Titel: Bücherschau.
Fundstelle: Band 325, Jahrgang 1910, Miszellen, S. 79
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Bücherschau. Bücherschau. Die Betriebsleitung insbesondere der Werkstätten. Autorisierte deutsche Ausgabe der Schrift „Shop management“. Von Fred. W. Taylor, Philadelphia. Von A. Wallichs, Professor an der Technischen Hochschule zu Aachen. Berlin 1909. Julius Springer. Preis geb. 5.– M. Ein Buch, das den Namen Fred. W. Taylors auf seinem Titelblatte trägt, wird immer von vornherein der Beachtung wert erscheinen. Und wenn man das vorliegende Werk gelesen hat, dann hat sich dieses „Vorurteil“ zum lebhaftesten Danke an den Uebersetzer und den rührigen Verlag verdichtet, die es jetzt dem deutschen Leser ermöglicht haben, sich mit größerer Leichtigkeit über die Gedanken jenes genialen Organisators Klarheit zu verschaffen. Ich verzichte auf eine eingehende Besprechung des Buchinhalts an dieser Stelle: sie kann keinen Begriff verschaffen von der Fülle von Anregungen, die das Lesen des nur 117 Seiten umfassenden Werkchens zu geben vermag. Nur muß es richtig gelesen werden. Taylor gibt ein „System“, er stellt die Grundlinien einer folgerichtig durchdachten Organisation des Löhnungswesens vor unsere Augen, einer Organisation, die sich unter seiner und seiner Schüler Leitung in Amerika in so manchen Fällen glänzend bewährt hat. Aber er sagt nicht, daß es nun richtig sei, unter allen Umständen gerade sein „System“ durchzuführen. Ich bin nach dem Lesen dieses Buches überzeugt, daß Taylor der erste wäre, der unter gänzlich veränderten wirtschaftlichen Verhältnissen von dem „System“ abgehen würde. In diesem selbst sehe ich auch gar nicht die großen Vorzüge des Buches, sondern in der Art, wie Taylor seine Untersuchungen führt, in der unerbittlichen Logik, mit der er seine Vorschläge zur Gesundung der sozialen Verhältnisse entwickelt. Der Betriebsingenieur, der aus irgendwelchen Gründen von der Einführung des Taylorschen Systems“ im vollen Umfange absieht, der z.B. ganz ruhig bei dem in Deutschland herrschenden Stücklohn bleibt, wird doch den „Wert der wissenschaftlichen Zeitstudien“ nicht unterschätzen können, auch für ihn sollte der Grundsatz „hohe Löhne bei niedrigen Herstellungskosten“, soweit sein System es zuläßt, der Leitstern werden, der Wert von Normalien ist auch in seinem Betriebe gar nicht hoch genug zu schätzen, das Fehlen eines „Arbeitsbureaus“ hat er vielleicht schon oft bitter beklagt und in unangenehmster Weise empfunden, daß es schwerlich einen Menschen gibt, der den so ungemein verschiedenen Anforderungen an den „Meister“ in einer Maschinenfabrik voll gerecht zu werden vermöchte. („Und sollte wirklich einer gefunden werden, dann mache man ihn lieber zum Direktor anstatt zum Meister“ sagt Taylor.) So wird meines Erachtens selbst der wertvolle Winke für sein Arbeiten dem Buche entnehmen, der gar nicht daran denkt, zu dem Taylorschen Lohnsystem, dem „Differentiallohnverfahren“ überzugehen. Ob er allerdings dann, wenn er alle jene Verbesserungen durchgeführt hat, deren Nutzen auch bei Beibehaltung z.B. des gewöhnlichen Stücklohns auf der Hand liegt, nicht doch durch die zwingende Logik der Taylorschen Ausführungen auch zu einem Versuch mit seinem Lohnsystem schreiten wird, wollen wir dahingestellt sein lassen. Aus dem Werke von Lilienthal über die Fabrikorganisation von Ludwig Loewe & Co. geht hervor, daß manche der von Taylor entwickelten Gedanken auch in europäischen Werkstätten schon jetzt sich haben verwirklichen lassen. Ich will damit nicht etwa behaupten, daß es sich bei der Loeweschen Organisation einfach um Umsetzung von anderer Seite ausgesprochener theoretischer Gedanken in die Praxis gehandelt habe; die Anführung dieses Beispieles soll nur zeigen, daß die Richtlinien Taylors auch in Europa, also unter vollkommen veränderten Verhältnissen, sich schon als richtig erwiesen haben. Während aber Lilienthal nur das Gewordene zeigt, die ganze fertige Organisation, wie sie heute arbeitet, uns vor Augen stelltSiehe meine Besprechung in D. p. J. 1908; Bd. 323, S. 304., erleben wir bei Taylor das Werden mit, wir sehen, wie es dem Verfasser gelingt, durch zielbewußtes Vorgehen, durch beharrliches Festhalten an einmal als richtig erkannten Grundsätzen die ungeheuren Schwierigkeiten zu überwinden, die jeder Neueinrichtung, mag sie für alle Beteiligten noch so günstig sein, infolge des Beharrungsvermögens der Menge, namentlich in alten Werken, nun einmal entgegenstehen. Das muß für jeden wirklich fortschrittlichen Betriebsingenieur ein Ansporn zur Nacheiferung sein, nicht etwa genau das zu tun, was Taylor vor ihm getan hat, sondern das, was er selbst für richtig erkannt hat, so zu tun wie Taylor. Liegt hierin schon ein bedeutender erzieherischer Wert des Buches, so muß ein solcher namentlich auch in der Offenheit erblickt werden, mit der hier die Erfahrungen einer jahrzehntelangen Praxis, die Ergebnisse schwieriger Arbeiten auf organisatorischem Gebiete der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Wohl konnte ich mehrfach an dieser Stelle berichten, daß auch bei uns das alte Vorurteil durchbrochen sei, über innere Werkseinrichtungen dürfe auch nicht das geringste ohne schwere geschäftliche Schädigung an die Oeffentlichkeit gebracht werden, aber noch handelt es sich bei uns um ganz vereinzelte Fälle und es ist gut, wenn ein Buch, wie das vorliegende, einmal wieder zeigt, wie großzügig man „drüben“ in diesen Dingen denkt, wo der Geschäftsman doch sicher an „smartness“ nichts zu wünschen übrig läßt. Gegenüber solch unleugbaren und bedeutungsvollen Vorzügen des Taylorschen Buches darf es nicht in Betracht kommen, wenn man nicht mit allen Einzelheiten einverstanden ist, wie etwa der schriftlichen Unterweisung des Arbeiters über die Art der Durchführung seiner Arbeit usw. Der „Uebersetzer“ hat recht getan, nicht eine möglichst wortgetreue Wiedergabe des englischen Textes, sondern eine zusammenfassende Bearbeitung zu geben, die alles wesentliche bringt und sich wie ein Original liest. Friedrich Meyenberg. Bei der Redaktion eingegangene Bücher. Technische Messungen bei Maschinenuntersuchungen und im Betriebe. Zum Gebrauch im Maschinenlaboratorium und in der Praxis. Von Professor Dr.-Ing. A. Gramberg, Dozent an der Technischen Hochschule Danzig. Zweite, umgearbeitete Auflage. Mit 223 Abb. Berlin 1910. Julius Springer. Leitfaden der Baustofflehre. Für Baugewerkschulen und verwandte bautechnische Fachschulen. Von K Jessen, Königl. Regierungs- u. Gewerbeschulrat zu Magdeburg und Professor M. Girndt, Oberlehrer an der königlichen Baugewerkschule zu Magdeburg. Dritte vermehrte Auflage. Mit 77 Abb. Leipzig und Berlin 1910. B. G. Teubner. Preis geh. M. 1,80. Mörteluntersuchungen. Von Professor Hermann Germer, Ingenieur an der königlichen Baugewerkschule. Teil 1 u. 2. Teil 1 Text, Teil 2 Tafeln. Berlin 1910. Tonindustrie-Zeitung G. m. b. G. B. G. Teubners Sammlung von Lehrbüchern. Auf dem Gebiete der mathematischen Wissenschaften. Mit Einschluss ihrer Anwendungen. Band 32,1. Sammlung von Aufgaben zur Anwendung der Differental- und Integralrechnung. Von Friedrich Dingeldey, o. Professor an der Technischen Hochschule zu Darmstadt. 1. Teil: Aufgaben zur Anwendung der Differentalrechnung. Mit 99 Abb. Leipzig und Berlin 1910. B. G. Teubner. Preis geb. M. 6,–. Baukonstruktionslehre. Leitfaden für den Unterricht an Baugewerkschulen und verwandten technischen Lehranstalten. Von Otto Frik und Karl Knöll, Oberlehrer an der königl. Baugewerkschule zu Königsberg i. Pr. 1. Teil. Mit 240 Abb. Leipzig und Berlin 1910. B. G. Teubner Preis geh. M. 2,60. Leitfaden für Deutsch und Geschäftskunde an Baugewerkschulen und verwandten Lehranstalten. Teil II. Geschäftsbriefe, Geschäftskunde und amtliche Eingaben. Bearbeitet von P. Niehus, Kgl. Baugewerkschullehrer zu Magdeburg und K Bode, Kgl. Baugewerkschullehrer zu Hildesheim. Zweite Auflage. Leipzig und Berlin 1910 B. G. Teubner. Preis geh. M. 1,80. Desgl. Teil IV. Doppelte Buchführung. Bearbeitet von P. Niehus, Kgl. Baugewerkschullehrer in Magdeburg. Leipzig und Berlin 1910. B. G. Teubner. Preis geh. M. 2,40. Radiatoren-Kalender. Ausgabe 1910. Heiztechnischer Leitfaden für die Verwendung von Lollar-Kesseln und Radiatoren. Buderussche Eisenwerke, Wetzlar. Gnom-Kalender. 14. Jahrgang, 1910. Gustav Kleemann, Hamburg. Beton-Taschenbuch. 1910, 1. bis 2. Teil Berlin. Zement- und Beton-G. m. b. H. Tonindustrie-Kalender. 1910, Teil 1, 2, 3. Berlin. Tonindustrie-Zeitung. Eingesandt. Preisausschreiben. Der Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes setzt einen Preis von M. 5000,– aus für die beste als ausreichend anerkannte Arbeit über die „direkte Umsteuerung von Verbrennungskraftmaschinen“. Folgende Verbrennungskraftmaschinen dürften in Frage kommen: 1. Viertaktmaschinen mit elektrischer Zündung. 2. Zweitaktmaschinen mit elektrischer Zündung. 3. Viertaktmaschinen mit Glühkopfzündung 4. Zweitaktmaschinen mit Glühkopfzündung. 5. Viertaktmaschinen mit Selbstzündung (Bauart Diesel, Lietzenmayer usw.). 6. Zweitaktmaschinen mit Selbstzündung (Bauart Diesel, Lietzenmayer usw.). Um diese Verbrennungskraftmaschinen für Schiffszwecke verwendbar zu machen, muß eine Vorrichtung getroffen sein, um die Schiffsschraube umzusteuern. Bis zu gewissen Größen ist es möglich, entweder ein Wendegetriebe zwischen Propellerwelle und Motor zu schalten oder die Schraubenflügel zu verstellen. Des ferneren ist es immer möglich, eine elektrische oder hydraulische oder pneumatische Umsteuerungsvorrichtung einzuschalten. Auf diese Umsteuerungen bezieht sich das Preisausschreiben nicht, sondern lediglich auf solche Einrichtungen, die es ermöglichen, daß die Verbrennungskraftmaschine selbst nach beiden Richtungen hin laufen und ohne weiteres vom Rechtsgang auf den Linksgang und vom Linksgang auf den Rechtsgang umgeschaltet werden kann. Konstruktionen dieser Art sind in neuerer Zeit von Gebrüder Sulzer und von der Firma Friedr. Krupp Aktiengesellschaft, Germaniawerft, verwendet worden; insbesondere sind aber in Amerika eine größere Anzahl Konstruktionen bekannt geworden. Bewerber soll nun eine technisch-wissenschaftliche Arbeit über folgende Punkte liefern: 1. Theoretische Betrachtungen bei Umsteuerung der oben aufgeführten sechs Maschinengattungen. 2. Berechnung der auftretenden Kräfte bei Umsteuerung der obigen sechs Maschinengattungen. 3. Zusammenstellung von Konstruktionen, von Versuchen, von Betriebsergebnissen mit umsteuerbaren Verbrennungskraftmaschinen. 4. Patentliteratur. 5. Literaturzusammenstellung. Die Fragen, welche dieses Preisausschreiben behandelt, sind besonders akut geworden durch die Verwendung von Unterseebooten, durch die Fortschritte im Dieselmotorbau, durch Heizerfragen und durch Entdeckung neuer ausgiebiger Petroleumquellen, besonders in Oesterreich-Ungarn Bewerbungen um Uebertragung der Preisarbeit sind bis zum 1. März d. Js. der Geschäftsstelle des Vereins, Charlottenburg, Berlinerstr. 171/2, zu übersenden. Alsdann wird den BestimmungenDie Bestimmungen des Vereins für Preisbewerbungen lauten:§ 3. Der Vorstand des Vereins fordert unter Festsetzung einer bestimmten Frist öffentlich zur Beteiligung an der Bewerbung auf, wonach der Technische Ausschuß unter den Bewerbern eine Auswahl trifft. Der Technische Ausschuß hat außerdem das Recht, ihm geeignet erscheinende Personen besonders zur Bewerbung aufzufordern.§ 4. Der Vorstand des Vereins fordert alsdann die vom Technischen Ausschusse vorgeschlagenen Bewerber auf, eine ausführliche Disposition einzureichen und den Zeitpunkt der beabsichtigten Fertigstellung der Arbeit anzugeben, weist im übrigen gleichzeitig darauf hin, daß er sich die endgültige Auswahl des Bewerbers ohne Angabe von Gründen vorbehalte.§ 5. Das ausgesetzte Honorar wird ausgezahlt, wenn die Arbeit rechtzeitig eingeht und den Ansprachen des Technischen Ausschusses genügt. Die Arbeit wird durch Zahlung des Honorars Eigentum des Vereins. gemäß der Technische Ausschuß des Vereins über die Auswahl der Bewerber Beschluß fassen und ihnen weitere Mitteilung senden. Berlin, den 7. Januar 1910. Der Vorstand                     des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes