Titel: Polytechnische Rundschau.
Fundstelle: Band 326, Jahrgang 1911, S. 431
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Polytechnische Rundschau. Polytechnische Rundschau. Schwimmkran. Als Ersatz für den allen Scherenkran hat die österreichische Kriegsmarine im Arsenal von Pola einen neuen Schwimmkran erbauen lassen, der imstande ist, ein Unterseeboot aus 40 m Tiefe ohne Umhängen zu heben. Der Kran wurde von der Prager Maschinenbau-A.-G. geliefert. Der Ponton trägt ein Krangerüst mit zwei wagerechten Kranbalken, auf denen hintereinander zwei Laufkatzen von je 120 t Tragkraft laufen. Die Kranbalken laden nach beiden Seiten des Stützgerüstes aus. Im Ponton ist eine Aussparung vorhanden, durch die hindurch der Lasthaken ins Wasser gesenkt werden kann. Das zu bergende Unterseeboot wird durch beide Laufkatzen quer zur Pontonlängsachse über Wasser gehoben, um die Mannschaft in Sicherheit zu bringen. Dann wird das Boot wieder gesenkt und nun parallel zur Pontonachse bis dicht unter den Ponton gehoben, um es ins Dock zu schleppen. Hierbei greift der eine Lasthaken durch die obenerwähnte Aussparung. Die Hubhöhe über Wasserspiegel beträgt 24 m. Die vordere Laufkatze kann bis 14,5 m, die hintere 1,5 m über die Pontonvorderkante hinausfahren, wenn beide Katzen voll belastet sind. Mit 90 t Last kann die eine Katze allein bis 18 m hinausfahren. Zum Antrieb der Hub- und Fahrwerke dient eine stehende Zwillingsdampfmaschine von 500 Zylinderdurchmesser und 520 Hub; ihre Umlaufzahl beträgt 200. Die Windwerke befinden sich fest auf dem Deck des Pontons. Das Verfahren der Katzen geschieht mittels endloser Seile. Jede Katze wird durch zwei Fahrseilzüge, die symmetrisch zur Längsachse liegen, bewegt. Die Fahrseile laufen über drei Trommeln, die auf derselben Welle sitzen. An deren Enden befinden sich die Trommeln für das Fahrseil der hinteren, in der Mitte die Doppeltrommel für das Fahrseil der vorderen Katze. Die Last hängt an acht Seilenden. Die Seilführung des Hubseiles einer Katze ist folgende: das eine Ende ist an einer Trommel befestigt, auf die das Seil in mehreren Lagen aufgewickelt wird. Das andere Ende wird über Leitrollen auf die Höhe eines eisernen Gerüstes geführt; dort bildet es eine Schleife, in der ein Spanngewicht eingehängt ist. Von hier wird es wieder herunter zur Winde geführt, wo es neunmal um zwei Reibungstrommeln geschlungen ist. Das ablaufende Ende wird zur Katzenfahrbahn hochgeführt, läuft hier über die festen Rollen im Katzenrahmen und die losen in der Unterflasche zur Umkehrrolle am vorderen Auslegerende. Von hier aus kehrt es längs der Fahrbahn zurück zum Festpunkt am hinteren Auslegerende. Bei 64 m Gesamthubhöhe und achtfacher Uebersetzung im Flaschenzug hat die Trommel 512 m Seil aufzuwickeln; dies geschieht in fünf Lagen übereinander. Die Spannung des auf die Trommel aufzuwickelnden Seiles beträgt 2500 kg. Das von den Reibtrommeln zur Katze laufende Seil ist einschließlich aller Rollenwiderstände bei der Probelast 150 t mit 31300 kg belastet. Jedes Hubseil ist 800 m lang; der Durchmesser beträgt 55 m, die Drahtzahl 792 und die Drahtstärke 1,4 mm. Das Material ist Patentgußstahl mit kz = 16000 kg/qcm. Die rechnungsmäßige Bruchlast beträgt 192 t. Die Bewegungsübertragung von der Dampfmaschine auf die Triebwerke geschieht durch Sehneckengetriebe und Stirnräder. Das Einschalten der einzelnen Triebwerke geschieht durch Reibkupplungen. Die Hubwerke sind für zwei verschiedene Geschwindigkeiten eingerichtet. Die Kupplungen der Fahr- und Hubwerke werden hydraulisch betätigt; ein kleinerer Akkumulator im Maschinenraum sowie eine Druckpumpe versorgt die Zylinder der Umsehaltvorrichtungen mit Preßwasser. Zeigerwerke zeigen die jeweilige Stellung der Katzen sowie der Lasthaken an. In den äußersten Stellungen der Katzen werden deren Fahrwerke selbsttätig ausgeschaltet. Dies geschieht durch Betätigung der Kupplungszylinder von den Zeigerwerken aus. Die Laufkatzen besitzen acht Stahlgußräder. Die Stützen des Krangerüstes sind mit dem Pontondeck nicht fest verbunden, sondern ruhen gelenkig in kugelförmigen Auflagern. Auch die Verbindung der Kranbalken mit dem Stützgerüst ist derart, daß beide sich unabhängig voneinander deformieren können. Auf dem Pontondeck befinden sich vier Dampfspills von je 5 t Zugkraft. Unter Deck stehen drei Kessel, Dampfpumpen, zwei Schraubenantriebsmaschinen, eine Dynamo für Licht, eine Kondensationsanlage, eine Kreiselpumpe für Ballastwasser. Die Kessel haben je 94,3 m Heizfläche, die Dampfspannung beträgt 8 at, die Verbundschiffsmaschine leistet 255 PS bei n = 165. Der Ballast ist zum Teil fester Betonballast und ist so verteilt, daß der unbelastete Kran nahezu wagerecht schwimmt. Die Last selbst wird durch Wasserballast ausbalanciert. Arbeitsgeschwindigkeiten: Heben   30 t v = 4,5  m i. d. Min.120 t v = 1,5   „        „240 t v = 0,75 „        „ Pontonfahren 3.4 Knoten im Durchschnitt. (Beran.) [Zeitschr. d. Vereins deutscher Ingenieure 1911, S. 750–759.] Ds. ––––– Verhalten des Zements gegen Flüssigkeiten und Säuren. Alle Flüssigkeiten, die sauer reagieren, greifen den Beton an. Säuren, wie Salzsäure, Salpetersäure und Kohlensäure, die mit dem Kalk des Zements leicht lösliche Kalksalze bilden, wirken stärker auf den Beton als solche Säuren, die schwerlösliche Kalksalze bilden, wie schweflige Säure, Schwefelsäure und Flußsäure. Die letztgenannten Salze bilden unter Umständen eine Schutzschicht. Die organischen Säuren wirken weniger ungünstig, außer der Ameisensäure und Essigsäure. Von den Salzlösungen sind Kochsalz, Chlorkalium, Soda, Pottasche unschädlich, Salmiak und Glaubersalz schädlich. Teere, Oele und fetthaltige Flüssigkeiten wirken im allgemeinen nicht auf den erhärteten Beton ein, wenn sie nicht mit der Zeit durch Oxydation sauer werden. Bei Oelen mit Fettsäuren sind Schutzanstriche nötig. Die Magnesiumsalze des Meerwassers und der hydrolitisch abgespaltene Kalk des Zements setzen sich in Magnesiumhydroxyd und Gips unter Volumenvermehrung und Sprengung des Zements um. Der im Meerwasser enthaltene Gips bildet mit dem Zement ein Tonerdekalksulfat, das unter Aufnahme von Wasser und starker Volumenvermehrung auskristallisiert. Rohland schlägt daher vor, für das Seewasser bestimmte Betonblöcke erst im Süßwasser erhärten zu lassen. Eisenbetonpfähle sollten bei Seewasserbauten erst nach vollkommener Erhärtung verwendet werden. Das Eisen im Beton ist durch alkalische Reaktion des Zements vor der Oxydation geschützt. Das Eisen darf nicht in unmittelbare Verbindung mit dem Meerwasser kommen, weil es durch den Gehalt des Meerwassers an Chloriden oxydiert. Schwefelverbindungen bilden mit dem im Zement enthaltenen Eisen Eisensulfid, das durch Oxydation in Ferrosulfat übergeht. Schwefelhaltige Thermalquellen dürfen daher nicht in Eisenbetonrohren ohne Schutzanstrich geleitet werden. Der Anstrich von Eisenbetonwandungen mit Oelen, Paraffinen und Lacken ist nicht immer dauerhaft, weil der bei dem Anrühren des Zements hydrolitisch abgespaltene Kalk die in diesen Anstrichen enthaltenen Fette verseift. Zum Schutze von großen Zementflächen, Talsperren, Eisenbetonrohren wird ein asphaltartiges Produkt „Nigrit“ empfohlen, das gegen 1–1½ prozentige Säuren, kohlensäurereiches Wasser und Ammoniakwasser genügend Schutz bietet. (Rohland.) [Beton und Eisen 1911, S. 137 und 138.] Weiske. ––––– Wasserkraft-Elektrizitätswerk zur Versorgung eines Bergwerksbetriebes. Ein neueres Wasserkraftwerk, welches Strom für den Betrieb von Gruben- und Hüttenmaschinen liefert, hat die Mond Nickel Company an den Wabageshic-Fällen des Vermillion-Flusses in einer Entfernung von 13,6 km von ihrem Werke in Victoria Mines, Ontario, errichtet. Die Hauptmaschine des Werkes ist eine 2200pferdige Wasserturbine für einen Wasserverbrauch von 14,16 cbm. d. Sek., die unter einem Nützgefälle von 15,24 m mit 300 Umdr. i. d. Min. arbeitet und durch eine 2440 mm weite stählerne Druckleitung von 137 m Länge aus einem Staubecken gespeist wird. Die Turbine ist als Zwillingsturbine mit wagerechter Welle gebaut und besitzt aus Eisen gegossene Laufräder sowie ein stählernes Gehäuse. Sie treibt unmittelbar einen Drehstromerzeuger von 1200 KW Leistung, dessen mit 2200 Volt und 60 Perioden i. d. Sek. gelieferter Strom in drei mit Wasser gekühlten und durch Oel isolierten Transformatoren von je 800 KW Höchstleistung auf 16000 Volt Spannung erhöht und durch eine Fernleitung nach dem Schmelzwerk der genannten Gesellschaft übertragen wird. Hier ist eine Umformerstelle für 3 × 350 KW-Leistung vorhanden, welche den Strom mit 600 Volt weitergibt. Die Fernleitung führt dann noch 4 km weiter zum Schacht der Gesellschaft, wo der Fördermaschine Strom von 500 Volt zur zur Verfügung gestellt wird. Die Art der Antriebe bedingt, daß die Belastung des Werkes sehr stark schwankt. Beim Einschalten des Fördermotors steigt die Belastung von dem etwa 800 KW betragenden Mittelwerte plötzlich bis auf 1300 KW. Nichtsdestoweniger hat sich die Anlage sehr gut bewährt. Außer der Hauptmaschine enthält das Kraftwerk noch eine Erregergruppe, bestehend aus einer wagerechten Turbine und einem 50 KW-Stromerzeuger, die bei 875 Umdr. i. d. Min. und 15,24 m Gefälle 0,76 cbm i. d. Sek. verbraucht. [Proceedings of the Institution of Civil Engineers 1910–11, Bd. 1, S. 422.] H. Wasserkraft anläge der Western Canada Power Company. Ein neues, für eine endgültige Maschinenleistung von 50000 PS bemessenes Wasserkraft-Elektrizitätswerk wird von der Western Canada Power Company am Stave River, etwa 56 km westlich von Vancouver, errichtet. Das Werk nutzt den Stave Lake, einen See von 14,4 km Länge und 1,6 km mittlerer Breite, welcher 11,2 km weiter flußaufwärts im Tale des Stave River gelegen ist, als Staubecken aus. Zu diesem Zwecke wird der See durch einen 44,2 m langen, 22,86 m hohen Staudamm aus Beton, welcher 12,19 m Kronen- und 24,38 m Sohlenbreite besitzt, derart abgedämmt, daß ein Becken von 25,6 km Länge, 51,2 qkm Wasseroberfläche und 39640000 cbm nutzbarem Wasserinhalt gebildet wird. Die Höhe des Wasserspiegels über dem 11,2 km entfernten Einlauf der Druckrohre, die zunächst 4,88 m beträgt, soll bei dem späteren Ausbau auf 7,62 m gesteigert werden, wodurch die für die weiteren Maschineneinheiten erforderliche Staumöglichkeit geschaffen werden soll. Das gegenwärtig verfügbare Gefälle von 27,43 bis 30,5 m Höhe wird mit Hilfe von zwei 50,5 m langen Druckrohren von 4520 mm Weite in zwei mit 6500 KW-Dynamos gekuppelten 13000 pferdigen Hauptturbinen sowie in zwei 500 pferdigen Erregerturbinen verwertet, welche durch 1219 mm weite Rohre gespeist werden. Der erzeugte Strom wird in 3000 KVA-Transformatoren auf 60000 Volt erhöht. [The Engineering Record 1911, S. 208 bis 211.] H.