Titel: Kleinere Mitteilungen.
Fundstelle: Band 321, Jahrgang 1906, Miszellen, S. 240
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Kleinere Mitteilungen. Kleinere Mitteilungen. Ueber Gewinnung von Kohlenstoff – Russ und Graphit – aus Acetylen und Metallcarbiden.Vortrag, gehalten in Sektion V – angewandte Chemie – der Naturforscherversammlung in Meran, den 26. 9. 1905, von Prof. Dr. Adolph Frank-Charlottenburg. Zeitschrift für angewandte Chemie 1905, Bd. 18, Heft 44. Entzündet man stark zusammengepresstes Acetylen durch den elektrischen Funken, so zerfällt es in seine Bestandteile Kohlenstoff und Wasserstoff. Neben dem als Russ abgeschiedenen Kohlenstoff entstehen aber auch teerartige Stoffe. Diese störende Nebenwirkung zu beseitigen gelang dem Vortragenden in Gemeinschaft mit seinem Sohne Dr. Albert Frank und Dr. N. Caro, indem sie nicht reines Acetylen, sondern ein Gemisch von Acetylen mit Kohlenoxyd oder Kohlensäure durch den Funken zur Explosion brachten. Der Vorgang verläuft dann nach der Formel: C2H2+ CO = 3C + H2O beziehungsweise 2C2H2 + CO2 = 5C + 2H2O. Es wird also auch der im Kohlenoxyd bezw. Kohlendioxyd enthaltene Kohlenstoff abgeschieden. Der Anfangsdruck des Gasgemisches darf nicht kleiner als 6 at sein, damit die Zündung gelingt; durch die Explosion steigt der Gasdruck vorübergehend auf 40–50 at (bei 14 at Anfangsdruck auf 125 at). Es ist also grosse Vorsicht und die Verwendung zuverlässiger, geprüfter Stahlgefässe geboten. Die Ausbeute beträgt etwa ⅚ der berechneten Kohlenstoffmenge. Der gewonnene, von teerigen Stoffen freie Russ ist von vorzüglicher Beschaffenheit und übertrifft, wie Frank angibt, an Feinheit, Schwärze und Deckkraft die besten amerikanischen Marken von Gasruss. Sein spez. Gewicht (1,93–2,0) ist höher als das des gewöhnlichen Russes (1,7 im Durchschnitt), die elektrische Leitfähigkeit grösser als bei diesem. Statt auf dem Umwege über das Acetylen kann man auch geraden Wegs den im Calciumcarbid enthaltenen Kohlenstoff in Freiheit setzen, indem man das Carbid in einem Strome von Kohlenoxyd (oder Kohlensäure) erhitzt. Dann entsteht nach der Formel C2Ca + CO = 3C + CaO Kohlenstoff in Form von Graphit, den man durch Abschlämmen und Behandlung mit Säure von dem Kalk und anderen Verunreinigungen des Rohmaterials befreien kann. Dieser Graphit ist feinschuppig und hinterlässt beim Verbrennen ein wenig Asche; sein spez. Gewicht ist 2,0–2,05. Wegen seiner grossen Härte soll sich dieser Graphit vorzüglich zu Schleifkontakten eignen, anderseits wegen seiner Reinheit zu elektrochemischen Zwecken und als Anstrichmasse brauchbar sein. Die beschriebene Umsetzung lässt sich auch zum Zementieren und Härten des Eisens verwenden, indem man dieses mit Carbidpulver bedeckt und in geschlossener Muffel in Kohlenoxydstrom erhitzt; der hierbei ausgeschiedene Kohlenstoff wird von Eisen mit Leichtigkeit aufgenommen, so dass es auf grössere Tiefe gehärtet oder verstählt wird. Beim Silber kann man durch eine gleichartige Behandlung eine dem Ton des sogen. oxydierten Silbers entsprechende Schwarzfärbung erhalten. Arndt. Kann ein Element sowohl positive wie negative Jonen bilden?M. Le Blaue, Zeitschrift für Elektrochemie, 11, 813–818. Das Tellur, das trotz seines metallischen Aussehens wegen seiner nahen Verwandschaft zum Schwefel und Selen als Nichtmetall zu gelten hat, zeigt seine eigentümliche Zwitterstellung auch dadurch, dass es durch den elektrischen Strom in Kalilauge gelöst wird, sowohl wenn man es als Kathode, als auch wenn man es als Anode benutzt. Im anodischen Verhalten erweist es sich also als Metall, während es andererseits als Kathode sich gleich verhält wie Schwefel und Selen und nicht wie ein Metall (das an der Kathode nicht gelöst, sondern im Gegenteil aus seiner I Lösung durch den Strom ausgefällt würde). Die in der Ueberschrift aufgeworfene Frage kann also wohl bejaht werden. Arndt. Bücherschau. Abhandlungen aus dem Gebiete der technischen Mechanik von O. Mohr. 459 Seiten. Berlin, 1906. Wilh. Ernst & Sohn. Das vorliegende Buch ist, wie schon der Titel sagt, kein Lehrbuch der technischen Mechanik, sondern eine Sammlung von zwölf innerhalb der Jahre 1860–1903 in verschiedenen Zeitschriften erschienenen Aufsätzen des Verfassers. Ueber den Inhalt geben am besten die Ueberschriften der einzelnen Abhandlungen Aufschluss: I. Das Gleichgewicht und die unendlich kleinen Bewe-gungen eines starren Körpers. II. Die Grundzüge der graphischen Statik. III. Die Geometrie der Massen. IV. Die Bewegung ebener Getriebe. V. Welche Umstände bedingen die Elastizitätsgrenzen undden Bruch eines Materials. VI. Graphostatische Darstellung der neueren Lehre vomErddruck. VII. Die Spannungen im prismatischen Balken. VIII. Der kontinuierliche Balken. IX. Die elastische Linie. X. Der vollwandige Bogenträger mit Kämpfergelenken. XI. Das ebene Fachwerk. XII. Das Raumfachwerk. Auf alle Abhandlungen kann hier nicht eingegangen werden, ihr Inhalt ist zum Teil schon Allgemeingut der Ingenieurwissenschaft geworden, und es ist mit Freuden zu begrüssen, dass der Verfasser den reichen Ertrag seiner Lebensarbeit in dem vorliegenden Werk gesammelt und systematisch geordnet hat. Der Verfasser zeigt sich in allen Aufsätzen als Meister der geometrischen Darstellung mechanischer Begriffe und Vorgänge; dabei ist nirgends das graphische Rechnen einseitig bevorzugt, sondern wo es sich der Einfachheit oder Genauigkeit wegen empfiehlt, die analytische Behandlung der jeweils vorliegenden Probleme und Aufgaben gewählt. Wie aus der Zusammenstellung der Ueberschriften ersichtlich, behandelt die Mehrzahl der Aufsätze Probleme aus der graphischen Statik der Baukonstruktionen. Die Gesamtheit der hierauf bezüglichen Abschnitte kann als eine erschöpfende Zusammenfassung und klare Darstellung alles wesentlichen auf diesem Gebiete angesprochen werden, und so wird auch das Buch vor allem im Kreise der Bauingenieure seine Leser finden. Es sei aber hier darauf hingewiesen, dass insbesondere die Abschnitte I, IV und V von ganz allgemeinem Interesse sind und vor allem dem Maschineningenieur zur Lektüre warm empfohlen werden können. Die graphische Behandlung der Beschleunigungsverhältnisse ebener Getriebe wird vielen neu sein und es ist zu hoffen, dass das vorliegende Werk zur Verbreitung dieser interessanten und praktischen Anwendung graphischen Rechnens beiträgt. Die Abhandlung V betrifft die vielumstrittene, wiswenschaftlich und praktisch gleich wichtige Frage nach dem gesetzmässigen Zusammenhang der zulässigen Spannungen bei verschiedenen Arten von Materialbeanspruchung. Solange diese Frage nicht geklärt ist, schweben streng genommen alle Berechnungen von Konstruktionsteilen, die auf zusammengesetzte Festigkeit beansprucht werden, in der Luft. Der Verfasser geht der Sache herzhaft zu Leibe, zeigt dass keine von den bisher aufgestellten Theorien, auch nicht diejenige, welche heute fast allgemein solchen Rechnungen zugrunde gelegt wird, stichhaltig ist und stellt eine neue Theorie, die sich den Versuchsergebnissen mit dem wichtigsten Konstruktionsmaterial, nämlich Stahl und Eisen, sehr gut anpasst. Insofern verdient diese Abhandlung als ein ganz wesentlicher Fortschritt besondere Beachtung von seiten aller Ingenieure; in neueren Lehrbüchern der Festigkeitslehre ist ihr diese Beachtung schon in vollem Masse zu Teil geworden. In die theoretischen Ableitungen und Erörterungen sind überall eine Reihe von Beispielen eingeflochten, die nicht nur geschickt gewählte Anwendungen der Theorie darstellen, sondern auch vorbildliche Muster hinsichtlich praktischer Anordnung der zeichnerischen und rechnerischen Ergebnisse sind. Das Buch ist keine leichte Lektüre, sondern verlangt von dem Leser scharf konzentriertes Mitdenken, aber die daran gesetzte Arbeit wird reichlich belohnt durch fruchtbare Vertiefung der Erkenntnis und nutzbringende Vermehrung des wissenschaftlichen Handwerkzeuges. Die äussere Ausstattung ist vorzüglich; die Figuren sind von ausgezeichneter Schärfe und Klarheit, und was das Lesen sehr erleichtert, so verteilt, dass man fast immer Figur und zugehörigen Text gleichzeitig vor Augen hat, ohne zurückzublättern. Berlin, April 1906. Dr.-Ing. Roth. Thermodynamik technischer Gasreaktionen. Sieben Vorlesungen von Dr. F. Haber, a. o. Professor an der technischen Hochschule, Karlsruhe i. B. XII und 296 Seiten 8°. Mit 19 Abb. München, Berlin. R. Oldenbourg. Die Thermodynamik behandelt bekanntlich die Beziehungen zwischen Wärme und mechanischer Energie Ihre wichtigste praktische Anwendung findet sie in der Wärmemechanik, die uns in Dampfmaschinen und Gasmotoren die Umwandlung von Wärmeenergie in Arbeit rechnerisch verfolgen lehrt Wie sich aber diese Energieänderungen z.B. für die Vereinigung von Stickstoff und Sauerstoff zu Stickoxyd berechnen lassen, damit hat man sich bisher weniger beschäftigt. Und doch ist auch diese Frage für die Technik wichtig, weil mit ihr das vielbesprochene Problem verkettet ist, Salpetersäure aus der Luft billig herzustellen. Mit Freude ist es deshalb zu begrüssen, dass Haber in dem vorliegenden Werke mit klarer und sachgemässer Darlegung die Lücke ausfüllt. In der Einleitung baut er auf Grund der einfachen und sicheren Gesetze, die uns die Thermodynamik gibt, in übersichtlicher Weise die Formel auf, die den Zusammenhang zwischen Wärmetönung, Reaktionsenergie und Temperatur darstellt In der Folge wendet er sie auf eine wohlgeordnete Reihe von Gasreaktionen an; unter anderen behandelt er die Bildung von Salzsäure aus Wasserstoff und Chlor, den Wassergasprozess, den Zerfall der Kohlensäure bei sehr hohen Temperaturen, die Chlorgewinnung aus Salzsäure nach Deacon, das Schwefelsäurekontaktverfahren und die schon oben erwähnte Stickoxydbildung. Aus dem Zahlenmaterial, das in der Literatur weit verstreut ist, hat Haber mit sicherer Hand die wesentlichsten Ergebnisse herausgehoben, und, was noch wertvoller ist, er kennzeichnet ihre mehr oder weniger grosse Zuverlässigkeit mit kurzen Worten. Der Zusammenhang veranlasst ihn auch eingehend zu erörtern wie man die spezifische Wärme der Gase experimentell bestimmt und wie hohe Temperaturen gemessen werden. Zum Schluss bespricht er den Verbrennungsvorgang in der Bunsenflamme, die seit der Einführung des Gasglühlichtes auch in der Beleuchtungstechnik eine so grosse Rolle spielt. Das treffliche Buch ist, wie ich wohl kaum noch zu betonen brauche, auf das wärmste zu empfehlen. Arndt. Lehrbuch der praktischen Physik. Von F. Kohlrausch. Zehnte vermehrte Auflage. Berlin und Leipzig, 1905. B. G. Teubner. Wenn von einem Buch, das zunächst für den Physiker geschrieben war, das 23.–27. Tausend erscheint, so ist dies allein schon ein sprechender Beweis für das Bedürfnis, dem es dient. In der Tat wird kaum jemand, der mit genaueren Messungen irgend welcher Art sich zu befassen hat, des vorliegenden Buches entraten können Gegenüber der neunten Auflage (1901), die in einem früheren Bande dieser Zeitschrift von dem Unterzeichneten eingehend besprochen wurde, ist abermals eine Erweiterung des Inhalts zu verzeichnen, die diesmal hauptsächlich den Berechnungen von Versuchresultaten durch die Methode der kleinsten Quadrate, Beobachtungen an ionisierten Gasen, Drehstrommessungen, Temperaturmessungen mit dem optischen Pyrometer und den Arbeiten mit Gasen gewidmet ist. Durch seine zahlreichen experimentellen Arbeiten und durch seine Stellung als Präsident der Reichsanstalt war Kohlrausch in der glücklichen Lage, einen sehr vollständigen Ueberblick über die messende Physik zu haben und sich zum Zwecke der Erweiterung der einzelnen Kapitel berufene Mitarbeiter an seinem klassischen Buch suchen zu können. Aeusserlich beträgt die Vermehrung gegen früher 46 Seiten. K. T. Fischer, München. Eingesandt. Ausstellung für die Härtetechnik Wien ab 1. Mai 1906. Auf Grund der nunmehr abgeschlossenen Anmeldungen kann festgestellt werden, dass die Ausstellung eine ziemlich lückenlose Uebersicht der gesamten Härtetechnik bieten wird. Die wissenschaftliche Bearbeitung dieses Gebietes wird durch Versuchsanordnungen und Apparate zur Bestimmung der Härte, ferner durch die einschlägige Literatur dargestellt werden. Von den Einrichtungen zur Stahlhärtung sind besonders die zahlreich angemeldeten Härteöfen zu erwähnen und zwar sowohl Konstruktionen für die Feuerung mit festen, flüssigen und gasförmigen Brennstoffen, als auch Oefen für den elektrischen Betrieb. Die Vorführung von Werkzeugen aus verschiedenen gehärteten Stählen wird auf einer Anzahl von Werkzeugmaschinen neuester Bauart für den Schnellbetrieb erfolgen. Eine Veranschaulichung der all gemeinen Bedeutung der Härtetechnik wird durch eine Gruppe von solchen Erzeugnissen geboten werden, bei deren Herstellung das Härten eine wesentliche Rolle spielt. Es ist gelungen, für die Abhaltung von Vorträgen über Stahl und Stahlhärtung während der Ausstellungsdauer eine Anzahl hervorragender Fachkräfte zu gewinnen. Ebenso ist die Durchführung der Härteübungen unter der Leitung erfahrener Praktiker gesichert. Wegen Auskünfte wolle man sich an den Gewerbeförderungsdienst des k. k. Handelsministeriums wenden, in dessen Amtsgebäude Wien IX, Severinsgasse 9, die Ausstellung in mehrmonatlicher Dauer abgehalten werden wird. Der Direktor des k. k. Gewerbeförderungsdienstes: Exner,                         k. k. Sektionschef.