern durch Rücksicht auf Triebwerk usw. Selbstverständlich können diese erreichten Umdrehungszahlen keine absoluten Höchstwerte für die Betriebsfähigkeit der betreffenden alten und neuen Ventile an und für sich darstellen, da für die erreichbaren Umdrehungszahlen irgend einer bestimmten Pumpenanlage stets auch zahlreiche andere Faktoren mit maßgebend sind. Diese Zahlen haben nur Bedeutung als Vergleichswerte und erweisen als solche – wie oben dargelegt – die Tatsache, daß die fragliche Pumpe jeweils mit den neuen Ventilen ganz erheblich mehr leistete als unter sonst gleichen Verhältnissen mit den alten Ventilen. Inwiefern im Hinblick auf diese Sachlage die Hervorhebung der erreichten Tourensteigerung „irreführend“ sein könnte ist nicht recht ersichtlich. In diesem Zusammenhange wird es wohl interessieren, zu hören, daß diese Ventile der Speisepumpe die ersten jemals ausgeführten Ventile der neuen Konstruktion sind, die in einer maschinell angetriebenen Pumpe zur Verwendung gelangten. Wir hatten vorher nur an einer kleinen Handpumpe Versuche machen können. Um so bemerkenswerter ist das Ergebnis, daß die hinsichtlich Material und Ausführung recht primitiven Ventile sofort nach dem ersten Einbau ohne jede nachträgliche Aenderung in der Pumpe verblieben und obige Resultate ergaben, die ja inzwischen durch zahlreiche Um- und Neubauten aller Art vielfach bestätigt und übertroffen wurden, aber aus dem erwähnten Grunde doch immerhin noch Interesse verdienen. In wieweit es sich ferner hierbei um eine praktische Erprobung der neuen Ventile handelt, geht aus obigen Mitteilungen zur Genüge hervor. Die Pumpe wurde immerhin verhältnismäßig viel und längere Zeit hindurch regelmäßig gebraucht. Daß die Speisepumpe einer derartigen Kraftanlage in einem gegebenen Zeitraum eine geringere Zahl von Betriebsstunden aufweisen wird als diejenige irgend eines intensiven industriellen Betriebes, ist selbstredend. Die neuen Ventile haben indes, wie weiter oben und auch im Folgenden noch mitgeteilt ist, inzwischen längst ihre Widerstandsfähigkeit auch in den angestrengtesten Dauerbetrieben gezeigt. Um dem Eindruck vorzubeugen, als sei die Speisepumpe in Darmstadt, da ihr in Vorstehendem eine so ausführliche Besprechung zu Teil wurde, ein vereinzelter Fall, bei dem durch Einbau der Ventile erhebliche Steigerung der Leistungen erreicht wurde, seien nachstehend noch einige solche Fälle kurz angegeben. Auf Zeche Shamrock 1/2 der Bergwerksgesellschaft Hibernia in Herne wurde 1909 eine Speisepumpe mit H.-B.-Ventilen ausgerüstet. Es ist dies eine stehende Verbunddampfpumpe von Klein, Schanzlin & Becker in Frankenthal mit zwei einfachwirkenden Plungern von je 200 mm und 300 mm Hub. Die Pumpe leistete bei 60 Umdrehungen i. d. Min. 60 cbm i. d. Std. und fördert vorgewärmtes Wasser von 70–75° C. Die alten Ventile waren moderne Ringventile aus Bronze mit drei konzentrischen Austrittsspalten und Spiralfederbelastung. Mit diesen Ventilen erreichte die Pumpe maximal 60 Umdrehungen i. d. Min. Bei Ueberschreitung dieser Tourenzahl traten sofort die heftigsten Schläge auf, die eine weitere Steigerung absolut unmöglich machten. Nachdem die neuen Ventile (Fig. 2) (vierstufige Ventile von 220 mm ) eingebaut waren, ohne daß sonst die geringste Aenderung an der Anlage erfolgt wäre, konnte die Umdrehungszahl von 60 Touren i. d. Min. auf 110 Touren i. d. Min. – also um 83 v. H. – gesteigert werden. Diese Leistung wurde erreicht bei ganz geöffnetem Dampfeinlaß und diese Grenze war somit auch nur durch die Leistungsfähigkeit der Dampfmaschine gegeben, denn die Pumpe arbeitete auch bei dieser Tourenzahl noch absolut stoßfrei und mit unhörbarem Ventilspiel. – Da in diesem Falle weder vor noch nach dem Einbau der neuen Ventile irgend eine sonstige Aenderung vorgenommen wurde, steht es hier außer jeglicher Diskussion, daß die Mehrleistung ganz ausschließlich durch die H.-B.-Ventile erreicht wurde. Jede Zweideutigkeit in Wiedergabe der Tatsachen und Beurteilung der Ergebnisse ist ausgeschlossen, wobei noch zu beachten ist, daß die „alten Ventile“ der Pumpe durchaus moderne Ringventile waren (1907 erbaut). Selbstverständlich beschränkt sich die Möglichkeit, in solcher Weise die Pumpenleistung zu steigern, nicht auf Speisepumpen und wir nennen als Beispiel hierfür die oben erwähnte Kühlwasserpumpe des Elektrizitätswerkes Duisburg. Diese Pumpe, deren Längsschnitt Fig. 3 zeigt, machte maximal 130 Umdrehungen i. d. Min., bei niedrigem Wasserstand dagegen nur 110 Umdrehungen i. d. Min., da bei Ueberschreitung dieser Tourenzahlen schwere Wasserschläge auftraten. Auch sonst war der Gang überaus geräuschvoll und dröhnend. Seit Einbau der neuen Ventile, die mittels eingeschraubter Paßringe an Stelle der alten Ventile eingesetzt wurden, wird die Pumpe dauernd mit der höchsten – vom Antriebsmotor erreichbaren Umdrehungszahl betrieben – nämlich mit 170–176 Umdrehungen i. d. Min. Dabei ist jedes Betriebsgeräusch verschwunden und die Pumpe arbeitet nun auch bei tiefstem Wasserstand mit 176 Touren vollkommen lautlos und einwandsfrei. Textabbildung Bd. 326, S. 190 Fig. 2. Textabbildung Bd. 326, S. 190 Fig. 3. Die Steigerung der Leistung beträgt also rund 60 v. H. Zur weiteren Information teilen wir noch mit, daß außer den oben erwähnten auch sonstige Umbauten von Pumpmaschinen aller Arten und Größen bis zu den größten Einzelabmessungen mit den neuen Ventilen bereits in erheblicher Zahl ausgeführt sind. Es befinden sich zurzeit etwa 5000 H.-B.-Ventile aller Größen in Betrieb und Ausführung. Dies dürfte entgegen den Ausführungen des Herrn Brandt zur Genüge beweisen, daß die H.-B.-Ventile sich in der Praxis vollauf bewährt haben. Kaiserswerth-Bockum, Juli 1910. Hoffmann & Brenner, Diplom-Ingenieure. Der Schriftsatz der Herren Hoffmann & Brenner vom Juli d. J. „Ein neues Ventil für schnellgehende Pumpen“ behauptet Irrtümer meiner in Nr. 21 des Jahrganges 1910 D. p. J. enthaltenen Besprechung des neuen Ventils. Zunächst wird dem Zweifel betreffend dauernde Dichtheit der Ventile begegnet, den ich aber, als auf meiner vieljährigen Erfahrung im Pumpenbau und Betrieb beruhend, aufrecht erhalten muß. Die elastische Nachgiebigkeit der Ventilringe ist nicht so groß, daß eine Beschädigung der metallischen Schlußflächen durch Unreinigkeiten des Wassers ausgeschlossen erscheinen könnte. Textabbildung Bd. 326, S. 190 Fig. 4. Nach der mir jetzt vorliegenden Beschreibung in der Patentschrift Nr. 196817 liegt der Ventilring c (s. Fig. 4) bei geschlossenem Ventil auf der entsprechend geformten Unterstützungsfläche b des Ventilunterteils a bei e so fest auf, daß der Druck des Fördermittels nur an einem Teil des abwärts gebogenen Randes zur Wirkung kommt. Jeder Fachmann wird mir ohne Weiteres zustimmen, daß ein ordnungsmäßiges Nachschleifen des Ventils nicht wohl angängig ist, bezw. daß ein Nachschleifen der von H. & B. beschriebenen Art erfolglos bleiben bezw. die Undichtigkeit vergrößern muß. Erfolg könnte ein solches Nachschleifen nur haben, wenn bei geschlossenem Ventil Ventilring und Gummifeder nicht bei e aufliegen. Hierdurch würde eine Erneuerung bezw. Auswechselung der Ventilringe auch erst praktisch ausführbar werden. Dann aber treten die von H. & B. richtig angegebenen Mängel der älteren Lippenventile zum Teil wieder auf. Eine Minderung dieser Mängel an den H. B.-Ventilen habe ich nicht in Abrede gestellt, sondern nur hervorgehoben, daß diese Minderung durch Inkaufnahme anderer Mängel erzielt sei, die unter zwei und drei meiner früheren Besprechung angedeutet sind. Durch Nuten und Bohrungen auf der Oberfläche des Ventilkörpers können diese Mängel zwar etwas gemindert aber nicht beseitigt werden. Daß Pumpen mit weniger guten Ventilen durch Auswechselung dieser gegen H. B.-Ventile wesentlich verbessert werden können, sollte meinerseits nicht in Abrede gestellt werden, vielmehr bezweckte ich nur hervorzuheben, daß dieser Erfolg mit längst bekannten und bewährten Gruppenventilen m. E. noch besser erzielt werden kann. Berlin, im August 1910. A. Brandt. Die noch immer bestehenden Bedenken des Herrn Brandt hinsichtlich der Dichtigkeit der H. B.-Ventile nötigen uns zu einer Ergänzung unserer obigen Mitteilungen. Der Einwand, daß die metallischen Dichtflächen durch Beschädigung undicht werden könnten, trifft auf jedes andere der zahllosen gebräuchlichen Ventile mit metallischen Dichtflächen in mindestens dem gleichen Maße zu als auf das H. B.-Ventil, kann also keinesfalls als besonderer Nachteil desselben ins Feld geführt werden. Uebrigens versehen wir für Förderung von grob verunreinigtem Wasser bei jedem Lippenpaar die Dichtfläche eines der beiden Ringe mit einer Liderung aus Leder, die sich sehr einfach derart anbringen läßt, daß sie genau wie die Dichtung eines Fernis-Ventiles wirkt, dem sie in dieser Hinsicht auch völlig ebenbürtig ist. Herr Brandt wird zugeben müssen, daß bei Anwendung einer solchen Liderung auch die prinzipiellen Bedenken hinsichtlich des Aufliegens der Ringe (bei b und c seiner Skizze) durch die Nachgiebigkeit der Liderung vollständig beseitigt wird. An der sonstigen Arbeits- und Wirkungsweise der H. B.-Ventile ändert sich durch die Anwendung der Liderung natürlich nicht das geringste. Die metallische Dichtung ist demnach keine konstruktive Notwendigkeit, also auch kein charakteristisches Kennzeichen der H. B.-Ventile, das in allgemeiner Weise als Kriterium für deren Brauchbarkeit benutzt werden könnte, sondern es bleibt dem freien Ermessen des Konstrukteurs überlassen, ob er in einem gegebenen Falle die eine oder die andere Dichtungsart anwenden will. Es läge auch absolut kein Grund vor, außer etwa einer geringen Verteuerung der Konstruktion, nicht gleich von vornherein alle H. B.-Ventile mit einer solchen Liderung zu versehen, durch deren Nachgiebigkeit die von Herrn Brandt befürchteten Schwierigkeiten sämtlich verschwinden würden. Die Erfahrung ergab aber, daß bei geeigneten Vorkehrungen in der Fabrikation für gewöhnlich kein Bedürfnis für eine solche Dichtung vorliegt. Als Normaltyp der H. B.-Ventile wird daher derjenige mit metallischen Dichtflächen von uns angewendet. Daß Herr Brandt den im vorstehenden gekennzeichneten, naheliegenden Weg zur Beseitigung der vermuteten Schwierigkeiten nicht bereits selber auffand, scheint uns darauf hinzudeuten, daß er bisher in der Meinung befangen war, das H. B.-Ventil stelle in der Form, wie es seinerzeit in Heft 40, Jahrgang 1909 dieser Zeitschrift, beschrieben wurde, eine unabänderliche konstruktive Einzelform dar. Die vorstehenden Auseinandersetzungen dürften indes so weit klärend gewirkt haben, daß es nur noch eines kurzen Hinweises zur völligen Klarstellung bedarf: Die hier diskutierte Konstruktion ist nur eine einzelne der verschiedenen möglichen Ausdrucksformen des dem H. B.-Ventil zugrunde liegenden Konstruktionsgedankens, die von uns lediglich deshalb als die Normalform gewählt wurde, weil sie sich als dessen unseres Erachtens einfachste und für die weitaus meisten Fälle zweckmäßigste Verkörperung herausstellte. Besonderen Betriebserfordernissen kann stets unter völliger Beibehaltung des Grundgedankens durch geeignete spezielle Maßnahmen entsprochen werden. Die oben besprochene Liderung ist eine der bisher von uns angewandten speziellen Maßnahmen. Aus dem letzten Absatz vorstehender Zuschrift von Herrn Brandt scheint noch hervorzugehen, daß derselbe des Glaubens ist, das H. B.-Ventil fände nur als Gruppenventil Verwendung. Das ist nicht der Fall, sondern es wird in allen Größen fabriziert und ebensogut als Einzel- wie als Gruppenventil benutzt. Wäre das H. B.-Ventil nur als Gruppenventil ausführbar, wie z.B. die von Herrn Brandt in Heft 21 dieser Zeitschrift beschriebene und auf S. 336, Fig. 5 abgebildete Bauart des Fernis-Ventiles, so würde es nicht so schnell die große Verbreitung gefunden haben, die es bereits besitzt. Die wenigsten der vorhandenen Pumpenmodelle sind nämlich für Verwendung i von Gruppenventilen geeignet. Durch diese Mitteilungen dürften nunmehr alle bezüglichen Fragen so weit geklärt sein, als das im Rahmen allgemeiner Erörterungen möglich ist. Zudem befinden sich allenthalben H. B.-Ventile in großer Zahl im Betriebe, und es ist somit Gelegenheit gegeben, die Ergebnisse dieser Erörterungen an den in der Praxis erzielten Resultaten – von denen wir ja im Laufe der Besprechungen schon einiges mitteilten – nachzuprüfen und zu ergänzen. 11. Dezember 1910. Hoffmann & Brenner. Zu den neueren Auslassungen der Herren Hoffmann & Brenner über die ihnen patentierten Lippenventile bemerke ich ergebenst das Folgende: Während in dem Schriftsatz der Herren Hoffmann & Brenner vom August v, J. behauptet wurde, die metallischen Schlußfugen der H. B.-Ventile blieben dicht und würden im Betrieb womöglich noch dichter, wird in dem letzten Schriftsatz vom 11. Dezember 1910 gegeben, daß auch die metallischen Dichtflächen der H. B.- Ventile undicht werden können. Der Einwand, daß die metallischen Dichtungsfugen durch Beschädigung undicht werden können, trifft allerdings auch für Ventile anderer Konstruktionen zu, ist aber ohne Belang, weil bei dem von mir als Beispiel angeführten Vergleichsventil metallische Dichtungsflächen nicht vorhanden sind. Andere Ventile mit metallischen Dichtungsfugen können übrigens leicht nachgeschliffen werden, was ich in meinen Anmerkungen vom August v. J. bezüglich der H. B.-Ventile in Abrede stellte, welcher Einwand unbestritten blieb. Es ist nicht verdeutlicht, in welcher Weise sich die Belederung je eines der beiden Ventilringe der H. B.-Ventile in einfacher und dauerhafter Weise ausführen ließe, ohne andere naheliegende Nachteil herbeizuführen. Daß H. B.-Ventile nicht nur als Gruppenventile, sondern auch als Einzelventile Verwendung finden können, wurde nicht bestritten; ebensowenig läßt sich dies bezüglich anderer Ventilkonstruktionen – darunter das s. Zt. von mir gewählte Beispiel – bestreiten. M. E. bildet der Schlußsatz meiner Auslassungen vom August v. J. eine genügende Anerkennung der H. B.-Ventile. Ich hoffe, daß damit vorliegende Angelegenheit ihren Abschluß findet. Berlin, 11. Januar 1911. Hochachtungsvoll A. Brandt.       Wir ersehen aus Herrn Brandts erneuter Zuschrift, daß es unseren vorhergehenden Mitteilungen, trotz deren Ausführlichkeit, noch nicht gelungen ist, die wünschenswerte Klarstellung zu erreichen und Mißdeutungen wirksam vorzubeugen. Wir sehen uns daher zu folgenden Berichtigungen und Ergänzungen genötigt. Herr Brandt glaubt aus unseren beiden vorhergehenden Zuschriften einen Widerspruch in unseren Angaben über die Dichtheit der metallischen Dichtflächen herauslesen zu können. Darüber, daß es solche Fälle gibt, in denen keinerlei metallische Dichtung, einerlei ob nachgiebig oder nicht, am Platze ist, ist doch kein Fachmann im Zweifel. Daß wir in unserer vorigen Zuschrift nur für solche Fälle eine Notwendigkeit für die Belederung der Lippenringe anerkannten (wir schrieben ausdrücklich von groben Verunreinigungen) war doch wohl deutlich genug zum Ausdruck gebracht, ebenso wie in unserer ersten Zuschrift kein Zweifel darüber gelassen wird, daß wir lediglich eine größere Unempfindlichkeit der nachgiebigen Ringe im Vergleich zu vollkommen starren Ventilen behaupten. Unsere Mitteilung über das Verhalten der Dichtflächen in der Pumpmaschine des Duisburger Elektrizitätswerkes (daß nämlich die ziemlich roh geschliffenen Flächen im Betriebe Politur annahmen und absolut dicht wurden) ist übrigens nicht eine Behauptung („es wurde behauptet“ schreibt Herr Brandt), sondern es ist die Mitteilung einer erwiesenen Tatsache und u. E. ließ die Form unserer Mitteilung auch keinen Zweifel daran zu, daß es sich um eine solche handele. Vermutlich wollte Herr Brandt mit der folgenden Bemerkung: daß nämlich die Möglichkeit einer Verletzung der metallenen Dichtflächen von Ringventilen belanglos sei, weil das von ihm empfohlene Ringventil überhaupt keine solchen hat (sondern mit Leder gedichtet ist) ausdrücken: daß diese Möglichkeit für Ringventile belanglos ist, weil man bei diesen ja von Metalldichtung überhaupt absehen und Lederdichtung verwenden kann. Ein Anlaß zu dieser Bemerkung an dieser Stelle lag allerdings nicht mehr vor, nachdem wir in unserer vorigen Zuschrift bereits mitgeteilt hatten, daß die H. B.-Ventile ebenfalls mit Lederdichtung hergestellt werden können. Ein Vergleich zwischen einem belederten Ringventil einerseits und einem unbelederten H. B.-Ventil andererseits ist bei dieser Sachlage doch selbstverständlich unzulässig. Es dürfen logischerweise nur die gleichartigen Typen beider Ventilgattungen in Vergleich gebracht werden. Schließlich hält es Herr Brandt für angebracht, nochmals den Einwand hervorzuheben, daß die Lippenringe der H. B.-Ventile nicht nachgeschliffen werden könnten, und er bemerkt dazu, daß dieser Einwand „unbestritten blieb“, trotzdem wir in unserer ersten Zuschrift bereits mitgeteilt hatten, daß die Lippenringe überhaupt nicht nachgeschliffen werden, sondern, nachdem sie verschlissen sind, erneuert werden. Hieraus folgt für den unbefangenen Leser ohne weiteres, daß somit zwei grundsätzlich verschiedene Methoden für Erneuerung der Dichtflächen vorliegen, und daß also die wiederholte Hervorhebung obigen Einwandes nicht nur zur Klärung des Urteils nichts beiträgt, sondern sogar im Gegenteil durchaus angetan ist, Irrungen bezüglich des eigentlichen Sachverhaltes herbeizuführen, der in kurzen Zügen folgender ist: Die Erneuerung der Dichtflächen erfordert: 1. Bei Ringventilen Nachdrehen und -schleifen von Ventilen und Sitzen, wozu mechanische Werkstatt, geschulte Arbeiter und relativ großer Zeitaufwand erforderlich sind, und was nach mehrmaliger Wiederholung eine gänzliche Erneuerung des Ventils nötig macht. 2. Bei H. B.-Ventilen leichtes und schnelles Auswechseln der Ringe (die als billiges, normalisiertes Massenfabrikat hergestellt werden), was nicht nur keinerlei Einrichtung erfordert, sondern sogar ohne jedes Werkzeug mit freier Hand ausgeführt wird. Darüber, daß diesem zweiten Verfahren große betriebstechnische Vorzüge innewohnen, wird kein Praktiker im Zweifel sein können. Wie wenig begründet übrigens Herrn Brandts Zweifel an der Dichtheit der H. B.-Ventile sind, erweisen die Ergebnisse der an verschiedenen Orten ausgeführten Messungen an größeren Wasserwerkspumpmaschinen, welche volumetrische Wirkungsgrade von beispielsweise 97,7 v. M., 98,5 v. H. und 99,2 v. H. ergaben. Das sind Werte, von denen insbesondere der letzte auch höchste Ansprüche befriedigen dürfte. Diese Werte wurden zudem sämtlich nicht nur bei der Inbetriebsetzung, sondern nach mehrmonatigem Betrieb ermittelt. Daß überhaupt ein auf praktische Erprobung der H. B.-Ventile gegründetes Urteil erheblich günstiger ausfällt, als es sich Herr Brandt durch lediglich auf allgemeiner Erfahrung basierende Spekulation bildete, wird u.a. in recht auffälliger Weise durch die Tatsache illustriert, daß erst kürzlich wieder eine der bedeutendsten rheinischen Maschinenfabriken – trotz der ihr bekannten abfälligen Kritik des Herrn Brandt – sich durch Lizenzvertrag das Ausführungsrecht sicherte, nachdem sie etwa 1½ Jahr hindurch die H. B.-Ventile in verschiedensten Pumpengrößen (bis zu 20 cbm Minutenleistung) gründlich ausprobiert hatte. Kaiserswerth-Bockum, 14. Februar 1911. Hoffmann & Brenner.